Mit einem bescheidenen Leben zu einem hohen Alter
Im WOCHE-Interview erzählt Josef Schadler von seinen 105 Jahren lokaler Zeitgeschichte.
In unserer Serie "100 Jahre Republik" lassen wir Zeitgeschichte Revue passieren. Wohl niemand kann dabei besser behilflich sein, als jene, die die letzten 100 Jahre selbst miterlebt haben.
Im "SeneCura Sozialzentrum Feldbach" traf die WOCHE auf einen Mann, der viel erzählen kann. Das Leben von Josef Schadler, "Baujahr" 1913, war vor allem von harter Arbeit bestimmt, doch statt zu jammern, begegnet einem der gebürtige Lödersdorfer mit charmanter Schlagfertigkeit bzw. mit viel Humor.
Die schönsten Jahre
Die jungen Jahre des Südoststeirers waren von den Turbulenzen des Krieges geprägt. Der Vater kehrte als Invalide aus dem Ersten Weltkrieg auf die heimische Landwirtschaft zurück. Auch Josef Schadler wurde im Zweiten Weltkrieg in Russland verwundet. Dem Lazarett folgte die Kriegsgefangenschaft, doch Schadler gelang die Flucht. Zu Fuß ging es über Kärnten zurück in die Steiermark. Dort galt es als Ältester von sechs Geschwistern am Hof Verantwortung zu übernehmen. "Es war die schönste Zeit in meinem Leben", blickt der 105-Jährige auf jene Jahre zurück.
Sein beruflicher Weg sollte ihn dann zunächst nach Kärnten, in weiterer Folge u.a. nach Feldbach zum Fleckviehzuchtverband und zuletzt nach Graz in die Baubranche führen. Während heute der 12-Stunden-Tag viel diskutiert wird, hadert Josef Schadler nicht mit langen Arbeitstagen. So erinnert er sich zurück, dass man um 4 Uhr früh per Traktor zur Teichalm angereist ist, um dort mit dem Fleckviehzuchtverband bis zur Dämmerung der Arbeit nachzugehen.
Der heutigen Generation wünscht "Seppl", wie ihn die Verwandtschaft liebevoll nennt, vor allem mehr Zufriedenheit. "Die Menschen sind ein bisschen verwöhnt", merkt er nachdenklich an. "Man soll nicht so anspruchsvoll sein – früher hat es das nicht gegeben, dass man in eine beheizte Wohnung heimgekommen ist." Josef Schadlers einziger Luxus waren immer sein Fahrrad und das Garteln. Ein einfaches Leben in Bescheidenheit war und ist nach wie vor seine Devise. Bestes Beispiel: Selbst den ihm kredenzten Kuchen bietet er beim Gespräch ganz uneigennützig seinen Sitznachbarn an.
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