Was ist denn eigentlich Liebe, Herr Niavarani?
"Romeo und Julia. Eine Komödie von Michael Niavarani" läuft am 9. Dezember um 20.15 Uhr erstmals auf ServusTV. Die bz hat mit Michael Niavarani über Tagödien, Komödien und die Liebe an sich gesprochen. GEWINNSPIEL: Zusätzlich verlosen wir zehn DVDs des Stücks!
WIEN. Wie macht man aus einer Tragödie eine Komödie?
MICHAEL NIAVARANI: Indem man sie ernst nimmt. Das heißt, dass man die Momente der Tragik nicht eliminiert und durch etwas Witziges ersetzt, sondern dass man die Tragik von einer anderen Seite betrachtet. Es gibt ja kaum etwas, was nicht auch irgendwo komisch ist.
Was unterscheidet Ihre Version von "Romeo und Julia" von der Shakespeares?
Das Ursprungsstück gehört zur Weltliteratur. Meines Gott sei Dank nicht. Es ist ein Sequel. Romeo und Julia sind 30 Jahre verheiratet. Sie haben ihren Tod überlebt, der nur inszeniert war. Diese Riesenliebe von damals, diese ersten drei Tage bei Shakespeare, die sind bereits 30 Jahre her. Plötzlich ist die Liebe eine andere. Es ist Gewohnheit, Ärgernis, Alltag. Es ist in Wahrheit eine Katastrophe. Romeo betrügt Julia, Julia betrügt Romeo. Die Riesenliebe geht über die Jahre schließlich den Bach runter.
Der Untertitel lautet "Ohne Tod kein Happy End". Was heißt das?
Das Happy End, die glückliche Beziehung zwischen Romeo und Julia, hat nur aus einem einzigen Grund funktioniert: Sie sind rechtzeitig gestorben, nach drei Tagen schon. Und das ist kein Kunststück. Wenn man drei Tage mit jemandem zusammen ist, kann man leicht sagen, dass es die glücklichste und schönste Beziehung ist, die man jemals hatte. Und ohne Tod geht es grauenvoll aus. Nach 30 Jahren hassen sie sich leider unweigerlich.
Wie kommt man dieser Entwicklung zuvor?
Der Alltag stellt sich nach ein paar Monaten ein. In dem Moment, wo sich die Schmetterlinge verabschieden, beginnt der Alltag. Und diese Verliebtheit ist ein hormoneller Zustand, als ob man ein Medikament bekommen hätte. Der Körper ist überschüttet mit Hormonen. Und dieser Zustand ist nach drei bis 18 Monaten weg. Das würde man körperlich nicht aushalten. Da stirbt man, weil man zu wenig isst, zu wenig schläft, zu aufgeregt ist. Und dann beginnt der Alltag.
Wie überwindet man das dann?
Indem man sich eine Neue sucht, in die man wieder total verliebt ist. Will man aber zusammen bleiben, dann wird das abgelöst durch ein ganz tiefes Vertrauen. Ich glaube, man braucht einen gewissen Freiraum aber auch ein gemeinsames Projekt. Das können Kinder sein, aber auch etwas ganz anderes. Gemeinsame Interessen oder dergleichen. Wenn beide komplett auseinander gehen, haut das langfristig nicht hin. Wurscht was es ist, in Wahrheit.
Ist der Mensch überhaupt ein Langzeit-Beziehungswesen?
Biologisch gesehen nicht, nein. Sonst gäbe es diese Scheidungen nicht. Biologisch ticken wir so: Wir bleiben zusammen, um Kinder zu erziehen. Das dauert nicht länger als sieben Jahre. Man könnte ein siebenjähriges Kind auf die Straße stellen und es würde überleben. Daher kommt das verflixte siebente Jahr. Das ist unsere biologische Konstitution, gegen die wir ankämpfen müssen.
Dieses "Problem" hat der Mensch allerdings erst seit 200 Jahren.
Die Idee der romantischen Liebe gab es zwar im Mittelalter auch schon, hat aber keine Rolle gespielt. Erst später ist diese Liebe entstanden. Das ist auch zu einer Zeit entstanden, in der man zum ersten Mal daran gedacht hat, dass sich jeder aussuchen darf, wen er heiratet. "Romeo und Julia" ist eigentlich ein konservatives und reaktionäres Lehrspiel. Die Strafe dafür, dass man sich den aussucht, den man liebt, ist der Tod. Das war von Shakespeare auch so gedacht. Das Problem, dass man den Richtigen finden muss, das gibt es erst seit 200 Jahren. Davor wurde das einfach bestimmt.
Abschließend: Was ist Liebe in einem Satz?
Immer das Hauptwort.
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