Wie Waidhofner Landgasthäuser dem Wirtesterben trotzen

Ewald Eschelmüller über das Plätscherdachl: "Mit gutem Ruf, fairen Preisen und guter Qualität funktioniert‘s". | Foto: Koller
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  • Ewald Eschelmüller über das Plätscherdachl: "Mit gutem Ruf, fairen Preisen und guter Qualität funktioniert‘s".
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BEZIRK WAIDHOFEN. Das gute alte Dorfwirtshaus mit Stammtisch und fixer wöchentlicher Schnapserrunde stirbt aus. Seit dem Jahr 2010 hat in Niederösterreich mehr als jedes zehnte Gasthaus seine Pforten für immer geschlossen. Ein Bezirksblätter „Lokal-Augenschein“ im wahrsten Sinne des Wortes …

Schauplatz Puch: Hier betreibt Bernhard Höbinger seit bald 34 Jahren erfolgreich sein Wirtshaus gemeinsam mit seiner Frau. Wovon man als Wirt in einem kleinen Dorf mit knapp über 100 Einwohnern lebt? "Ganz klar von den Stammgästen", erklärt Höbinger. Laufkundschaft ist eher selten, dennoch ist Höbinger grundsätzlich zufrieden, auch wenn sich in der Wirtekarriere seit den 80er-Jahren einiges geändert hat. "Die Grenze von 0,5 Promille war sicher richtig, aber das haben die Wirte schon gespürt", erklärt Höbinger. Aufreger der jüngeren Vergangenheit wie die Allergenverordnung stören den Wirt mit Leib und Seele weniger - was wohl daran liegt, dass selten jemand danach fragt.

Bürokratie und unklare Regeln

Nur beim Rauchverbot hat der Gastronom das ewige Hin und Her satt: "Ich würde mir wünschen, dass sich die Wirte aussuchen dürfen, ob sie ein Raucherlokal haben wollen oder eben nicht. Wirt und Gast sind doch mündige Menschen". Vor allem die Landgasthäuser würde ein generelles Rauchverbot treffen. Ein Drittel der Stammgäste könnte dann Zuhause bleiben, befürchtet Höbinger. Was er sich für die Wirte am Land wünscht? Dass sich mehr Junge den regelmäßigen Besuch im Wirthaus leisten könnten. "Viele junge bauen bei uns, die sparen natürlich beim Fortgehen ein".

Außerdem: die Bürokratie. Beim Anna-Kirtag bekochten die Höbingers rund fast 400 Gäste, aber nicht alleine. Rund 40 Personen - darunter viele Verwandte - halfen mit. Doch seit 2015 ist der Annakirtag Geschichte: Registrierkasse und alle Mitarbeiter bei der Sozialversicherung anzumelden sei schlicht zu aufwändig geworden, so Höbinger.

Auch wenn sich aktuell die Zahl der Wirtshäuser im Bezirk wieder leicht auf 42 erhöht hat, gab es im Jahr 2010 noch 46 Gaststätten. 16 Wirte haben laut Daten der Wirtschaftskammer ihr Gewerbe ruhend gemeldet. Sprich: Sie sind nicht mehr aktiv im Geschäft. Ein Hauptgrund dürfte die schwierige Suche nach Erben sein: Gehen die alteingesessenen Wirtsleute in Pension, ist das Dorfgasthaus meist ebenfalls Geschichte. Dennoch ist nach langer Talfahrt ein Aufwärtstrend erkennbar. Den bestätigte auch jüngst der Historiker Harald Hitz, der sich in Studien intensiv mit seinem Heimatbezirk auseinandergesetzt hat: "Da wurden in den letzten Jahren neue Maßstäbe gesetzt", so Hitz. Natürlich sei es um manche Lokale schade, aber wenn er an die Zustände in manchen Gaststuben von damals zurückdenke, hätten diese heute ohnehin keine großen Chancen mehr".

"Die Lkw-Fahrer bleiben nicht mehr stehen"

Zum Thema Wirtesterben meint Ewald Eschelmüller vom Gasthaus Plätscherdachl: "Wenn man sich einen anständigen Ruf aufbaut und faire Preise mit guter Qualität liefert, dann funktioniert es".

Herausforderungen sieht er im viel diskutierten Rauchverbot und der enormen Bürokratie, wobei die viel gescholtene Registrierkassa den Großrupprechtser Wirt Dieter Hofbauer nichts Neues war, denn: "Ich arbeite seit 2011 mit Registrierkassa und es ist für uns eine unheimliche Erleichterung, alles geht einfach schneller. Doch für die Gäste ist das Zetterl unnötig".

Das Gasthaus Plätscherdachl lebt zu 90 Prozent von Stammgästen. "Die kommen von rundherum zu uns, nehmen Freunde mit und reservieren für Familienfeieren", erklärt der Wirt. Als im Sommer die Bundesstraße durch Großrupprechts für vier Wochen saniert wurde, merkte er das überhaupt nicht im Börserl.
Der Durchzugsverkehr der Bundesstraße spürt man hauptsächlich am Freitag Abend und sonntags. LKW bleiben gar nicht für einen Einkehrschwung stehen, denn "die stehen so unter Zeitdruck, dass sie das nicht machen", so Hofbauer.

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