Heimatgefühl zum Lesen ...
Meine Bergheimat - bietet Euch allen ein "Heimatgefühl zum Lesen"...

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Mein Heimatroman: "Für immer dein ..." - 2. Kapitel

Zeitig in den Morgenstunden bin ich von Zuhause weggegangen.
Alle im Dorf sagten, dass wir den schönsten Bergbauernhof
besäßen und das prächtigste Vieh im Stall hätten.
Ja, geborgen und groß lag der Hof am Waldrand in der Lichtung.
Die Wiese vor dem Haus bot sich wie ein eigenes Tal an.

Die Ahnen hatten viel Wald geschlagen
um üppige Wiesen zu gewinnen.
In der Mitte einer Wiese stand eine prächtige Fichte.
Um diese Hundertjährige Fichte herum
fand dann jährlich das Erntedankfest statt.
An diesem Tag wurden die Kühe und Rinder festlich aufgeputzt
und im Spätsommer von der Alm getrieben.
Weiter draußen lagen die fruchtbaren Felder und Wiesen, 
die reichlich Nahrung und Futter boten für die lange Winterzeit.

Das Glück wohnte dort im Berghof!
Der Vater war von einer stattlichen Größe
und seine sanfte Stimme passte
eigentlich so gar nicht zu seinem Äußeren.
Die Mutter wiederum war von zarter, gebrechlichen Gestalt
und leider kränkelte sie häufig,
aber für die großen Arbeiten im Haus
gab es genug Mägde und Knechte,
die brav waren und gut anpacken konnten.
Meine Figur war auch mehr zart und biegsam, aber zum Glück
hatte ich die Widerstandsfähigkeit vom Vater geerbt.
War ich doch das einzige Kind meiner Eltern
und meine Mutter erzählte mir oft, dass der Vater
nach meiner Geburt schon einen kleinen Seufzer
gemacht hatte, mit den Worten:
"Wird der Hoferbe wohl einmal folgen!"
Aber nach mir kam niemand mehr.
Bei meiner Taufe erhielt ich den Namen Marlene,
und das war vor mehr als zwanzig Jahren.
In der Schulzeit erhielt ich dann die Kurzform Lena.
Nur Mutter und Vater blieben bei meinem vollen Namen,
wobei mich Vater auch "mein Rehlein" rief. Er sagte immer:
"Marlene geht so leichtfüßig wie ein Reh
und ihre dunklen, scheuen Augen blicken 
wie die eines Rehs und dazu das rostrote, volle Haar."

Ich fühlte mich immer geliebt und behütet
und gestern noch sagte Mutter:
"Marlene, du bist stark und wirst deinen Weg schon gehen.
Folge nur immer deinem Herzen!"

Ja, die Eltern waren mein Vorbild,
in deren Gegenwart spürte man die Verbundenheit zweier 
Menschen, die in Liebe und Achtung miteinander lebten.
An manchen Tagen ertappte ich Mutter,
wie sie mit verlorenen Blicken aus dem Fenster schaute,
grad' so, als wenn sie etwas suchte,
das nicht mehr zu finden war.
Dabei war ein schmerzhafter Zug um ihre Lippen zu sehen. 
Aber das waren nur immer kurze Momente um dann wieder 
mit ihrer ruhigen Art zärtlich über meine Haare zu streichen,
mit den Worten:  "Ich danke dem Herrgott täglich,
dass es dich gibt in meinem Leben!"  

"Das Träumen habe ich wohl von Mutter geerbt",
sagte ich mir und ein glockenhelles Lachen sprudelte
aus meiner Brust.
In der Ferne vernahm ich das Geläut der Kuhschellen.
Als ich fast die Herde erreicht hatte, hoben sie ihre Köpfe
und wiederkäuend und gelassen schauten sie mir entgegen.
Ja, es war eine prächtige Herde, 
eine stattliche Anzahl  und wohlgenährt.
"Soweit scheint ja alles in Ordnung zu sein", dachte ich mir.
"Nun werde ich zur Hütte weitergehen.
Sicher hat Rosa, die Sennerin,
eine gute Käsekräutersuppe für mich übrig
und dazu ein frisches Brot."
Nur kurz verweilte ich, um dann den Steg, den die Kühe
in all den Jahren gestrampelt hatten, weiter aufwärts zugehen.
Der Hochwald lag schon lange hinter mir,
hier wuchs überwiegend nur niedriges Gehölz.
Latschenkiefer und eine Farbenpracht von Alpenpflanzen,
wie sie nur ein Naturbegeisteter in der Vielfalt wahrnimmt.
Im Frühjahr erschien es wie ein Wunder,
dass es unter der Schwere der Schneelast 
so ein Erwachen in der Natur gab.

Jetzt war der Blick frei auf die Hütte,
die malerisch an der Felswand lehnte
und Wind und Wetter trotzte.
Die Dachschindeln waren zusätzlich mit Gesteinsbrocken
beschwert, denn nur die Einheimischen
kannten wirklich die Launen der Natur.
Wenn zum Beispiel die Stürme so manchen Baum
wie einen Grashalm entwurzelten.
Jetzt hatte auch Rosa mich entdeckt und unsere Blicke
trafen sich. Grüßend hob ich die Hand.
Draußen beim Brunnentrog klapperte sie mit den Milchkannen,
um sie dann zum Abtropfen auf die Holzpfosten zu stülpen.
"Grüß di Gott, Lena!", rief sie mir entgegen 
und schnell gab ich lachend den Gruß zurück. 
"Die Eltern lassen dich schön grüßen", sagte ich dann.
"Und der Vater schickt dir das Lecksalz für die Rinder!"
Damit nahm ich den Rucksack von der Schulter.
Das letzte Stück des Aufstiegs hatte ich mir mit der Last
schon etwas schwer getan,
denn jetzt brannte die Sonne vom Himmel.

Es war ein langer, schneereicher Winter gewesen
und es schien so, als wären die Jahreszeiten durcheinander
geraten. Denn statt des milden Frühjahrs hatte  die Sonne
gleich wie sonst nur in den Sommermonaten
vom Himmel gebrannt.
Temperaturen herrschten-, wie nun schon seit mehreren Jahren-,
bei denen man die Lust verspürte,
die Kleider vom Leib zu reißen
und barfüßig durch die Wiesen zu gehen.
Manch einer hatte sich schon im April den Schweiß 
von der Stirn gewischt.
Die Schneeschmelze hatte mit so einer Kraft begonnen, 
dass man rundherum nur das tosende Schmelzwasser gehört hatte.

"Der Gletscher, die Pasterze, wird immer weniger",
redeten die Leute im Tal.
Der Gletscher, Jahrtausende von Jahren alt,
aus Eismassen gepresst und geformt, 
mit tückischen Spalten, aus denen es kein Entrinnen gab,
wurde nun immer weniger - diese geheimnisvolle eisige Welt.

"Lena, du träumst ja schon wieder im Stehen",
sagte Rosa dann spontan.
"Bitte, sitz nieder und erzähl mir von daheim.
Habt ihr schon das Heu eingebracht,
denn jetzt im August wäre ja die richtige Zeit dafür?
Oft zu wenden ist der Schnitt ja sicher nicht, denn das Gras
hat nicht viel Saft und trocknet ja schon beim Mähen.
Und Franz, mein Schatz,
hat er dir wohl ein Brieflein für mich mitgegeben?
Und die Bäuerin, ist sie wohlauf und geht es ihr gut?
Oh, nein, so viele Fragen", lachte ich zurück.
"Bitte bring mir von dem kühlen  Quellwasser,
erst dann bekommst du deinen Brief.
Und dann werde ich dir alle Fragen beantworten."

Auf der bequemen Holzbank im Schutz der Hüttenwand
lehnte ich mich zufrieden zurück, 
schlüpfte aus den derben Schuhen und zog die Beine in die Höhe.
Derweil war Rosa in ihren Brief vertieft.
Ich betrachtete sie, denn sie war mir lieb wie eine Freundin.
Hatte Rosa doch, wie sie selber sagte,
mit Franz die Liebe ihres Lebens gefunden.
Ich wusste noch nicht,
wo ich einmal  meinen Schatz finden würde.
"Nur fortgehen von hier möchte ich nie",
dachte ich so vor mich hin.
"Ach, wie schön es ist da heroben."
Ich nahm durstig einen weiteren Schluck
von dem erquickenden Wasser, 
diesem durchsichtigen Elixier, ohne das es kein Leben gab.

Inzwischen zogen dunkle Wolken auf
und ein kühler Wind umspielte uns.
"Das Wetter wird nicht mehr lange halten",
sagte ich mit einem Blick zum Himmel.
"Rosa, ich werde dir helfen, die Herde zusammenzutreiben."
Dann gingen wir auch schon los,
aber mit dem Instinkt für Naturgewalten,
welcher nur dem Vieh zu eigen ist,
trotteten sie von sich aus schon in Richtung Schutzhütte,
um dort einen sicheren Unterschlupf zu finden.
Kurz darauf prasselte auch schon die ersten schweren Tropfen
zur Erde und ein greller Blitz erhellte die Bergwelt.
Schon bald folgte ein Donnerschall, der alles erzittern ließ.
Blitz und Donner wechselten sich ab
und die schwarzen Wolken entleerten sich der Wassermassen.

In der Hütte war es gemütlich und sauber,
schnell entzündete Rosa auf der offenen Kochstelle
ein Feuer und sagte zu mir gewand:
"Jetzt bekommst du zuerst einmal eine kräftige Suppe.
Zeit zum Verweilen haben wir jetzt genug,
derweil draußen das Wetter tobt.
Du wirst wohl erst morgen  den Abstieg machen",
sagte sie dann fragend. Ich stimmte zu.
Und während sie an der Feuerstelle flink ihre Arbeit tat,
stapelte ich das Brennholz vom Schuppen,
der gleich angrenzend zur Rauchkuchl war,
wieder neben der Kochstelle.

Nach einer geruhsamen Nacht erstrahlte der Himmel wolkenlos.
Die Tautropfen in den Spinnennetzen
beim Holzverschlag funkelten wie Kristalle in der Sonne.
Die Luft war rein und klar und das Atmen fiel einem leicht.
Ich versprach Rosa, gegen Ende September wieder aufzusteigen,
um ihr dann beim Aufputzen der Kühe und Rinder zu helfen,
um den Almabtrieb festlich zu gestalten.
Mussten dann doch unzählige Papierrosetten für den Kopfschmuck
der Kühe händisch gefertigt werden.
So war es Brauchtum.

Ich packte den Laib Käse, den Rosa mir für die Eltern daheim gab,
in den Rucksack. Sie hatte sich einen neuen Käse ausgedacht,
mit allerlei zugesetzten Kräutern.
Überhaupt hatte sie gut gewirtschaftet.
Die anderen Käselaibe und die letzte, gemolkene Milch
würden mit dem Schlepplift heim geliefert werden...

Text: Hildegard Stauder

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