Gahr: Wenn der Wolf da ist, ist er ein Problem – nicht nur für Bauern und ihre Tiere

freuten sich über einen sachlichen Forum-Land-Diskussionsabend in Pfons (vlnr.) Bezirksbauernobmann Ing. Thomas Schweigl, Bezirksjägermeister Thomas Messner, Forum-Land-Bezirksobfrau DI Regina Norz, Hotellier und LAbg. Mario Gerber, Forum-Land-Landesobmann NR Hermann Gahr, Gebietsobmann Bgm. Alexander Woertz | Foto: Forum Land/Manzl
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  • freuten sich über einen sachlichen Forum-Land-Diskussionsabend in Pfons (vlnr.) Bezirksbauernobmann Ing. Thomas Schweigl, Bezirksjägermeister Thomas Messner, Forum-Land-Bezirksobfrau DI Regina Norz, Hotellier und LAbg. Mario Gerber, Forum-Land-Landesobmann NR Hermann Gahr, Gebietsobmann Bgm. Alexander Woertz
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PFONS. „Wir wollen keine Panik machen, wir wollen informieren, diskutieren, sensibilisieren und vor allem die Basis einbinden“, so begrüßte Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr rund 100 Anwesende im Gemeindesaal in Pfons. Gemeinsam mit Bürgermeister und Bauernbund-Gebietsobmann Alexander Woertz lud Forum Land Bezirksobfrau DI Regina Norz zur Informationsveranstaltung „der Wolf im Alpenraum“. Als Diskussionspartner waren Bezirksbauernobmann Thomas Schweigl, Bezirksjägermeister Thomas Messner und Touristiker LAbg. Mario Gerber am Podium.

"Hochintelligent und ein kluger Stratege"

Gahr weiß, wovon er redet in den vergangenen Monaten beschäftigte er sich auf Bundes- und Landesebene intensiv mit dem Thema. Vor wenigen Tagen präsentierte er gemeinsam mit LHSTv. Josef Geisler und LK-Präsident Ing. Josef Hechenberger einen 10-Punkte-Plan zum Umgang mit dem Thema in Tirol. „Der Wolf sucht sich leichte Beute. Vor allem, wenn er im Rudel jagt, gibt es kein Tier, das er nicht erlegen könnte. Das heißt, kein potenzielles Beutetier, egal ob Klein oder Groß, ist vor ihm sicher", erklärt Gahr. Mit bis zu fünf Kilogramm Fleisch pro Tag ist der Hunger des Wolfes zudem enorm.
Mit Herdenschutzmaßnahmen wie der Einsatz scharfer Hunde oder Zäune zeigen Erfahrungswerte aus anderen Ländern keine Möglichkeit, die Nutztiere vor den wilden Räubern zu schützen. Für ihn der einzige funktionierende Schutz: Entnahmen und ein ordentliches Wolfsmanagement. Generell zeigt Gahr in seinem Referat auf, dass die gesamten Ostalpen zum Erhalt der traditionellen Alm- und Weidewirtschaft wolfsfrei bleiben müssen. „Aus Sicht des Wolfes wäre der Alpenraum als Lebensraum sicher geeignet, doch aus Sicht der Kulturlandschaft wäre der Einzug des Wolfes fatal", meint Hermann Gahr. „Wir sind jedoch noch ganz am Anfang. Laut Studie sind nach wie vor 70% der Bevölkerung für die Rückkehr des Wolfes. Es handelt sich im Großteil der Bevölkerung und in der Politik um ein Naturschutzthema und kein Tierzuchtthema“, so Gahr zu den Anwesenden. Gahr, der eng mit Südtiroler Bauern in Kontakt ist meinte weiter: „Die Bauern fühlen sich machtlos. Ihr Vieh wird gerissen, teilweise sogar vom Aussterben bedrohte Rassen. Der emotionale Schaden, der den Viehbesitzern zugefügt wird, ist erheblich", verdeutlicht Gahr. „Und dennoch haben Menschen kein Verständnis dafür, dass Bauern kein Wolffutter züchten wollen. Da ist der Weg noch ein langer und steiniger.“ Mitschuld an der Pro-Wolf-Stimmung der Bevölkerung haben für Gahr auch NGO's, die die Rückkehr des Tieres für ihre Zwecke missbrauchen, indem sie mit dem geschützten Wolf für ihre eigenen Organisationen werben.


Hochkarätige Diskutanten


Weitere Diskutanten am Podium war Bezirksbaunerobmann Ing. Thomas Schwiegl, der sehr eng mit Bauernvertretern aus Bayern und Südtirol zusammenarbeitet: „Der Schafbestand in Südtirol hat in nur einem Jahr um 15% abgenommen, bereits im vergangenen Jahr wurden vier Almen nicht mehr bewirtschaftet, weil die Angst vor Wolfsrissen zu groß war. Hinzu kommt, dass es im Tourismus bereits einige Stornierungen wegen Wolfsrissen ga“, berichtet Schweigl von einer gemeinsamen Sitzung mit dem Südtiroler Bauernbund. Für ihn ist eines klar: „Wir müssen sehr intensiv mit unseren Nachbarländern zusammenarbeiten, um ausgehend von der Basis Druck nach oben zu erzeugen, um den Schutzstatus des Wolfes, der mit 20.000-30.000 Stück in Europa keineswegs mehr vom Aussterben bedroht ist, zu lockern“, so Schweigl. „Mich stimmen folgende Sachen an der ganzen Debatte sehr nachdenklich: wenn Tiere in unmittelbarer Hofnähe gerissen werden, wie es leider ganz oft der Fall ist und wenn realitätsfremde Weltverbesserer glauben, dass mit ein paar Hundert Meter Herdenschutzzaun alles gut wird“, so Schweigl, der damit auf die Gefährdung der Lauf- und Offenstallhaltung im Tal und auf die rund 200 Almen im Bezirk Innsbruck Land anspielte –dort wären auf mehreren Almen gleich mehrere hundert Hektar Almfläche für einen ausreichenden Herdenschutz zu umzäunen. „Im steilen und felsigen Gelände ein Ding der Unmöglichkeit.“
Bezirksjägermeister Thomas Messner sprach sich für einen Schulterschluss zwischen Bauern und Jägern aus: „Das Freiland und die Almen sind der Lebensraum für unser Wild. Würde es die Land- und Almwirtschaft in Tirol so nicht mehr geben und somit Almwiesen nach und nach verbuschen, wäre das auch eine massive Bedrohung für das Wild, weil ihnen der Lebensraum entzogen wird“, schilderte Messner. „Zusammenhalt ist also das Gebot der Stunde.“
Hotellier und LAbg. Mario Gerber betrachtete die Wolf-Problematik von Seiten des Tourismus: „Ich glaube nicht, dass wir in Tirol den Wolf brauchen. Wir sind ein sehr dicht besiedeltes und intensiv touristisch genutztes Land und egal ob Gast oder Einheimischer: wir alle wollen Sicherheit“, so Gerber. „Der Sommertourismus nimmt in Tirol Gott sei Dank wieder zu. Immer mehr Menschen wollen unser Land auch im Sommer genießen und das geht nur, wenn man sich auf Bergen in Wäldern und auf Wanderwegen sicher fühlt“, so Gerber, der sich für die Einladung bedankte und abschließend meinte: „Es ist dann zu spät, wenn etwas passiert ist.“

Sachlichkeit bewahren

Die Bilanz der Veranstaltung in Pfons ist erfreulich: 100 Interessierte hatten sich eingefunden, um sich über den Wolf im Alpenraum zu informieren. „Forum Land will die Situation nüchtern betrachten und mehr Information statt Emotion schaffen um eine nationale Lösung für ein zufriedenstellendes Wolfsmanagement finden und Rahmenbedingungen setzen“, erklärt Forum-Land-Bezirksobfrau DI Regina Norz. Sie plädierte für einen Schulterschluss aller Beteiligten am Podium: „Es braucht die Unterstützung der Jägerschaft und des Tourismus, jedoch sind wir auch auf den Einsatz der Politik auf allen Ebenen angewiesen und es wird auch das Zutun der Landwirtschaft brauchen, damit zumindest ein Mindestmaß an Herdenschutz angewandt wird.“ Norz bat alle Anwesenden in ihren Abschlussworten, auf Information und Aufklärung zu setzen, ruhig und sachlich zu argumentieren und somit einen Beitrag für ein rationales Umdenken in der Gesellschaft zu leiste

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