Zubringerbahn: "Wir leisten weiter Widerstand"

Im Bereich der "Goldsutten" sollen neue Skiflächen entstehen – "unmöglich" sagen die Gegner. | Foto: privat
  • Im Bereich der "Goldsutten" sollen neue Skiflächen entstehen – "unmöglich" sagen die Gegner.
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STUBAITAL (kr). Die Meinungen über die geplante Zubringerbahn von Neustift bis in die Schlick sind gespalten: Während es die einen für sinnvoll und wichtig für die Region halten (das BEZIRKSBLATT berichtete), kämpfen andere bereits seit Jahren gegen das Projekt. Eine Gruppierung, die bereits seit längerer Zeit besteht und die laut eigenen Aussagen von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt wird, leistet Widerstand – unter ihnen Michael Stern, Robert Span, Hansjörg Ranalter, Franz Pfurtscheller, Siegfried Hofer, Paul Schöpf und Karlheinz Töchterle. Michael Stern aus Neustift/Kampl ist Alpinist und kennt das Gebiet der Goldsutten sehr gut. Er betont: "Beim Projekt stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht – es wird viel Natur zerstört und man bekommt so gut wie keine zusätzlichen Skiflächen." Stern sei keinesfalls generell gegen touristische Projekte – aber: "Sanfte Tourismusmaßnahmen wie der WildeWasserWeg, die nur einen kleinen Eingriff in die Natur bedeuten, sind viel sinnvoller." Ein weiterer Gegner ist Bergführer und Skilehrer Robert Span: "Für mich ist klar, dass die Zubringerbahn, so wie sie jetzt geplant ist, nie gebaut werden wird. Der geplante Ziehweg ist baulich nicht möglich! Das Gelände dort ist extrem steil, lawinengefährdet und unüberwindbare Felspfeiler lassen eine Verbauung nicht zu. Es ist unverantwortlich, für die Weiterentwicklung des Stubaier Tourismus, an diesem nicht machbaren Projekt festzuhalten."

"Krasses Missverhältnis"

Ein sehr prominenter Gegner der Zubringerbahn aus dem Stubaital ist der ehemalige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle – er kennt die Gegend um die Goldsutten sehr gut und betont: "Das Projekt bedeutet einen massiven Eingriff in eine noch nahezu unberührte Bergseite. Es besteht ein krasses Missverhältnis zwischen dem, was der Natur weggenommen wird und den wenigen Skiflächen, die man dadurch erschließt." Töchterle sei nicht grundsätzlich gegen Erweiterungen, aber: "Es gäbe weitaus sinnvollere Projekte, wie beispielsweise den Galtberg, wo man ein bereits erschlossenes Gebiet wesentlich besser nutzen könnte."
Auch die Sektion Stubai des Alpenvereins sieht das Zubringerbahn-Projekt kritisch. "Die Bahn würde den sehr vielfältigen und sensiblen Naturraum, der dort herrscht, extrem stören und so eine Gefahr für die Artenvielfalt und die Biodiversität des Gebietes darstellen", heißt es seitens der Sektion Stubai.

"Wir sind schon am Limit"

Paul Schöpf wohnt direkt dort, wo beim Projekt die Talstation vorgesehen ist – natürlich spricht auch er sich kritisch aus: "Ich befürchte vor allem eine große Zusatzbelastung, was den Verkehr betrifft." Außerdem sei dort, wo die Talstation hinkommen würde, Schwemmgebiet, so Schöpf: "Man müsste dann für die Parkplätze einen Damm aufschütten – und im Falle eines Hochwassers würden die Häuser, die sich dort in der Nähe befinden und nicht auf einem Damm sind, stärker betroffen sein."
Viele Touristiker versprechen sich von der Zubringerbahn und der damit verbundenen Direktverbindung in die Schlick mehr Gäste. Alois Steixner vom Hotel Rastbichlhof ist jedoch anderer Meinung: "Touristisch sind wir im Stubaital im Winter schon am Limit – wir haben gut erhaltene Lifte. Noch mehr Liftbetriebe wären nicht rentabel, schon gar nicht bei schlechter Schneelage." Außerdem würde durch das Planieren im oberen Bereich laut Meinung Steixners eine größere Gefahr für Muren im Bereich des Omesbergerbachs geben – wodurch die dort liegenden Wiesen und Gebäude stark gefährdet würden.

Zur Sache

In einer der kommenden Gemeinderatssitzungen in Neustift soll über eine Zustimmung bzw. Ablehnung zur Servitutseinräumung abgestimmt werden. Diese ist notwendig, um die Bahn auf der geplanten Trasse errichten zu können.
Michael Stern: "Es ist völlig nachvollziehbar, dass einige einen Vorteil aus einer Anbindung von Neustift an die Schlick sehen. Wir sind aber gänzlich anderer Meinung – wir sind ebenfalls pro-touristisch eingestellt, wollen aber einen sanften Tourismus im Einklang mit der Natur fördern." 

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