Jeder zweite Grünfink ist verschwunden

Kranker Grünfink | Foto: Harald Tarnowiecki
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BEZIRK / WIEN (pa). Grünfinken oder Grünlinge sehen, grob gesprochen, aus wie gelbgrüne Spatzen und gehörten bis vor wenigen Jahren zu den 15 häufigsten Singvogelarten Österreichs. Die Brutvogel-Erfassung durch BirdLife Österreich ergab im Jahr 2012 einen bundesweiten Bestand von 235.000 Brutpaaren. Seither ist mehr als jeder zweite Grünfink verschwunden. Dieser Trend konnte auch im Rahmen der heurigen „Stunde der Wintervögel“, Österreichs größter Vogelzählaktion rund um das Dreikönigswochenende, festgestellt werden. Die Grünfinken waren heuer um 60 Prozent seltener in den heimischen Gärten zu beobachten als noch vor sieben Jahren. Schuld daran dürfte ein einzelliger Parasit namens Trichomonas gallinae sein, der die Grünfinken bevorzugt als Wirt benutzt. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang zwischen dem starken Bestandsrückgang und dem Auftreten dieser Krankheit besteht“, erörtert Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich den massiven Rückgang der Grünfinken und ergänzt: „Warum sich das Auftreten von Trichomoniasis fast ausschließlich auf Grünfinken beschränkt, ist uns bislang nicht bekannt und daher Teil aktueller Forschungen der Veterinärmedizinischen Universität Wien.“

Symptome der Erkrankung

„Die ersten Symptome einer Trichomoniasis-Erkrankung sind aufgeplusterte Vögel, die krampfhaft zu fressen versuchen“, erklärt Rene Brunthaler, Pathologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Parasiten befallen den vorderen Verdauungstrakt, vor allem den Kropf der Vögel, und rufen dort schwerwiegende Entzündungen hervor. Es bilden sich dabei bis zu mehrere Millimeter große, knopfartige gelbe Gebilde, die der Krankheit neben dem wissenschaftlichen Namen Trichomoniasis oder Trichomonadose den deutschen Namen „Gelber Knopf“ eingetragen haben. „Die befallenen Vögel können nicht mehr schlucken und würgen bereits aufgenommene Nahrung wieder aus. Oft leiden sie auch unter Atemproblemen und sterben“, berichtet der Pathologe. „Außerdem fliegen kranke Tiere nicht weg, wenn man sich ihnen nähert, sondern sitzen aufgeplustert herum, als sei ihnen kalt.“ Letztes ist deshalb auffällig, weil die Krankheit nach heutigem Wissensstand nur im Sommer auftritt, wenn die Vögel für gewöhnlich keinen Grund haben, sich aufzuplustern.

Keine Medikamente, dafür Vorbeugung

„Während es für Vögel im Heimtierbereich Medikamente gibt, die man ins Trinkwasser der Tiere geben kann und mit damit gute Chancen auf Heilung hat, ist das bei Wildtieren nicht möglich. Wenn Wildvögel wie die Grünfinken einmal befallen sind, kann man gar nichts machen“, erläutert der Vogel-Pathologe Brunthaler. Es kann nur die Ausbreitung der Seuche verhindert werden, nämlich dort, wo es zu größeren Ansammlungen kommt, wie an Futterstellen. „Trichomonas ist in Wasser bis zu 24 Stunden lebens- und fortpflanzungsfähig, sodass es leicht aus der Schnabelhöhle eines kranken Vogels über das Wasser in der Tränke zu einem anderen, bis dahin gesunden Vogel gerät“, weiß Brunthaler.
Daher empfiehlt Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich: „Die beste Maßnahme bei Auftreten dieser Krankheit ist, die Ansteckungskette zu unterbrechen, also die Vogelfütterung sofort einzustellen, Futterreste zu entfernen sowie Futtergeräte und Vogeltränken mit heißem Wasser zu reinigen.“ „Für Menschen und Haustiere besteht keine unmittelbare Ansteckungsgefahr - sofern grundsätzliche Hygienemaßnahmen, wie Händewaschen nach Säuberung der Futterstelle, eingehalten werden“, beruhigt Pathologe Brunthaler.

Kranke Tiere melden

Um dem besorgniserregenden Bestandsrückgang des Grünfinken weiterhin auf den Grund gehen zu können, ruft BirdLife Österreich alle Vogelfreunde auf, Trichomoniasis-Verdachtsfälle zu melden: „Verständigen Sie uns unter office@birdlife.at oder unter der Telefonnummer 01/5234651, wenn Sie kranke oder tote Vögel im Garten beobachten. Stellen Sie in diesem Fall die Vogelfütterung sofort ein und achten Sie auf die Hygiene der Futterstelle.“

Kranker Grünfink | Foto: Harald Tarnowiecki
Gesunder Grünfink. | Foto: Benedikt Reisner

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