Im Schikaneder ist kein (National)Staat zu machen

18 Uhr: Die Polizei in voller Montur vor dem Schikaneder. Rund 60 Beamte waren an dem Abend im Einsatz | Foto: Edler
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  • 18 Uhr: Die Polizei in voller Montur vor dem Schikaneder. Rund 60 Beamte waren an dem Abend im Einsatz
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WIEDEN. Eines dürfte nach dem gestrigen Abend allemal feststehen: Zu ihrem Stammlokal für Veranstaltungen wird die JVP das Schikaneder wohl nicht erklären. Auch wenn der Abend wesentlich ruhiger verlaufen ist als erwartet. Die angekündigte Demo unter dem Motto "Freiraum zurück!" ist ausgeblieben, der "Neumitgliederempfang" der JVP ist ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Ein paar Stammgäste und andere hatten sich zwar vor und im Lokal eingefunden und ihre Ablehnung nicht zuletzt durch Anti-Kurz bzw. Anti-Strache-Pickerl zum Ausdruck gebracht, aber die - anfangs sogar noch mit Helmen ausgestattete - Polizei hatte sich umsonst vor dem Schikaneder aufgestellt.

Ob der Grund für das Ausbleiben einer großen Masse an Protestierenden ausschließlich mit der nicht erteilten Genehmigung der Veranstaltung - laut Polizei ein Formalfehler, auf der Anmeldung durch die Veranstalter habe die Unterschrift gefehlt - zu tun hatte oder eine Erklärung auch im mangelnde Demo-Eifer, außerhalb der digitalen Sphäre, zu suchen ist, darüber kann nur spekuliert werden. Fest steht: In den sozialen Netzwerken war die Aufregung darüber, dass die Jugendorganisation der Regierungspartei ÖVP in einem Lokal, das als "Plattform der Gegenkultur" wahrgenommen und beschrieben wird, eine politische Veranstaltung abhält, wesentlich größer, als vor Ort. Auch wenn sich dieser Abend im Schikaneder doch anders angefühlt hat, als ein "gewöhnlicher Dienstag".

Angefangen beim Dresscode der Gäste: Eine so hohe Sakko-Dichte, ergänzt um den einen oder anderen Lodenjanker, hat man im Schikaneder selten bis nie gesehen -  der sehr hohe Männeranteil unter den Besuchern, dürfte diesen Eindruck noch verstärkt haben. Aber nicht nur auf Seiten der Besucher gab es Ungewöhnliches zu beobachten, auch hinter der Bar war nicht die übliche Belegschaft anzutreffen - diese habe sich geweigert, an diesem Abend zu arbeiten, erzählt man sich unter den Stammgästen, deshalb sei auf Aushilfskräfte zurück gegriffen worden. Einer von ihnen sagt: "Das sind Jugendliche, die sich eine politische Sache einmal anschauen wollen. Sollen sie das machen, damit habe ich kein Problem. Aber würde der Herr Strasser oder sonst wer hier auftauchen - dann würde ich nicht arbeiten."

"Mit uns ist kein (National)Staat zu machen"

Dass es eine gezielte Provokation der JVP gewesen sein soll, sich just in einem Lokal, das eher einer alternativen Szene zugeschrieben wird ihre Veranstaltung abzuhalten - wie nicht zuletzt in sozialen Medien vermutet wurde - dieser Eindruck bestätigt sich bei der Veranstaltung nicht. Denn einerseits handelt es sich bei den Anwesenden zu einem großen Teil um ganz "frische" JVP-Mitglieder, die man wohl kaum absichtlich unter einem Deckengemälde mit der Botschaft "Mit uns ist kein (National)Staat zu machen" für die Werte der ÖVP begeistern will. Wobei selbst JVP-Chef Nico Marchetti zugeben musste, dass er den Schriftzug an der Decke am Abend der Veranstaltung zum ersten Mal gesehen hatte. "Wir können uns im Vorhinein nicht alles ganz genau anschauen, jede Dekoration bemerkt man halt auch nicht." Ob es die Stammgäste gelten lassen würden, dass es sich bei dem Schriftzug um bloße "Deko" handelt, sei dahin gestellt.

Für Aitor (17) von der JVP Innere Stadt ist das Bild an der Decke kein Problem - er hat familiäre Verbindungen nach Spanien, dort sehe man Botschaften wie diese und den dazughörigen roten Stern in so gut wie jedem Beisl. Außerdem: "Wir sind ganz normale Jugendliche, wir gehen doch auch ins Flex und privat kommen viele von der JVP immer wieder ins Schikaneder", sagen er und seine Kollegen Dominik, Johannes und Mario. Das ist aber auch schon das "jugendlichste" an dem 17-Jährigen, der die Vienna Business School in der Josefstadt besucht. Denn wenn er redet, merkt man ihm einerseits seine gute Bildung an, andererseits, dass er ganz genau weiß, wie man sich als Jungpolitiker - auch im Gespräch mit Journalistinnen - verhält. Vom rethorischen Stil ähnlich einem Sebastian Kurz - "jetzt lassen wir die Regierung mal arbeiten" - aber noch um einges idealistischer.

Für die ÖVP begeistert hat Aitor einst Josef Mantl von der ÖVP Josefstadt, der ihn auf einer Schulveranstaltung angesprochen hat. Seither ist er mit großem Eifer bei der Sache, auch im Wahlkampf hat er - wie so viele andere, die an diesem Abend im Schikaneder anwesend sind - Sebastian Kurz unterstützt. Wie es ihnen damit geht, dass der Wahlsieg der ÖVP nun zu einer Koalition mit der FPÖ geführt hat? Richtig gut heißen will das niemand, angefangen beim JVP-Chef Nico Marchetti selbst. "Dass ich nicht der größte Freund der FPÖ bin, ist innerhalb und außerhalb der ÖVP bekannt", so der frisch gebackene Nationalratsabgeordnete. Auch Aitor und seine Kollegen bemühen sich, sich von der FPÖ abzugrenzen: "Wir haben ja nicht die FPÖ gewählt." Und dennoch: Sebastian Kurz, selbst aus der JVP Wien kommend, hat H.C. Strache, Kickl und Co. in die Regierung geholt. 

"Nazis, Rassisten, Antisemiten - das geht nicht"

Und daran stößt sich etwa auch ein Stammgast, der immer wieder eine Handvoll Anti-Sebastin-Kurz-Pickerl in die JVP-Menge wirft: "Ich bin selbständig, normalerweise trage ich auch einen Anzug, ich hab wirklich nichts gegen die ÖVP. Aber Nazis, Rassisten, Antisemiten und dergleichen - das ist das Schlimmste. Die FPÖ in der Regierung geht einfach nicht." Auch ein Grüppchen von fünf Personen, das sich vor dem Lokal versammelt hat, sieht darin einen der Gründe, warum man die JVP nicht hier haben will. "Ihre Partei regiert mit der rassistischen FPÖ, der ehemalige JVP-Chef Sebastian Kurz hat das ermöglicht." Insofern sehe man das keineswegs als "unpolitische" Veranstaltung, wo sich ein paar Jugendliche treffen, sondern als Vernetzungstreffen für jene, die sich für eine "elitäre, rechte Partei" engagieren. Dafür sollte es ihrer Meinung nach im Schikaneder keinen Platz geben.

Platz für in sich geschlossene, parteipolitische Veranstaltungen wird es ohnehin nicht mehr geben, sagt Schikaneder-Chef Johannes Wegenstein am Tag nach der Veranstaltung zur bz. Auch, wenn der Abend überraschenderweise sehr positiv gelaufen sei: "Es waren sowohl Menschen von der JVP, wie auch jene mit Anti-Kurz- und Anti-Strache-Pickerln im Lokal - und die sind miteinander ins Gespräch gekommen." Dabei habe so mancher bemerkt, dass auch nicht alle von der JVP die gleiche Meinung haben würden, dass nicht jeder auf "Kurz-Kurs" sei. Und umgekehrt, dass es auch berechtigte Sorge in Anbetracht der innenpolitischen Lage gibt, die eben zum Aufruhr im Vorfeld geführt habe, beschreibt Wegenstein seine Beobachtungen.

Weiterhin politische Auseinandersetzung

Politische Auseinandersetzung wird es im Schikaneder zwar weiterhin geben, aber: "Das muss thematisch zum Schikander passen. Das kann Feminismus genauso betreffen, wie Sozialpolitik." Als "links" versteht Wegenstein sein Lokal ohnehin nicht, auch den Begriff der "Gegenkultur", wie ihn die Organisatoren des Protests verwenden, findet er nicht treffend. "Ich bevorzuge den Begriff der Subkultur. Darunter verstehe ich kulturelle Anliegen, die anderswo eben keinen Platz haben." Und genau dem wolle man auch weiterhin Raum bieten.

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