Ein "Stützpunkt" der Reformation

Hansjörg Eichmeyer und seine Frau Ulrike Eichmeyer-Schmid haben großen Anteil am Erfolg des Evangelischen Museums.
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BEZIRK (ju). "In keinem österreichischen Bundesland schlug die lutherische Reformation früher und tiefer Wurzeln als in Oberösterreich", sagt Hansjörg Eichmeyer, ehemaliger Superintendent und Pfarrer in Vöcklabruck. Ausgangspunkt für dieses gesellschaftliche Erdbeben war die Veröffentlichung der 95 Thesen durch Martin Luther am 31. Oktober 1517. "Das Anliegen Luthers war die Rückbesinnung seiner katholischen Kirche auf ihren geistigen Ursprung im unverfälschten Wort der Bibel", erklärt Ulrike Eichmeyer-Schmid, Leiterin des Evangelischen Museums OÖ in Rutzenmoos.
War Oberösterreich im 16. Jahrhundert in jenem Maß lutherisch wie es heute römisch-katholisch ist, so schlug 100 Jahre später die Gegenreformation erbarmungslos zu. In diese Zeit fallen auch die Bauernkriege mit dem "Würfelspiel" in Frankenburg im Jahr 1625. Im 17. und 18. Jahrhundert war der evangelische Glaube verboten und auch unter Kaiserin Maria Theresia wurden hartnäckige Protestanten nach Siebenbürgen im heutigen Rumänien zwangsdeportiert.

Rutzenmoos ist Toleranzgemeinde

Erst Kaiser Joseph II. ermöglichte 1781 mit seinem Toleranzpatent die Legalisierung des evangelischen Glaubens. Rutzenmoos wurde eine von neun Toleranzgemeinden im Land ob der Enns. Heute beherbergt die Regauer Ortschaft das Evangelische Museum Oberösterreich. Initiator war der damalige Superintendent der Evangelischen Kirche in Oberösterreich, Hansjörg Eichmeyer (77) aus Vöcklabruck. "Bereits mein Vater hat sich mit den Plänen für ein solches Museum beschäftigt. Ziel war es, anstelle von Vorträgen eine permanente Ausstellung einzurichten. Eine Art Lehrgang durch unsere Geschichte", erklärt Eichmeyer.

Eröffnung im Jahr 2000

Auf der Suche nach einem geeigneten Ort in Oberösterreich wurde er schließlich in seiner engeren Heimat fündig. Das leerstehende Schulgebäude in Rutzenmoos wurde adaptiert und im September 2000 als Evangelisches Museum Oberösterreich eröffnet. Geleitet wird das Haus von Ulrike Eichmeyer-Schmid, die auch dem Museumsverein vorsteht. "Ein Fulltime-Job, der aber auch viel Spaß macht", sagt sie. Bis zu 25 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich für das Museum. Rund 3.000 Besucher pro Jahr kommen in das Haus und zu den Veranstaltungen im Kulturprogramm. "Bei Sonderausstellungen wie der aktuellen zum Thema Reformation-Gegenreformation oder anlässlich der oberösterreichischen Landesausstellung 2010 sind es natürlich deutlich mehr."
Das Museum wird keineswegs nur von Protestanten besucht. Es ist in mehr als 16 Jahren seit der Gründung zu einem echten Ort der Begegnung geworden. Ein nettes Detail am Rande unterstreicht, dass in Rutzenmoos Ökumene gelebt wird: Zur Sonderausstellung wartet man mit einem "Luther-Bier" auf. Gebraut wurde der Gerstensaft im Stift Schlägl.

Leihgaben aus oberösterreichischen Stiften

In der Sonderausstellung "Reformation – Gegenreformation" sind unter anderem Ablassurkunden, die älteste aus dem Jahr 1327, frühe Drucke der Schriften Martin Luthers, eine Luther-Bibel aus 1569 und Verhörprotokolle von Protestanten zu sehen. Die Leihgaben stammen aus den Benediktinerstiften Kremsmünster und Lambach, aus dem Prämonstratenser Chorherrenstift Schlägl sowie dem Augustiner Chorherrenstift St. Florian. Zusammengestellt wurde die Ausstellung von Günter Merz, dem wissenschaftlichen Leiter des Museums.

Zur Sache

Die Evangelische Kirche A.B. Oberösterreich hat aktuell rund 50.000 Mitglieder in 34 Pfarrgemeinden und acht Tochtergemeinden. Geleitet wird sie von Superintendent Gerold Lehner. Es gibt 55 hauptamtliche Seelsorger sowie drei Pfarrerinnen im Ehrenamt.
Rund 7.600 Mitglieder sind im Bezirk Vöcklabruck auf die evangelischen Pfarrgemeinden Attersee, Lenzing-Kammer, Rutzenmoos, Schwanenstadt, Timelkam und Vöcklabruck verteilt. Mondsee ist eine Tochtergemeinde von Attersee.
Das Evangelische Museum Oberösterreich in der Regauer Ortschaft Rutzenmoos ist von 15. März bis 31. Oktober geöffnet. Und zwar jeweils von Donnerstag bis Sonntag, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr; Dienstag und Mittwoch gegen Voranmeldung nur für Gruppen.

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