Hände weg von Jungvögeln!
BirdLife Österreich informiert über den richtigen Umgang mit Jungvögeln
ZENTRALRAUM / NÖ (pa). Wenn Jungvögel außerhalb des Vogelnests gefunden werden, wollen viele Menschen sofort helfen. Doch in den allermeisten Fällen sind die gefundenen Vögel gar nicht hilfsbedürftig. Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich empfiehlt daher, Jungvögel möglichst in Ruhe zu lassen und nicht mit nach Hause zu nehmen.
„Zu allererst ist es wichtig, das Entwicklungsstadium des Vogels zu erkennen“, erklärt Vogelexpertin Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich: „Wir unterscheiden Ästlinge von hilfsbedürftigen Nestlingen.“
Der Ästling: Befiederter Jungvogel außerhalb des Nests
Fast alle Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können und werden außerhalb des Nestes noch zwei bis drei Wochen von den Eltern versorgt. Frisch ausgeflogene Junge oder Ästlinge sind bereits befiedert, der Schwanz ist jedoch kürzer und die Schnabelwülste dicker als bei einem Altvogel. Meist sitzen sie gut versteckt im Geäst und machen durch laute Bettelrufe auf sich aufmerksam, so dass die Altvögel wissen, wohin sie das Futter für den hungrigen Nachwuchs bringen müssen. „Zwei bis drei Wochen dauert diese wichtige Phase bei den meisten Singvögeln, in der die Jungen nicht nur fliegen lernen, sondern alles, was sie zum Überleben brauchen,“ weiß die Expertin. Weitaus länger dauert dieses Stadium bei Greifvögeln und Eulen. „In den allermeisten Fällen ist der Jungvogel also nicht allein, sondern wird von seinen fürsorglichen Altvögeln versorgt!“. so Eva Karner-Ranner und rät: „Im Falle von Ästlingen sollte man wirklich nur dann einschreiten, wenn der Jungvogel tatsächlich verwaist ist, also längere Zeit kein Altvogel zur Versorgung kommt oder er sich in unmittelbarer Gefahr befindet wie etwa auf einer Straße sitzend oder durch Katzen bedroht. Sie können den Vogel an einen geschützten, optimalerweise erhöhten Ort in der Nähe setzen, wie etwa in ein Gebüsch.“ Wenn das Junge noch ganz oder größtenteils unbefiedert ist, handelt es sich um einen Nestling, der tatsächlich aus dem Nest gefallen ist.
Nestling: Nackter Jungvogel im Nest
Nackt, blind und völlig hilflos schlüpfen die Jungen von Nesthockern - alle Singvögel zählen dazu -, aus dem Ei. „Nur die intensive Versorgung durch die Altvögel im Nest gibt ihnen überhaupt eine Überlebenschance“, erklärt die Ornithologin. „Wenn man einen solchen Nestling findet, sollte man zuerst versuchen, ihn ins Nest zurück zu setzen. Erst wenn das nicht möglich ist, kommt eine Handaufzucht in Frage.“ Hierzu ist am besten Rat von einer Auffangstation in Ihrer Umgebung einzuholen. Wertvolle Hinweise zur Pflege und Aufzucht von Jungvögeln erfährt man auch unter www.wildvogelhilfe.org.
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