Abwasser: "Eine gute Kläranlage stinkt nicht!"

Willi Edlinger, Stadtrat Ulrich Achleitner und Rudolf Nothmüller vor dem im Bau befindlichen neuen Belebungsbecken.
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GROSS SIEGHARTS. Betätigen wir die Toilettenspülung machen wir uns eigentlich keine große Gedanken, was danach passiert. Dabei ist der Vorgang die Abwässer einer ganzen Stadt zu reinigen ein gewaltiger Aufwand.

Etwa eine Million Euro gibt die Stadtgemeinde Groß Siegharts im Jahr für die Abwasserentsorgung aus. Aktuell wird die Kläranlage modernisiert und auf ein ausfallsicheres zweistraßiges System umgebaut - Zeit für einen Lokalaugenschein. Die beiden Klärwärter Willi Edlinger und Rudolf Nothmüller sind wahrscheinlich die größten Arbeitgeber im Bezirk: sie haben Millionen kleiner Helfer. Ohne die Hilfe von unzähligen Bakterien würde nämlich sämtliches Abwasser als braune Suppe im Sieghartsbach landen. Damit das nicht passiert, betreiben die beiden gewaltigen Aufwand - stimmt nur ein Parameter in der chemischen Zusammensetzung bei einem der Arbeitsschritte nicht, ist nämlich Feuer am Dach.

Eine Frage des Geruchs

Edlinger räumt bei unserem Besuch gleich einmal mit einem Mythos auf: "Eine gute Kläranlage stinkt nicht". Bei ihm landen die Abwässer aus Groß Siegharts, Dietmanns, Waldreichs, Sieghartsles und Wienings. Das sind etwa eine Million Liter täglich - wenn es ruhig ist. Kommt starker Regen dazu, landen schnell fünf Millionen Liter in der Kläranlage. Mit dabei können über 600 Kilo so genannte Schmutzfracht sein - das sind Steine, Sand, oder was auch immer seinen Weg in den Kanal findet, wie Feuchttücher, Tampons und Binden, die vom Fachmann gerne "Kanalkarpfen" genannt werden.

Zuerst wird das Wasser mit einem feinen Rechen durchgesiebt um größere Schmutzeile herauszufischen. Danach wird der Sand ausgewaschen und gereinigt, bevor das Wasser im Pumpwerk landet, von wo es in einem so genannten Selektor mit Schlamm aufbereitet wird und in das Belebungsbecken kommt, wo die Millionen Mitarbeiter des Klärwerks ihren Dienst verrichten. Anschließend landet das Wasser in einem Nachklärbecken, in dem so genannte Räumer die letzten Schlammreste abscheiden. Am Ende läuft klares, gereinigtes Wasser in den Sieghartsbach. "Dieser ganze Vorgang dauert um die 30 Stunden", so die Abwasser-Spezialisten. Dazwischen werden immer wieder die chemischen Werte überprüft, sogar ein eigenes Labor und mehrere Stationen zur Probenentnahme sind am Gelände der Kläranlage. Edlinger und Nothmüller können alle Werte vom "Kommandozentrum" aus überwachen.

Ein guter Riecher

Um auf den Anfang zurückzukommen: Wie soll nun eine gute Kläranlage riechen? "Wie frische Erde", so Edlinger - solange dieser Geruch über dem Becken hängt stimmen die Werte höchstwahrscheinlich. Die beiden Klärwärter sind auch am Wochenende im Einsatz, verlassen sich dabei aber nicht nur auf ihre Nase, sondern auch die dutzenden Sensoren in der Kommandozentrale, die im Notfall per SMS Alarm geben.

Notfälle haben der Groß Sieghartser und der Dietmannser eigentlich immer rasch im Griff, berichten die beiden. Was oft wirklich problematisch ist, sind Fremdstoffe, die weder in der Toilette noch im Abfluss landen sollten. Fett ist dabei der größte Feind, denn dieses legt sich an den komplexen Anlagen an und beeinträchtigt deren Leistung gewaltig. Ein weiteres Problem sind Hygieneartikel wie Tampons, Binden, Wattestäbchen oder Feuchttücher. "Diese verrotten kaum und bilden oft richtige Nester. Da hilft dann nurmehr ein Messer", erklärt Edlinger. Heißt: einer der Arbeiter muss die Verstopfung von Hand beseitigen. Darüber hinaus können über die Toilette entsorgte Medikamente das filigrane Gleichgewicht im Belebungsbecken stören.

Beweismittel im Kanal

Für Schmunzeln sorgt bei den beiden dann wieder so manch kurioses Fundstück. Gerne erzählt Edlinger die Geschichte als die Polizei plötzlich vor der Tür stand. Sie hätten einen Verdächtigen gesehen, wie er einen Gürtel im Kanal entsorgte. Tatsächlich konnte Edlinger das Beweisstück finden. "Ich hab den Beamten gefragt, ob ich den Gürtel waschen soll, oder ob wir sonst Spuren vernichten. Er hat den Gürtel dann doch lieber sauber genommen", lacht Edlinger.

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