Mysterien aus Waidhofen: Gift, Flucht, Feuer und der Teufel persönlich!

Béla Kun war in den 20ern in Karlstein interniert - bis das Pflaster zu heiß wurde.
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  • Béla Kun war in den 20ern in Karlstein interniert - bis das Pflaster zu heiß wurde.
  • hochgeladen von Peter Zellinger

BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Der Bezirk Waidhofen steckt voller Geheimnisse, die bis heute auf ihre Lösung warten. Im dritten Teil der losen Serie widmen wir uns Giftanschlägen, einer mysteriösen Flucht, einem Großbrand und dem Teufel persönlich!

1. Der mysteriöse Fall Béla Kun

Im Ersten Weltkrieg wurde in der Burg Karlstein ein Lager für Kriegsgefangene eingerichtet. Auch Bürger der Monarchie, die der Sympathie mit dem Feind verdächtig wurden, waren in der desolaten Burg untergebracht. Nach dem ersten Weltkrieg floh der ungarische Sowjetführer Béla Kun nach Österreich. Da man kein großes Interesse daran hatte einen berüchtigten Revolutionär frei herumlaufen zu lassen, wurde Kun ebenfalls in Karlstein interniert. Anfangs dürfte das Kun sogar recht gewesen sein: er vermutete, dass ein Mordanschlag auf ihn geplant war und fühlte sich in Karlstein sicher. Diese Sicherheit währte aber nicht lange: als eines Tages ein Paket mit Rauchwaren und Keksen für Kun abgegeben wurde, zeigten plötzlich Mit-Insassen, die von der Bäckerei gegessen hatten, starke Vergiftungserscheinungen. Kun trat daraufhin die Flucht an - doch wie konnte ihm diese gelingen?

Die wahrscheinlichste Erklärung: man darf sich das damalige Schloss Karlstein nicht wie ein modernes Gefängnis und die "Internierung" nicht wie eine Haft vorstellen. Ganz im Gegenteil: die Sicherheitsvorkehrungen waren eher lax. Nicht unmittelbar gefährliche Gefangene durften sich frei bewegen und mussten sich nur zu bestimmten Zeiten bei den Wächtern melden. Wer es sich leisten konnte, durfte sich sogar ein Privatquartier mieten. Dass man es mit der Bewachung der Gefangenen nicht allzu genau nahm, beweist auch eine Meldung aus dem Waidhofner Amtsblatt aus dem Jahr 1917. Darin werden die Arbeitgeber der Gefangenen darauf hingewiesen, dass es ab sofort verboten ist, die Internierten allzu viel Zeit im Wirtshaus verbringen zu lassen und man ihnen doch bitte kein Geld für alkoholische Getränke mehr zustecken soll.


Im Dreißigjährigen Krieg waren Gräuel an der Tagesordnung.

2. Wer ist für die Zerstörung von Vitis im Jahr 1647 verantwortlich?

Es müssen schauerliche Szenen gewesen sein: mitten in den verkohlten Ruinen von Vitis steht im Jahr 1647 ein Pfarrer, sein Hab und Gut auf ein Ochsengespann geladen - umringt von Bürgern, die mit Hacken auf den Geistlichen losgehen und ihn auffordern den Schaden im Ort zu bezahlen. Manche der Bürger gingen sogar auf die Knechte des Pfarrers los und sollen diese geschlagen haben. Der Grund: die Vitiser machten den Pfarrer für den verheerenden Brand verantwortlich, der im Pfarrhof ausgebrochen war. Als der Pfarrer seine Siebensachen packte und ein neues Quartier in Hirschbach beziehen wollte, ließ der örtliche Richter das Tor sperren und hinderte den Geistlichen am Verlassen des Marktes. Doch hatte wirklich der Priester den Brand ausgelöst? Vermutlich nicht. Vielmehr dürfte es ein Soldat gewesen sein, der mit seiner Muskete in das Strohdach schoss. Den zur Hilfe eilenden Bauern habe er gesagt sie sollen laufen, er habe die Mäuse ausgesengt. Marodierende Söldnerbanden waren damals im 30-Jährigen Krieg keine Seltenheit und die Bevölkerung hatte schwer unter den Repressalien zu leiden. Der Priester dürfte die Szene übrigens überstanden haben, wie seine schriftliche Beschwerde an die Herrschaft Schwarzenau über den Vorfall beweist.


Der Teufel zeigt seine Krallen - bis heute!

3. Auf der Ruine Kollmitz geht der Teufel um!

Keine Liste mit Mysterien aus dem Bezirk kommt ohne die Ruine Kollmitz aus. Diesmal ist es ein besonders schauerlicher Fall, bei dem der Teufel selbst eine Rolle spielt. Und der geht so: Ein Burgherr von Kollmüz schloss mit dem Teufel einen Vertrag: er solle ihm eine Mauer bauen, die jedem feindlichen Ansturm standhalten würde. In einer Woche stand der noch heute als "Böhmische Mauer" bekannte Teil der Festung. Als der Teufel den Ritter holen wollte, weigerte sich dieser. Irgendwann wurde es dem Bösen doch zu dumm, und es verkleidete sich und drang in die Burg ein. Der Teufel packte den Ritter beim Wams und schleppte ihn davon. Wie er durchs Tor ging, griff der Ritter mit beiden Händen nach dem Torbalken wo er sich festhielt. Doch es war vergebens! Der Teufel war stärker und riss ihn mit sich fort. Noch heute erkennt man sowohl am Burgtor, als im Tor der böhmischen Mauer (Teufelsmauer) Vertiefungen, die von dieser Begebenheit herrühren sollen.

Doch ging wirklich der Teufel um? Tatsächlich finden sich an vielen Sakralbauten derartige "Teufelskrallen". Dabei handelt es sich meist um parallel verlaufende Rillen im Stein. Doch der Teufel dürfte damit wenig zu tun haben: vielmehr schlugen Arbeiter traditionell mit Stahl Feuer aus diesen Steinen. Dies hatte nicht nur praktische Gründe, wie das Schärfen der Werkzeuge, sondern auch einen rituellen Zweck: das Feuer, das mithilfe dieser Steine gemacht wurde, wurde häufig geweiht und die Gläubigen trugen die Flammen nach Hause.

Mehr schaurige und unheimliche Geschichten aus dem Bezirk Waidhofen finden Sie hier und hier.

Quellen: Verein zur Erhaltung der Ruine Kollmitz, Mag. Erich Kerschbaumer, 850 Jahre Vitis, OSR Franz Binder, www.fotos-geschichten.at, Marktgemeinde Karlstein, Waidhofner Amtsblatt (1917), Österreichische Nationalbibliothek, Wikipedia

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