Gastronomie am Land vereinsamt
Gastronomen am Land haben es nicht leicht. Bilanz der WKO zeigt negativen Trend für 2017.
KÄRNTEN, BEZIRK ST. VEIT. Mit acht Schließungen ohne Nachfolge ist Althofen im Jahr 2017 die Gemeinde mit den meisten Schließungen in der Gastronomie im Bezirk St. Veit. Das zeigt die Statistik der Wirtschaftskammer, Fachgruppe Gastronomie mit Stand 31. Dezember 2017.
Nur die Bezirkshauptstadt St. Veit hat ebenso 8 Schließungen vorzuweisen. Jedoch haben hier im Vergleich zu Althofen gleich zehn neue Gastronomiebetriebe aufgesperrt. In Althofen waren es nur 5. Auch Friesach verlor fünf Lokale, vier neue kamen dazu. Neben Althofen und Friesach gibt es auch in Gurk (-2), Kappel (-2), Frauenstein (-1), Mölbling (-1) und Straßburg eine negative Bilanz. Im gesamten Bezirk haben im letzten Jahr 36 Gastronomiebetriebe geschlossen und 34 geöffnet – insgesamt sind es 300, am meisten in St. Veit mit 92.
Gründe für Abgänge am Land
Beste Beispiele für Schließungen sind der Nachfolgermangel, die Schwierigkeit mittlerer Betriebe wirtschaftlich positiv zu bilanzieren und die Abwanderung, die Ort und Region vor Herausforderungen stellt. Auch ein Stadt-Land-Gefälle kann beobachtet werden.
Food Blogger und Genussmensch Dominik Pignet kennt die Gastronomieszene ebenfalls, ihre Höhen und Tiefen: "Die Wirte heutzutage sind leider nicht mehr zu beneiden. Ein Überleben wird für sie immer schwieriger und das obwohl sie unsere Gastrokultur in den Anfängen stark mitgeprägt haben. Vor jedem einzelnen ziehe ich heute meinen Hut!
Drastischer Wandel
Für den Obmann des Vereins Kärntner Wirtshauskultur, Ludwig Graber heißt es sogar: „Stirbt das Wirtshaus – stirbt das Land! Nach dem Bauernsterben, Greißlersterben nun noch das Wirtshaussterben. Viele kleine und mittlere Betriebe können auf Grund ihrer Kleinstrukturiertheit in Kombination mit der überbordeten Bürokratie wirtschaftlich nicht mehr überleben!"
Graber findet klare Worte: "Viele Dörfer mutieren zu sogenannten Schlafdörfern." Guntram Jilka, WKK-Spartenobmann Gastronomie nennt das Aussterben der Dorfwirtshäuser lieber "Strukturwandel": "Das Wirtshaus als Wohnzimmer wird von den Gästen immer weniger gewünscht und die Wirte selbst legen mehr Wert auf Freizeit."
Der Trend vom Wirtshaushucker zum Schnellesser, der Wegfall der großen Portionen zu billigen Preisen und der Aufstieg der Fast Food Betriebe gehören für Jilka zum Wandel. "Die Zeit wird schnelllebiger, im Einkauf muss oft jeder Cent gespart werden."
Neuer Schwung
Graber blickt für die WOCHE in eine vorstellbare Zukunft: "Ein Trend wird sich meiner Meinung nach durchsetzen. Entweder ganz kleine Betriebe mit einer Mikrostruktur, oder ein ganz großer Betrieb mit straffen Strukturen. Die wohlstandbringende Mittelschicht wird – so glaube ich – nur sehr schwer überleben können."
Auch WKK-Mann Jilka ortet neue Trends: "Viele Wirte öffnen nur noch drei bis vier Tage pro Woche und setzen dazu auf Regionalität im Angebot."
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