Altlengbacher Drechsler stellt neben Säulen auch Eisstöcke her
Der Familienbetrieb aus dem Wienerwald beliefert die ganze Welt mit Edlem aus Holz.
ALTLENGBACH (red). Bereits in fünfter Generation fertigt Josef Gutscher (53) in Altlengbach Edles aus Holz. Stellte der Urgroßvater einst noch alles für den täglichen Bedarf her, vom Leiterwagerl bis zum Kochlöffel, hat der heutige Firmenchef sein Betätigungsfeld auf aller Herren Länder ausgeweitet und sich auf der Fertigen von Säulen spezialisiert. So steht etwa ein Bösendorfer-Flügel im japanischen Kaiserhaus auf Beinen von Gutscher und Teile eines prunkvollen Lusters in Saudi-Arabien. Im letzten Jahr hat Josef Gutscher Eschenholzkörper für Figuren für eine Ausstellung der Chemnitzer Künstlerin Anya Triestram sowie Gussmodelle für eine Firma in China gedrechselt.
Eisstöcke aus Eschenholz
Auch Eisstöcke hat der Familienbetrieb aus dem Wienerwald in seinem Sortiment. „Eisstöcke drechseln wir meinen Wissens schon immer. Von meinem Großvater gibt es noch welche in der Region“, berichtet Josef Gutscher, der im Alter von zwei Jahren an der Hobelmaschine seines Vaters alle Finger der rechten Hand verloren hat, dem NÖ Wirtschaftspressedienst. „Wir drechseln immer in kleinen Stückzahlen und kundenbezogen.“ Gefertigt werden die Eisstöcke aus Birnenholz, Ahorn, Nuss, Eiche, Kirsch oder Ulme, aber meistens aus Eschenholz. Denn, so Gutscher, Esche sei das zäheste Holz, schwinde nicht so stark wie Buche, sei zudem witterungsbeständiger und die zweithäufigste Laubbaumart Österreichs.
Bäume aus eigenem Wald
„Meist fällen wir die Bäume selbst in unserem eigenen Wald oder in der Region. Transportieren sie zum Sägewerk und arbeiten beim Abschnitt der Bloche mit. Danach trocken wir das Holz zwei bis sechs Jahre am Holzplatz und anschließend in der Trockenkammer“, erklärt der Drechslermeister. Der fertige Eisstock ist das Ergebnis einer langen Prozedur, die aber nun mal Familientradition sei. „Für uns Drechsler ist es eine typische Winterarbeit, die trotz geringer Stückzahl Freude bereitet“, so Gutscher. Damit die Familientradition auch in Zukunft erhalten bleibt, ist schon die sechste Generation im Betrieb tätig. Sohn Josef (22) ist Drechslergeselle, machte die Lehre mit Matura und absolviert derzeit berufsbegleitend eine landwirtschaftliche Ausbildung, der eine forstwirtschaftliche folgen soll.
Mutter aller Holzbearbeiter
Um auch weiterhin bestehen zu können, setzt die Familie Gutscher auf Innovation. „Daher drechseln wir für private Kunden auch Sonderanfertigungen, wie Zierteile für Uhren, Sesselfüße und immer öfter Betterhöhungen, Vorhangstangen sowie Haltegriffe für gehbehinderte Personen.“ Und weil das Interesse von Neueinsteigern aus Wien und Niederösterreich steigt, sich die Grundbegriffe des Drechselns anzueignen, zeigt ihnen Josef Gutscher gern, wie sie ein solches Hobby betreiben können. „Ich wünsche mir“, sagt er, „dass die Leute mehr an uns Drechsler denken. Schließlich ist unser Beruf die Mutter aller Holzbearbeiter. Denn gedrehte Gegenstände sind bereits vor mindestens 3.500 Jahren gefertigt worden.“
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