Kaltes Grab am steilen Berg

"Kaltes Grab am steilen Berg" von Georg Jäger ist im Buchhandel erhältlich. | Foto: Johann Jenewein
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Das Heuziehen hat in Tirol eine lange Tradition. Dr. Georg Jäger aus Sellrain hat sich in seinem neuen Buch dieser Thematik angenommen.
Bereits 1558, zu Beginn der „Kleinen Eiszeit“, erwähnt Georg Rösch von Geroldshausen im Tiroler Landreim den winterlichen Heutransport von den tief eingeschneiten Bergheustadeln über die Riesen zu den Bauernhöfen im „Land im Gebirge“. Die auf Grundlage von Sterbebüchern und vor allem durch Auswertung und Wiedergabe alter Zeitungsartikel aus dem 19. Jahrhundert und der Zeit von 1900 bis 1945 entstandene Veröffentlichung befasst sich mit den Gefahren des Heuziehens in Tirol. Denn nicht selten wurden Bergbauern und Bauernknechte an besonders exponierten Geländeteilen von plötzlich abgehenden Staub- oder Windlahnen erfasst und getötet („Weißer Tod“). Viele Rettungsversuche blieben erfolglos und kamen oft auch für die verschütteten Personen zu spät. Am meisten litten aber die zurückgebliebenen Witwen, die allein ohne ihre tödlich verunglückten Männer eine große Kinderschar aufziehen mussten.
Georg Jäger dokumentiert in diesem Buch am Beispiel zahlreicher Meldungen aus Kirchenbüchern und Printmedien das Sterben der Tiroler Heuzieher im Zeitraum zwischen 1600 und 1945.

Der Autor

Georg Jäger, Univ.-Doz. Mag. Dr., wurde im Jahr 1963 geboren und ist in Sellrain aufgewachsen. Er arbeitet seit 1994 als Bibliothekar und Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck. Von 2008 bis 2017 war er zehn Jahre lang Schriftleiter der neuen „Tiroler Heimatblätter“. Von ihm sind mehrere Bücher zu kulturhistorischen Themen beim Universitätsverlag Wagner erschienen, zuletzt die drei umfangreichen Sellraintal-Monographien „Gletschermilch und Kirschsuppe (2012, 2. Auflage 2013), „Sommerfrische und Gipfelwind“ (2015) (Hrsg.) und „Melachgeflüster“ (2016) (Hrsg.).


Textprobe aus dem Sellraintal

Drei verlähnte Heuzieher in Gries im Sellrain, 14. Jänner 1841:
„Obschon das Thauwetter mit Lawinen drohte, gingen doch am 14. Jänner des Jahres 1841 Früh acht Männer von Gries im Sellrainthale in das nahe Gebirge, um Heu aus einem Stadel herab zu ziehen. Allein drei von ihnen büßten das Wagniß mit dem Leben, einer wurde schwer, der fünfte leicht verletzt; sie waren noch nicht lange bei der Arbeit, da brach nicht weit ober ihnen eine Lawine los. Nur dreien gelang es zu entfliehen, die Andern wurden von der Lawine eingeholt und fortgerissen. Zwei erhielten sich auf der mit Felsstücken und abgebrochenen Baumstämmen gemischten Schneemasse und kamen mit Quetschungen davon; Johann Rofner (22 Jahre, ledig), Andrä Haider (22 Jahre, ledig) und Franz Haider (30 Jahre, ledig) verschwanden aber bald unter der gewaltigen Lavine (sic!). Dem sorgsamen Nachgraben der gleich mit dem Herrn Ortsseelsorger zur Rettung herbei geeilten Mannschaft gelang es, Nachmittag die zwei Erstgenannten, den Letzten aber erst am andern Tage aufzufinden. Es wurden Rettungsversuche gemacht, aber vergebens. – Möchte dieses neue Unglück zur Warnung dienen!“ (Bothe von Tirol und Vorarlberg, 27. Jg., Nr. 9, Montag, 1. Februar 1841, S. 35; Matriken Tirol Online – Gries im Sellrain, Totenbuch 1695–1875: 14. Jänner 1841).

Buchangaben

Jäger Georg (2017): Kaltes Grab am steilen Berg. Heuzieher-Unglücksfälle zwischen 1600 und 1945 in Tirol. Ein historisch-volkskundlicher Beitrag zur Berglandwirtschaft und Mensch-Umwelt-Problematik im Ostalpenraum / zusammengestellt und herausgegeben von Georg Jäger. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner, 200 Seiten (mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen). ISBN 978-3-7030-0942-6. Preis: 24,90 Euro.

"Kaltes Grab am steilen Berg" von Georg Jäger ist im Buchhandel erhältlich. | Foto: Johann Jenewein
Von Georg Jäger sind bereits mehrere Bücher zu kulturhistorischen Themen erschienen. | Foto: privat
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