Messie-Wohnung: Vermieter erhebt Vorwürfe gegen Jugendamt

Vermutlich war dies einmal ein Kinderzimmer. Der Müll stapelt sich bis knapp unter die Decke.
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  • Vermutlich war dies einmal ein Kinderzimmer. Der Müll stapelt sich bis knapp unter die Decke.
  • hochgeladen von Peter Zellinger

WAIDHOFEN. Der Geruch ist bereits im Stiegenhaus beißend: es stinkt nach Katzenurin, verrottendem Müll und längst verdorbenen Lebensmitteln. In der Wohnung haben sich Fliegen und Insekten breit gemacht, die Böden sind aufgequollen, Elektroleitungen teilweise herausgerissen. Zumindest sieht man das in den Räumen, die man betreten kann: Ein Raum, der wohl einmal ein Kinderzimmer war, ist beinahe bis unter die Decke mit Müll vollgeräumt - aber die Tür lässt sich kaum noch öffnen. Einer der beiden Balkone lässt sich kaum noch betreten: kniehoch liegen auf der ganzen Fläche alte Plastikflaschen und Restmüllsäcke.

Der Schock sitzt bei Vermieter Karl Josl tief. "Ich habe mehrere Wohnungen und schon viele Mieter gehabt, aber sowas habe ich noch nicht erlebt". Eine sechsköpfige Familie lebte in der Wohnung in der Heidenreichsteinerstraße.

Aufgeflogen ist der Fall, als ein Techniker des Wettbüros im selben Gebäude die Klimaanlage und die Antenne warten wollte. Diese befindet sich am Balkon der Wohnung, doch die Mieter ließen ihn nicht mehr durch. Also kletterte er mit einer Leiter auf den Balkon - und fand diesen völlig vermüllt vor.

Für Josl noch kein Drama: "Wir hatten vereinbart, dass der Müll dort wegkommt und mir hat der Mieter gesagt, dass ihm das Jugendamt dabei hilft." Auch dass die Miete zuletzt nicht mehr bezahlt wurde, war für Josl noch kein großes Problem: "Da hätten wir uns schon geeinigt." Doch plötzlich klagten Nachbarn über beißenden Gestank. Der Besitzer fand die Wohnung plötzlich verlassen vor - dafür waren massenhaft Mäuse in die Müllberge eingezogen. 20.000 Euro dürfte der Schaden betragen.

Schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt

Der Vermieter erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt. Mehrmals sei die Wohnung geprüft und für in Ordnung befunden worden. "Wenn ich daran denke, dass hier Kleinkinder leben mussten, werde ich wütend", so Josl.

Jugendwohlfahrt griff auf externe Betreuung zurück

"Aus den uns zur Verfügung stehenden Informationen nehmen wir an, dass die Vermüllung im Zuge der Übersiedlung entstanden ist", erklärt Bezirkshauptmann Günter Stöger gegenüber den Bezirksblättern.

Die Jugendwohlfahrt habe nach einem Besuch im Oktober 2016 Betreuungsbedarf festgestellt. Dafür habe man eine externe Betreuungsstelle - eine sozialpädagogische Familienintensivberatung - im Ausmaß von eineinhalb Stunden pro Woche installiert und finanziert. Diese Betreuungsstelle sei auch der Behörde gegenüber berichtspflichtig gewesen. "Von einer Vermüllung wurde in den Berichten der Betreuungsstelle nie berichtet", so Stöger.

"Am 7. März 2017 wurde darüber hinaus durch eine eigene Fachkraft für Sozialarbeit unseres Hauses ein Hausbesuch durchgeführt, die wobei aus deren eigenen Erinnerung keine Vermüllung der Wohnung vorhanden war, lediglich auf der Terrasse waren einige - damals verschlossene - Müllsäcke gelagert. Ein Zimmer - jenes der nicht anwesenden Tochter - war versperrt und wurde auch nicht betreten. Ob dort Müll gelagert wurde, kann daher nicht verifiziert werden", erklärt der Bezirkshauptmann weiter, der aber durchaus Konsequenzen zieht: die externe Betreuungsstelle wird um eine Stellungnahme ersucht, denn diese war bis eine Woche vor der Übersiedelung am 6. April noch vor Ort.

Dass die Wohnung erst kurz vor dem Auszug vermüllt wurde, glaubt der Besitzer nicht: "Das muss über Monate gegangen sein". Sogar eine Holzwand soll von den Mietern herausgerissen und verheizt worden sein.

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