"Das ist ganz klar unter der Gürtellinie"

Vize-Obmann Andreas Albrecher betrachtet, wie auch Obmann Gerhard Langmann, die Stimmung mit Sorge. | Foto: Cescutti
  • Vize-Obmann Andreas Albrecher betrachtet, wie auch Obmann Gerhard Langmann, die Stimmung mit Sorge.
  • Foto: Cescutti
  • hochgeladen von Harald Almer

Es gärt bei den Spielen der HSG, das fällt selbst auswärtigen neutralen Beobachtern auf. Was ist da los?
Andreas Albrecher: Eines vorweg. Sportlich sind wir in der Spur. Der Modus kommt uns zugute und das Ziel, unter die ersten Vier der Bundesliga zu kommen, ist fast geschafft, auch wenn wir nicht immer gut spielen. Entscheidend für den Aufstieg sind dann die K.o.-Spiele wahrscheinlich gegen St. Pölten und Graz. Aber was derzeit teilweise in der Halle auf Zuschauerseite abgeht, ist ganz klar unter der Gürtellinie.

Was meinen Sie damit genau?
Albrecher: Seit den letzten Jahren wird das Verhalten einiger "Fans" in unseren Hallen immer rabiater. Kritik ist in Ordnung und auch willkommen, doch was sich eine gewisse Zuschauergruppe erlaubt, ist nicht mehr akzeptabel. Wüste Beschimpfungen, abfällige Bemerkungen, das geht weit ins Persönliche der Spieler und Funktionäre hinein. Zu dieser Gruppe gehören leider auch Eltern, deren Kinder im Verein spielen oder gespielt haben. Sie sollten ihren Kindern eigentlich ein Vorbild sein, doch sie stiften damit eine Stimmung des Hasses und der Feindseligkeit. Sie haben eine Seifenblase im Kopf, die mit der Realität nichts zu tun hat.

Mit welchen Auswirkungen?
Albrecher: Die Spieler sind inzwischen sehr verunsichert, viele spielen im Moment lieber auswärts als daheim. Dazu kommen ausländerfeindliche Äußerungen. Das erzeugt viel Druck und bewirkt einen Domino-Effekt ins Negative. Ich sage es hier ganz klar: Auf diese Art von Fans können wir verzichten. Der Sport wird immer mehr zum Wochenend-Ventil für den eigenen Frust, aber unsere Spieler sind Menschen und keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren.

Menschen, die ja verschiedene Aufgaben im Verein übernehmen, oder?

Albrecher: Unser Verein ist eine wichtige Komponente im sozialen Leben der Weststeiermark. Wir sind ein Ausbildungszentrum mit 13 Mannschaften von den Minis bis zur Kampfmannschaft. Unsere Spieler übernehmen das Kinder- und Jugendtraining, gehen in den Turnunterricht von Schulen, unterstützen Benefizaktionen und stehen für soziale Kompetenz. Wir leisten einen Beitrag für das Allgemeinwohl, unsere Spieler sind voll im Verein integriert. Und dafür müssen sie sich beschimpfen lassen?

Was kann der Verein dagegen tun?
Albrecher: Das Vertrauen in den Verein wird hier in Frage gestellt, das gesamte Image leidet darunter. Außerdem haben wir eine Verantwortung gegenüber den Sponsoren, die immer wieder Gäste einladen und ihr eigenes Image pflegen wollen. Jedes Handballspiel ist ein gesellschaftliches Ereignis, das zwischen 600 und 1.000 Menschen bewegt. Es gibt einen allgemeinen Sportleitfaden, auch für Zuschauer. Diesen werden wir in einem ersten Schritt plakativ bekanntmachen. Hier wird das angebrachte Verhalten von Sportfans eingefordert.

Wie gehen SIe persönlich mit der Situation um?

Albrecher: Sie geht mir schon an die Nieren und manchmal frage ich mich, wozu ich das alles tue. Ich kann meine Wochenenden auch anders, ohne Beschimpfungen und Hasstiraden, verbringen. Und so geht es nicht nur mir im Verein. Aber wie gesagt, der Verein übernimmt viele soziale Aufgaben im Gemeindeleben und das sollte sogar dieser Personengruppe, die nur schimpft, etwas wert sein.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Der neue Fotopoint am Hauptplatz mit Bernd Osprian und den Community Nurses Eva Maria Unger und Bettina Stangl | Foto: Stadtgemeinde Voitsberg
3

Neue Projekte in Voitsberg
Voitsberg hat Platz für noch mehr Einwohner

Die Bezirkshauptstadt Voitsberg wächst wieder und ist bereits die einwohnerstärkste Stadt in der Lipizzanerheimat. Bürgermeister Bernd Osprian erklärt die Gründe, warum Voitsberg im Aufwind ist. VOITSBERG. Seit einigen Monaten ist Voitsberg die einwohnerstärkste Stadt im Bezirk Voitsberg, ein historisches Novum. Bernd Osprian hat hier einige Gründe parat, warum das so ist. Was trägt dabei bei, dass man in fünf bis zehn Jahren wieder mit 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liebäugeln kann?Bernd...

  • Stmk
  • Voitsberg
  • Harald Almer

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.