„Im Kern vom CERN”: Das Reich der Forscher

Eine Person steht im Experiment „ATLAS“, ein Teilchendetektor am Large Hadron Collider. | Foto: CERN
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  • Eine Person steht im Experiment „ATLAS“, ein Teilchendetektor am Large Hadron Collider.
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STEYR. Das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, ist das weltweit größte Forschungszentrum auf dem Gebiet der Teilchenphysik. Angesiedelt ist es im Kanton Genf in der Schweiz. „Kernforschung“ wird dabei oft falsch verstanden. Es hat nämlich nichts mit Atomenergie zu tun, sondern mit den grundlegendsten Bausteinen der Materie – den Elementarteilchen. Diese sind um Größenordnungen kleiner als die ohnehin schon winzigen Atome. Der zentrale Teil eines Atoms – der Atomkern – ist der Zugang zur Welt der Elementarteilchen, daher der Begriff „Kernforschung“.
Dass am CERN nicht nur Physiker in weißen Kutten herumlaufen und sich dort ganz ungeniert auch Kindergärtner bewerben können, weiß Simon Feigl. Der 34-jährige Steyrer absolvierte sein Doktoratsstudium der Experimentellen Teilchenphysik an der Universität Oslo. Sein Arbeitsplatz war viereinhalb Jahre lang das CERN. Fast 17.000 Mitarbeiter aus 105 Ländern arbeiten im internationalen Forschungszentrum zusammen.

Large Hadron Collider

Am CERN werden die weltweit größten wissenschaftlichen Instrumente gebaut und betrieben – um das Kleinste zu erforschen: Der „Large Hadron Collider“ (LHC) etwa, ein kreisförmiger Teilchenbeschleuniger, misst fast 27 Kilometer im Umfang und steht unter der Erde. Dort werden Protonen – die kleinsten Atomkerne – nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht. Mit verschiedensten Teilchendetektoren werden in weiterer Folge die Flugbahnen der Trümmer der Kollisionen aufgezeichnet. So kann man die Prozesse rekonstruieren, die in jeder Kollision stattfanden.

„Im Grunde ist es ein großes Puzzle, wo man allerdings das Gesamtbild nicht kennt und pro Sekunde hunderte Millionen Puzzleteile neu dazukommen.“

„Im Grunde ein großes Puzzle, wo man allerdings das Gesamtbild nicht kennt und pro Sekunde hunderte Millionen Puzzleteile neu dazukommen, da es pro Sekunde rund 100 Millionen Kollisionen gibt. Aus den Prozessen kann man dann auf die gesuchten Eigenschaften von Teilchen oder sogar auf neue Teilchen rückschließen“, erklärt Feigl. "Entdeckt wurde so zuletzt das „Higgs-Teilchen“: In den 60er-Jahren wurde es theoretisch vorhergesagt, 50 Jahre später im Jahr 2012 konnte es am CERN experimentell bestätigt werden. „So werden die Theorien Stück für Stück erweitert - durch theoretische Überlegungen und durch experimentelle Ergebnisse“, beschreibt Feigl. Und die Theoretiker von damals erhielten 2013 prompt den Nobelpreis.

Marie-Curie-Fellow

Zuletzt war Feigl als „Marie-Curie-Fellow“ am CERN, ein Posten, gefördert von der Europäischen Kommission. Unter anderem forschte er an neuen Pixeldetektoren für die Nachfolge des LHC, den High-Luminosity LHC, mit welchem von 2026 bis 2038 die Experimente durchgeführt werden. „Man sieht schon: die Zeitskala in dieser Forschung ist groß. Wenn du mit mehr als 3000 Leuten an einem Experiment arbeitest, ist der individuelle Beitrag manchmal schwer zu sehen. Aber wenn es nach jahrzehntelanger Planung läuft und sogar noch eine Entdeckung liefert, die einen Nobelpreis mit sich zieht, dann hat man doch eine gewisse Bestätigung, dass man zu etwas Dauerhaftem für die Menschheit beigetragen hat“, so der Teilchenphysiker.

Einzigartiges Arbeiten

Wie ist es denn eigentlich, am CERN zu arbeiten? „Einzigartig! Das Wissen an diesem Ort ist gewaltig, es sind Experten jeder Fachrichtung dort, die meisten noch dazu an ihrer jeweiligen weltweiten Spitze. Hast du ein Problem bei deiner Arbeit, dass du nicht selbst lösen kannst, dann fragst du einfach nach und dir wird‘s erklärt oder zusammen eine Lösung gefunden. Diese Selbstverständlichkeit zur Hilfe und Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg ist überwältigend und der Nährboden für wirklich außergewöhnliche Leistungen“, sagt der Steyrer.

Interessiert an Projekten in der Region

Im Jänner diesen Jahres hat Feigl sein Doktoratsstudium beendet. Die nächste Station? „Ich überlege, wo es mich hin verschlägt. Interessante Projekte in der Region Steyr-Ennstal zu finden oder wieder für einige Zeit ins Ausland gehen, sind beides Optionen für mich.“ Übrigens: Wer glaubt, dass hier nur Physiker in weißen Kutten herumlaufen, der irrt. „Es werden hauptsächlich Maschinenbauer und IT-Leute gebraucht und auch wirklich jedes andere Genre: Öffentlichkeitsarbeit, Juristen, Finanzprofis, Laboranten oder sogar auch Kindergärtner“, motiviert der Steyrer Interessierte.

Für die Menschheit frei zugänglich

Mehr als 200.000 Besucher werden jährlich durchs CERN geführt – gratis! Denn: Alles, was hier geforscht und gefunden wird, ist für die Menschheit frei zugänglich – auch die Publikationen. Das Gemeinschaftsprinzip entstand in der Nachkriegszeit: Sämtliche namhafte Wissenschaftler sind aus Europa geflohen und die europäische Forschung war nach dem Krieg am Boden, um sie wieder aufzubauen und um internationale Zusammenarbeit zu fördern, wurde das CERN gegründet. Weitere Infos und die Möglichkeit sich zu bewerben auf careers.cern

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