Geschichte: Einfach zum Nachlesen
Alles andere als langweilig ist Geschichte, wenn sie Gertraud Gebauer (86) erzählt - in ihren mittlerweile acht Büchern.
WIEDEN. Gertraud Gebauer bezeichnet sich selbst als "fortgeschrittene Seniorin". Die ehemalige Lehrerin ist 86 und hat, seit sie in Pension ist, ein Buch nach dem anderen geschrieben und herausgebracht. Jedes davon handelt von historischen Personen oder Ereignissen. "Das war eigentlich gar nicht so beabsichtigt", sagt Gebauer. "Am Anfang war es für mich eine Spurensuche, fast eine Art Therapie nach dem Tod meines Mannes. Ich wollte erfahren, wie bekannte Personen der Geschichte mit Schicksalsschlägen in ihrem Leben umgegangen sind." Denn, das hatte ihr schon ihr Vater als Kind erklärt, wenn er ihr wieder einmal Geschichten erzählte: "Das ist alles wahr, es gab wirklich Kaiser und Prinzessinnen." Den historischen Fakten und Zusammenhängen auf die Spur zu kommen, entpuppte sich für Gebauer als so spannend, dass sie beschloss, ihr Wissen kurz und bündig, interessant und einfach zum Nachlesen zu Papier zu bringen.
"Heute hat ja auch keiner mehr Zeit und Lust, hunderte Seiten mit langweiligen Fakten durchzuackern. Auch die Studenten nicht." Dem ersten Buch mit dem Titel "Mütterchen Russlands Dynastien", erschienen 2006 im Novum Verlag, folgten Bücher wie "Die Könige von Schweden", "Die Balkan Republiken", "Ägypten" und "Korsika". "Ich begann zu reisen, neue Länder und Kulturen zu entdecken und alles fotografisch festzuhalten. Ägypten war schon mit 14 ein Ort, wo ich hinwollte", erzählt sie. Ihr bisher letztes Buch "Die Babenberger: Von Ostarrichi bis König Rudolf I. von Habsburg" hat sie speziell für leseschwache Kinder und Deutschgruppen geschrieben. "Es geht mir darum, dass man unsere Geschichte nicht vergisst. Sie ist so spannend, auch für Kinder." Das Buch ist in großen Lettern gedruckt und wird bereits an einigen Schulen im Förderunterricht verwendet.
Fit am Computer
Die Gestaltung ihrer Bücher überlässt Gertraud Gebauer übrigens nicht irgendeinem Grafiker. "Ich habe vor sechs Jahren einen Computerkurs gemacht. Das Scannen von Fotos hat mir der Sohn meiner Nachbarin beigebracht und Kollegen haben mir erklärt, wie man im Buchlayout die Bilder richtig platziert." Also gar keine Berührungsängste mit der modernen Technik, im Gegenteil: "Man darf nie aufgeben, muss dranbleiben. Das ist gut für das Gehirn." Ihre Informationen zu allem, was aktuell in der Welt los ist, und Anregungen für Recherchen zu neuen Themen entnimmt sie Unmengen von Zeitungsausschnitten, die Freunde und ehemalige Kollegen für sie sammeln. "Ich brauche eigentlich gar nicht mehr das Haus verlassen, ständig ist Besuch da und ich bin auf dem Laufenden."
Getrude Gebauer hat bis zu ihrer Pensionierung an einer damals noch Hauptschule in Schwechat unterrichtet: Mathematik, Steno und Religion. Und sie hat ihren Beruf geliebt. Für die gebürtige Währingerin, die seit 1959 im vierten Bezirk zu Hause ist, war Schwechat nicht die erste Wahl, aber die richtige, wie sie sagt. Mit vielen ehemaligen Kollegen und Schülern ist sie bis heute befreundet. "Es ist wichtig, sich mit Jung und Alt ständig auszutauschen. Das hält frisch und lebendig!"
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