Gut integrierte Familien sollen abgeschoben werden

Vlasi Sakandelidze und Salome Giorgadze mit ihrer Tochter Christie leben seit drei Jahren in Seewalchen – jetzt droht die Abschiebung. | Foto: privat
  • Vlasi Sakandelidze und Salome Giorgadze mit ihrer Tochter Christie leben seit drei Jahren in Seewalchen – jetzt droht die Abschiebung.
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FRANKENMARKT, SEEWALCHEN. Entsetzen, Bestürzung und Verzweiflung herrschen seit gestern in Frankenmarkt und Seewalchen: Gleich zwei vorbildlich integrierte Familien wurden gestern, Samstag, am frühen Vormittag von der Polizei nach Wien gebracht. Der Flug nach Georgien soll bereits morgen, Montag, starten. Freunde der Familien machen sich nun stark gegen die drohende Abschiebung.

"Familie hat Angst um ihr Leben"

George Latsabidze und Tamar Oboladze sind im Oktober 2013 mit ihrer damals dreijährigen Tochter Elene nach Österreich geflohen. Die Mutter war vor ihrer Flucht Assistenzprofessorin an der Universität, der Vater Ausbildner für Lehrer und Kindergartenpädagogen, zudem hatte er sich als Buchautor einen Namen gemacht. "Er ist eine Person 'unbequemen' Charakters für die georgische Regierung. Das hat sich seit der Flucht nicht verändert, sondern eher noch verschärft", erzählt Volkshilfe-Flüchtlingsbetreuerin Claudia Hauschildt-Buschberger. "Bei einer Rückkehr nach Georgien drohen der Familie schlimmste Repressalien, bin hin zur Inhaftierung. Die Familie hat sehr große Angst um ihr Leben."

Ehrenamtlich engagiert in Österreich

Nach der Flucht lebte die Familie kurze Zeit in einem Wohnprojekt der Volkshilfe in Ampflwang und übersiedelte im November 2014 in eine private Wohnung nach Frankenmarkt. George Latsabidze begann ehrenamtlich beim Roten Kreuz zu arbeiten und legte auch die Sanitäterprüfung ab. Zudem nutzte er die Zeit während des Asylverfahrens für ein Studium an der Universität Salzburg und gründete einen Verein für Integration und Asyl. So hielt er auch Vorträge zur Sensibilisierung von Lehrern in Österreich zum Verständnis der politischen Situation in Georgien. "Die Familie spricht deutsch auf hohem Niveau und die Tochter Elene sieht Österreich als ihre Heimat an", so Hauschildt-Buschberger.

Ebenfalls ehrenamtlich engagiert ist Vlasi Sakandelidze. Der Georgier lebt seit drei Jahren mit seiner Frau Salome Giorgadze und der zweijährigen Tochter Christie in Seewalchen. Vor eineinhalb Jahren suchte er aus eigener Initiative den Kontakt zur Feuerwehr Seewalchen und wurde erst vor wenigen Wochen offiziell angelobt. Auch er habe während des Asylverfahrens nicht untätig bleiben wollen, berichten Freunde der Familie aus Seewalchen. Mit Unterstützung fand er eine Saisonarbeitsstelle als Küchengehilfe – die einizge Form der Arbeit, die während des Asylverfahrens erlaubt ist. Zudem renovierte die Familie eine Wohnung im Pfarrhof, die sie im vergangenen Jahr beziehen konnte.

Lange Asylverfahren

Grund für die nun drohende rasche Abschiebung dürften einerseits lange Asylverfahren und andererseits veränderte Diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Georgien sein, wie Hauschildt-Buschberger berichtet: "Die Familie Latsabidze hatte die erste Einvernahme erst im Juni 2016, die erste Entscheidung fiel dann im Juli 2017. Zwischenzeitlich, in diesen fast vier Jahren, haben sich die Beziehungen zwischen Georgien und Österreich dahingehend verändert, dass georgische Staatsangehörige nun visafrei nach Österreich reisen dürfen." Dies führe zwangsläufig zu schärferen Kriterien in den Asylverfahren. "Das heißt aber natürlich nicht, dass politische Feinde der georgischen Regierung nicht solche bleiben", erinnert die Flüchtlingsbetreuerin.

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