Friedl Preisl: Ein Leben für die Kultur
Der Währinger Festivalveranstalter Friedl Preisl feiert seinen 70. Geburtstag. Leiser treten wird er nicht.
WÄHRING. Friedl Preisl lässt sich weder als Mensch noch als Kulturveranstalter gerne in eine Schublade stecken. "Wer zu perfekt sein will, hat keinen Spielraum mehr für Kreativität", sagt der 70-Jährige. Er meint damit, dass alles in Bewegung sein und man Inspiration immer erkennen und zulassen muss. "Besucherzahlen waren für mich nie das Kriterium einer erfolgreichen Veranstaltung. Für mich zählt nur die Qualität."
Auch wenn er heute nach erfolgreichen 19 Jahren das von ihm ins Leben gerufene Akkordeonfestival nicht nur einen Monat lang sondern mehrmals im Jahr abhalten sollte. "In den 30 Tagen machen 50 Künstler Programm. Es gäbe aber genügend Publikum und viel mehr Künstler, als in der kurzen Zeit unterzubringen sind. In dieser, wenn man so will, künstlichen Verknappung, liegt aber auch ein Reiz." Nicht nur für Preisl selbst, dem ganz schnell fad werden kann. "Jedes Festival hat seine Vorbereitungszeit und ich beginne immer wieder bei Null. Ich habe keine Programme in der Lade, auf die ich bequem zurückgreifen könnte", erzählt der Musikliebhaber.
Schließlich möchte er seinen Künstlern die bestmöglichen Arbeitsbedingungen schaffen und das Publikum aufs Neue überraschen. "Damit es neugierig bleibt!" Das gilt natürlich auch für sein zweites "Baby", das "KlezMORE" Festival, das seit 15 Jahren immer im November stattfindet. Ob Akkordeon-, Weltmusik, oder Preisls "Musikalischer Adventkalender", jedes seiner Festivals ist immer für Überraschungen gut. "Das hält mich bei bester Laune und das Publikum kommt so ständig in den Genuss neuer Programme", sagt Wiens einziger "Musikdirektor ohne eigenes Haus".
Viel los im 18ten
"Ich bin in Hernals aufgewachsen und in meiner Jugend musste man 'in die Stadt gehen', um Livemusik zu hören und was zu erleben", erzählt er. Seit 15 Jahren lebt er nun schon im 18. Bezirk und wurde längst in Sachen "kulturelle Nahversorgung" aktiv: Seit 2013 gibt es dort im Frühling und im Herbst samstags die Café #+Mocca Lounge mit bunt gemischter Livemusik. "Gleich gegenüber im Café Stadtbahn wird ebenfalls Livemusik gespielt. Wir haben also an der Peripherie gleich zwei ganz unterschiedliche Live-Bühnen am Wochenende. Das ist großartig. Niemand muss mehr abwandern", findet der Veranstalter.
Ein Wunsch an die Stadt
Wenn das Geburtstagskind Preisl einen Wunsch frei hätte, würde er diesen an die Stadt Wien richten. "Nicht für mich selbst, ich bin glücklich und dankbar, dass ich dabei sein, kreativ sein und überall meine 'Duftmarken' setzen darf. Aber für die unzähligen Künstler und Künstlerinnen an der Basis würde ich mir etwas wünschen: Eine offenere, aufmerksamere Kulturpolitik, die das riesige Potenzial dieser Stadt erkennt und Talente adäquat fördert."
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