Gespräch im Park - Johann Presslinger

Im WOCHE-Interview erzählt Johann Presslinger Geschichten rund um, aber auch abseits des Kirchtages | Foto: Kompan
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VILLACH (aju). Der Villacher Kirchtag steht vor der Tür. Damit beginnt für Johann Presslinger die stressigste Zeit im Jahr. Wer der Mensch hinter dem Kirchtags-Organisator ist, erzählte er im WOCHE-Interview.

WOCHE: Als Sie heute aufgestanden sind, was haben Sie als erstes gemacht?
PRESSLINGER:
Den Wecker ausgeschalten.

Wie sieht der typische Tagesablauf aus?
Jetzt vor dem Kirchtag... Aufwachen um 4.30 oder 5 Uhr, dann nicht mehr schlafen können, tausende Gedanken im Kopf haben und dann irgendwann aus Verzweiflung aufstehen, fertig machen und ins Büro fahren. Da ist es meistens kurz vor sechs Uhr, dann wird einmal abgearbeitet denn spätestens um halb acht beginnt das Telefon durchgehend zu läuten. Gefühlt komme ich auf 400 eingehende und ausgehende Anrufe täglich, je näher der Kirchtag kommt, desto mehr. Dann sieht es so aus, dass ab halb acht ein Mail nach dem anderen kommt. Die beantworte ich dann oft neben dem telefonieren. Ich versuche jeden Tag alles zu erledigen, denn wenn man einmal in Rückstand kommt, holt man das nicht mehr auf. Es ist jetzt schon so, dass wir an keinem Tag vor acht oder neun Uhr am Abend aus dem Büro kommen. Der restliche Tag schaut so aus, dass wir noch viele Dinge organisieren müssen, wie zum Beispiel den Imagefilm für den diesjährigen Kirchtag. Dann sind wir unterwegs beim Kirchtagsladen. Auch das muss organisiert werden, denn immerhin sind 25 Leute mit von der Partie. Dann dekorieren wir gerade die Kirchtagsauslagen, nebenbei rufen die Schausteller an und, und, und...

Wie viel vorher wird es dann richtig stressig?
Circa vier Wochen vorher. Aber es gibt kein gleiches Jahr. Ich habe heuer im Juni 84 Überstunden gemacht. Das kann einerseits daran liegen, dass wir viele neue Projekte haben oder dass wir wirklich schon vorne sind. Der Kirchtag ist zwar Routine aber es ist auch immer etwas Neues. Am Freitag zum Beispiel kommen Volkstanzgruppen aus aller Welt. Jetzt kann jemand sagen: Was soll da so schwer sein, die machen ja nur Volkstanz. Aber jeder hat andere Anforderungen, es gibt sprachliche Barrieren und einige Gruppen sind komplizierter als andere. Hinzu kommen oft Telefonate mit verschiedenen Botschaften und vieles mehr. Wir hatten letztes Jahr circa 60 Stunden Arbeit nur um den Auftritt einer Gruppe zu organisieren.

Seit wann machen Sie die Organisation?
Seit 2007. Es wird heuer mein zwölfter Kirchtag.

Wie kommt man auf die Idee vor 75 Jahren also mitten im Krieg einen Kirchtag zu veranstalten?
Der Kirchtag hat 1936 begonnen. Damals wusste niemand, dass ein Krieg kommen wird. Heute wissen wir, dass es die Zwischenkriegszeit war aber damals wusste das niemand. Der Krieg war vorbei und während dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen Kirchtag. Also von 1938 bis 1948 hat der Kirchtag pausiert. Damals hat Bürgermeister Dieringer eine Idee gehabt. Der Kaiser hat der Stadt Villach das Recht verliehen rund um den Jakobustag am 25. Juli einen Markt zu veranstalten. Man hat eine Fremdenverkehrskommission gegründet die man mit dem Villacher Kirchtag betraut hatte. Der war am ersten Samstag im August und am Sonntag danach. Daraus wurde eben eine Erfolgsgeschichte. Und das Schöne heute ist, dass jeder, der einmal den Kirchtag besucht meistens ein Wiederholungstäter wird. Denn so etwas wie den Villacher Kirchtag gibt es kein zweites Mal. Ein Fest an dem eine Stadt mit 60.000 Einwohnern, 400.000 Besucher in dieser Art und Weise verkraftet. Das gibt es kaum irgendwo und insofern sind wir größer als das Münchner Oktoberfest weil wir, in Relation zu den Einwohnern, sieben Mal so viele Besucher wie Einwohner haben. Das kommunizieren wir aber so eigentlich nie, weil Zahlen eher zweitrangig sind. Wichtig ist uns vor allem die Qualität.

Was war Ihr größter Absturz beim Villacher Kirchtag?
Da bin ich ganz ehrlich: Ich kann mich nicht erinnern. Ich bin zwar von klein auf ein Kirchtags-Geher aber ich bin noch nie so richtig abgestürzt und heute wäre es nicht möglich an einem Fest, dass man selbst organisiert, Alkohol zu trinken.

Was macht der Kirchtag im Winter?

Es ist für uns als Organisation nicht vorbei wenn die Besucher heimgehen. Nach dem Kirchtag ist vor dem Kirchtag. Denn man darf nicht vergessen, dass wir mit einem Budget von einer Million Euro ausgestattet sind. Das entspricht oft dem Budget von Firmen mit mehreren Mitarbeitern. Im Vergleich dazu sind wir ein 1,3 Mann-Betrieb, also eine Sekretärin für 15 Stunden pro Woche und ich. Wenn man bedenkt, dass ich im Jahr 2017 schon die Gruppe für den Kirchtsamstag 2019 gebucht habe, weil man sonst keine Gruppe mehr bekommt, dann ist das schon eine Menge Arbeit. Zwölf Monate klingen zwar lang, aber der nächste Kirchtag kommt immer und meistens mit unaufhaltsamen Schritten. Alles was man vorher mit Planung erledigen kann hilft dann später.

Lustige oder skurrile Episoden?
Es gibt viele skurrile Episoden, aber man kann diese Episoden, bei denen auch der eine oder andere Villacher involviert ist, nicht erzählen. Denn primär sind wir immer froh, dass die Villacher den Kirchtag aushalten. Aber es gibt auch Leute die dankbar sind. Einmal kam eine hochschwangere Frau zu uns und sagte, dass seit das Riesenrad steht ihr Fernseher nicht mehr funktioniert. Dann haben wir einen Elektriker hingeschickt und am nächsten Tag kam sie und bedankte sich bei uns mit einer Flasche Wein. Aber wir wissen, dass der Kirchtag für viele Innenstadtbewohner nicht leicht ist. Viele erdulden oder erleiden den Kirchtag und das verstehen wir auch, aber deshalb können wir den Kirchtag nicht beenden. Wir können nur dankbar sein, dass das immer wieder toleriert wird. Aber es gibt die abenteuerlichsten Geschichten mit Schaustellern die auf einmal keine Kabel mehr mit haben, denen wir dann von Lienz 150 Meter Kabel besorgt haben. Also es passieren viele Dinge die lustig sind aber aus diesem Nähkästchen zu plaudern wäre für den einen oder anderen nicht so lustig und deshalb halten wir uns da zurück. Kirchtag ist eben eine Mischung aus Kultur, Brauchtum, Spaß und auch einer ordentlichen Portion Villacher Bier. Und da gibt es natürlich oft lustige Episoden. Zum Beispiel bin ich auch schon einmal in ein Fahrgeschäft eingestiegen mit einer Gruppe und wir kamen ins Gespräch. Ich fragte sie wie es ihnen gefalle und sie meinten: „Es ist ein so tolles Fest, wer organisiert das denn?“ Das ist dann schön wenn sich die Leute freuen. Ich habe dann natürlich gelacht und gesagt: Naja ich kenne denjenigen. Also es ist schön so einen Job zu machen.

Nennen Sie drei Adjektive, die Sie beschreiben?
Peinlich genau, ordnungsliebend... Ich halte es zum Beispiel nicht aus wenn mein Schreibtisch durcheinander ist, deswegen muss auch mein E-Mail Postfach geordnet und meine Telefonliste abgearbeitet sein. Und das Dritte... Ich verstehe Spaß, nicht immer aber immer öfter. Als Geschäftsführer ist man natürlich nicht immer beliebt, man hat viele Neider. Das ist die Mentalität unserer Region, dass man jedem alles neidisch ist und eh glaubt, der Kirchtag sei keine Arbeit.

Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Pause (lacht). Also ich war kein hervorragender Schüler, ich war aber auch kein schlechter Schüler, also meine Kinder sind viel besser, aber ich war kein begeisterter Mathematiker. Deutsch habe ich gemacht, weil es das gegeben hat. Aber Sport habe ich immer gerne gemacht, aber die Schule war für mich etwas, dass ich machen musste weil es eben so ist aber ich wusste nach meiner Matura gleich, dass ich nicht studieren werde denn das hat mich nie interessiert.

Wo urlauben Sie? Und wie?
Dort wo es Spaß macht. Ich war bevor unsere Kinder auf der Welt waren sieben Mal in Amerika, das Land fasziniert mich. Die griechischen Inseln gefallen mir auch sehr gut aber ich bin auch sehr gerne daheim.

Was ist Ihr Laster?
Dass ich zu genau bin, dass ich mich selbst oft antreibe und eigentlich sehr oft mit nichts zufrieden bin.

Worin sind Sie inkonsequent?
Vielleicht bin ich hier und da mit vielen die mit dem Kirchtag zu tun haben zu ungeduldig oder zu aufbrausend, das hat aber auch mit dem Stress zu tun den man hat. Oft muss eben einmal Dampf abgelassen werden. Man könnte vielleicht hier und da etwas diplomatischer sein.

Welche Entscheidung würden Sie - wenn Sie könnten - heute anders treffen als in der Vergangenheit?
Nein

Mit wem - egal ob bereits gestorben oder noch lebendig - würden Sie gerne einmal zu Abend essen?
Ob Profisportler, Tennisspieler, Golfer oder aber Barack Obama, mich würden viele Menschen interessieren. Ich hatte allerdings nie wirkliche Idole deshalb wüsste ich auch keinen speziellen.

Helfen Sie im Haushalt mit?
Ja also die Waschmaschine und den Trockner ein- und ausräumen oder Geschirr spülen mache ich schon aber ich würde mich nicht als Hausmann bezeichnen.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Keines. Ich bin ein notorischer Nichtleser, außer Magazine und ich lese immer wieder gerne Fachmagazine, sehr vieles über Sport aber ich bin kein Buchleser. Ich bin dafür ein begeisterter Fernsehschauer, Actionfilme gefallen mir besonders gut. Fernsehen entspannt mich

Was ist für Sie Luxus?

Das sind Dinge die man sich nicht leisten kann aber meistens auch gar nicht braucht.

__________________________________________
Zur Person

  • Name: Johann Presslinger
  • Geburtstag: 27. Jänner 1966
  •  Wohnort: Villach
  • Familie: verheiratet, zweieiige Zwillinge (15 Jahre alt)
  • Vorbilder: Keine
  • Hobbies: Kirchtag, Golfen, Laufen, Wasserski

Wordrap

  • Steak oder Spinatlasagne?  Steak
  • Wein oder Hollunderwasser? Wein
  • Strand oder Berg? Strand
  • Schlager oder Heavy Metal? Schlager
  • Buch oder Ipad? Ipad
  • Theater oder Kino? Kino
  • Turnschuhe oder Flip Flops? Turnschuhe
  • Hemd oder Trainingsanzug? Trainingsanzug
  • Auto oder Fahrrad? Auto
  • Campingplatz oder Hotel? Hotel
  • Hund oder Katze? beides
  • Whats App oder Telefonat? Telefonat
  • Fleisch oder Fisch? Fisch
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