Wer will ins Gefängnis ziehen? Waidhofens alter Kerker ist zu haben!

Der Innenhof. Der Trakt links beherbergte einst das Gefängnis. | Foto: sReal
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WAIDHOFEN/THAYA. Die Waidhofner kennen es als Gründerhaus der Sparkasse oder als ehemaliges Bezirksgericht: das Gebäude am Hauptplatz 9 hat auch so schon eine spannende Geschichte. Was aber den wenigsten Waidhofnern bekannt sein dürfte: zum Objekt gehört auch ein altes Gefängnis. Dieses ist jetzt für Menschen mit einer Vorliebe für besondere Wohnumgebungen zu haben, denn die Sparkasse sucht Mieter für das Objekt.

1842 gründete sich in der ehemaligen Webereifabrik die Sparkasse - daher der Name Gründerhaus. Bereits 1850 überließ die Stadt das Gebäude aber dem Staat und dieser nutzte es fortan für landesfürstliche Behörden wie das Bezirksgericht, die Jugendwohlfahrt und eben ein Gefängnis.

Saniert - und gleich geschlossen

Für die zukünftigen Gefängnis-Bewohner gibt es insgesamt acht Zellen, die direkt an die Stadtmauer liegen. Johann Litschauer arbeitete von 1954 bis 1960 für das Bezirksgericht und kennt den Häfen noch aus seiner aktiven Zeit. "Die Zellen wurden damals von außen beheizt, ansonsten war das schon ein recht kühler Bau", erinnert sich der Waidhofner. In dieser Zeit wurde nur noch der obere Zellentrakt genutzt.

"Der untere Teil war schon völlig desolat", so Litschauer. Dennoch wurde dieser 1959 aufwändig saniert. "Kaum war man fertig, wurde das Gefangenenhaus aufgelassen", kann sich Litschauer ein Schmunzeln auch heute nicht verkneifen.

Die Hexe von Pyhra

Sieben Mörder verbrachten in Waidhofen in der Zeit von Litschauer ihre U-Haft im Stadtgefängnis bevor sie nach Krems überstellt wurden. Darunter auch die als "Hexe von Pyhra" bekannte Frau, die in den 50er-Jahren ihre Schwiegermutter ermordete, die Leiche zerstückelte und sie im Ofen verbrannte.

Die meisten Gäste waren aber Kleinkriminelle: "Immer wenn der Winter kam und die Hilfsarbeiter keine Arbeit mehr hatten, wurde es plötzlich voll", erinnert sich der ehemalige Gerichtsangestellte. Der Richter verhängte damals nämlich selbst für kleinste Delikte eine so genannte "Ausruhstrafe". "Früher war man da wenig zimperlich", so Litschauer. Auch der eine oder andere Landstreicher landete im städtischen Kerker.

Speisen á la carte

Der Komfort der Zellen war zweifelhaft, dafür war aber die Versorgung nicht übel: Die Frau des Gefängnismeisters kochte für die Häftlinge. Wem die Hausmannskost nicht zusagte und es sich leisten konnte, bestellte sein Essen aus dem Hotel Eder, das auch prompt ins Gefängnis geliefert wurde. Für die Häftlinge gab es sogar eine Speisekarte der legendären Gaststätte.

Für diesen gewissen Luxus wurde aber auch eine Gegenleistung erwartet: "Oft halfen uns die Gefangenen mit den Poststücken. Damals musste wir ja alle Schriftstücke zur Post schleppen. Da übernahmen die Häftlinge die tragende Rolle". Darüber hinaus standen Schneeschaufeln im Winter und Straßenkehren im Sommer auf dem Programm. Dafür zog man aber lieber Gefangene von auswärts heran - man wollte schließlich nicht, dass sich die Kunde von eingesperrten Einheimischen allzu rasch verbreitete.

War der Gefängnismeister einmal auf Urlaub oder krank, dann mussten die Gerichtsbediensteten einspringen und ein Auge auf die Häftlinge werfen. Ausgebildet war man dafür freilich nicht, aber irgendwie ist es immer gut gegangen. "Das waren damals schon ganz andere Zeiten", lacht Litschauer.

Aktuell befindet sich das Ex-Gefängnis im Besitz der Sparkasse, die den Zellentrakt gerne vermietet - den historischen und leicht morbiden Charme gibt es kostenlos dazu!

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