Bartosiewicz: "Ich bin kein Kumpeltyp"
Robert Bartosiewicz polarisiert. Von der Union Dietach geholt um umzukrempeln. Ein Trainer, der Spiele gewinnen sollte und keinen Beliebtheitswettbewerb. Doch die gewünschten Erfolge bleiben aus und nach gerade einmal 162 Tagen im Amt zieht man in Dietach die Konsequenzen daraus. Ein Blick zurück.
STEYR. Nach einem schlechten Saisonstart und dem Rücktritt von Trainer Harald Molterer, der ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Spielern pflegte, wurde bei der Union Dietach der Ruf nach einem Peitschenknaller laut. Ein Schleifer musste her, um neue, bislang unbekannte, Reize setzen zu können. Unter der Leitung von Robert Bartosiewicz, zuvor SV Sierning, hätten die Dietacher Kicker aus ihrer Komfortzone gerissen und innerhalb von zwei Jahren in die OÖ Liga marschieren sollen.
Zwischenmenschliche Gräben
Nach exakt 162 Tagen im Amt und Tabellenplatz neun wurde der 49-jährige aufgrund fehlender sozialer Kompetenz im Umgang mit Spielern auf Landesliganiveau beurlaubt. „Für mich war es eine Überraschung, dass man mich entlassen hat. Man hat sich innerhalb kurzer Zeit umentschieden. Im Herbst hat man einen Trainer wie mich gebraucht, das war auch die Aussage vom Präsident (Annahme: Willi Prechtl)“, drückt Bartosiewicz sein Unverständnis aus. Die Beziehung zu den Spielern sei grundsätzlich gut gewesen, wenngleich er einen strikten Umgangston einforderte. „Ich bin kein Kumpeltyp. Spieler, die unter meiner Hand trainieren, sprechen mich als „Trainer“ an. In diesem Sinne bin ich mehr ein Lehrer, aber ein strenger Lehrer“, kritisiert der gefeuerte Übungsleiter die Verhaberung zwischen Trainern und Spielern. Für einige Dietacher sei ihr Hobby, in der Freizeit Fußball zu spielen, zu ernst geworden. "Die wollen natürlich alle etwas erreichen. Anerkennung über den Fußball bekommen. Wenn man dann aber hart eingreift werden sie zornig". Trotzdem blieb der in Polen geborene Bartosiewicz seiner Handschrift treu. Auf und neben dem Platz verlangte er eine professionelle Einstellung zum Sport und in der Trainingsmethodik orientierte er sich an vergangenen Tagen im Profibereich. Aufgrund der für ihn erkennbaren Fortschritte und des vorhandenen Potenzials der Mannschaft hätte Bartosiewicz gerne weitergemacht. „Ich verlasse nur sehr ungerne unfertige Projekte“. Die erste Partie der Rückrunde, unter der Leitung des bisherigen Co-Trainers Wolfgang Martl, konnte Dietach gegen die SPG Pregarten mit 3:1 für sich entscheiden.
Fehlende finanzielle Anerkennung
Mit Arbeit, Studium und Familie, weiß der Linzer um die fordernde Doppelbelastung für Fußballer im Amateurbereich und appelliert. „Viele sagen Amateure sollten kein Geld verdienen. Die Steuerfreigrenze liegt bei 540 Euro, das sollten sie auch bekommen“, weist Bartosiewicz auf Missstände hin. Für den 49-jährigen stellt eine angemessene Entlohnung, eine Würdigung dar. Anerkennung für die, im Namen des Vereins, erbrachten Leistungen. In Zukunft möchte sich der Fußballcoach, der bereits beim LASK unter Walter Schachner und Karl Daxbacher als Co-Trainer gedient hat, ähnlichen Aufgaben verschreiben. „Ich werde in Zukunft trotzdem versuchen im Bereich zwischen Landesliga und Regionalliga zu arbeiten, weil ich berufstätig bin und das will ich auch so beibehalten. Ich hatte bereits die Möglichkeit im Profibereich zu arbeiten und das ist wirklich sehr hart. Weiter hinunter möchte ich nicht. In diesem Bereich fehlt mir die Ernsthaftigkeit“. Das ganze Interview mit Robert Bartosiewicz gibt es hier.
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