Wienerwald setzt auf Nahversorger

REGION WIENERWALD/NEULENGBACH (mh). Dass man als Kunde willkommen ist, signalisiert bereits der offene Eingang des Geschäftes – kein Wunder, es hat ja draußen gefühlte dreißig Grad an diesem späten Sommernachmittag. Die Seniorchefin an der Kassa hat einen freundlichen Gruß auf den Lippen. Der Chef hinter der Feinkosttheke ist mit einem Großauftrag für die Bücherei beschäftigt und schneidet eifrig Käse. Einige Kunden plaudern entspannt. Man hat eher das Gefühl, in einem Wohnzimmer zu sein als in der Stadtgreißlerei in Neulengbach.

Greißler als Wohnzimmer

Ein wenig später hat Inhaber Georg Brutschy Zeit für ein Gespräch mit den Bezirksblättern. "Wir sind in Neulengbach stark verwurzelt, weil schon meine Großmutter ein Lebensmittelgeschäft eröffnet hat", sagt der Geschäftsmann. "Im Laufe der Jahre haben wir unser Angebot ein bisschen verändert, vor allem zu regionalen Produkten. Wir sind eben ein typischer Nahversorger, der die Dinge des täglichen Bedarfs abdeckt." Einige Kunden melden sich in der Wohnzimmer-Atmosphäre zu einem Kurzinterview: "Ich kaufe gerne beim Brutschy ein, weil das Geschäft sehr nahe ist", sagt Sabrina Leidinger. "Ich kaufe oft beim Stadtgreißler ein, weil hier alles sehr kompakt ist", schließt sich Umweltstadträtin Barbara Löffler an. "Ich komme immer mit den Kindern und wir kaufen meistens etwas zum Knabbern und frisches Gebäck. Manchmal bekommt unser Sohn Michael sogar ein Radl Wurst spendiert", freut sich Christiane Köhldorfer.

Verein als Nahversorger

Zwei Stunden später wird bei einer Bürgerversammlung in der 800-Seelen-Gemeinde Stössing über die Zukunft der Nahversorgung im Ort diskutiert: "Ende September wird unser Kaufhaus den Betrieb einstellen", sagt Bürgermeister Rupert Hobl (ÖVP). "Wenn sich kein neuer Betreiber findet, werden wir das mit regionalen Produkten über einen Verein stemmen." Die 80 Leute im Veranstaltungssaal beim "Zwara-Wirt" applaudieren begeistert.