ÖVP-Nationalrat Rosenberger: "Einfach jedem Schüler ein Tablet in die Hand zu drücken ist unsinnig"
ÖVP-Nationalrat Alois Rosenberger im Gespräch mit den Bezirksblättern.
BEZIRK AMSTETTEN. Die BEZIRKSBLÄTTER sprachen mit dem neuen Nationalrat der ÖVP. Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.
In der Stadt Amstetten taucht immer wieder der Wunsch auf, Standort einer Fachhochschule zu werden. Wie realistisch ist ein FH-Standort in Amstetten?
ALOIS ROSENBERGER: Es ist generell geplant, die FH-Studienplätze auszuweiten. Hier bestehen Chancen. Neue Fachhochschul-Standorte zu kreieren wird allerdings schwierig. Man will nicht unter kritische Größen fallen. Hier sehe ich eine Schwierigkeit für Amstetten. Es müsste dazu ohnehin eine Kooperation mit einer bestehenden FH-Trägerschaft sein. – Wir sehen zwar eine große räumliche Distanz, aber im internationalen Vergleich ist Steyr und Wieselburg eine Einheit. An welchem Kilometerstein welche Ausbildungseinrichtung steht ist aus einem übergeordneten Blick nicht zielführend. Wenn man es historisch rückblickend betrachtet, wird man sagen, die Diskussionen waren eher unnötig.
Ein Regionalpolitiker wird das anders sehen ...
Das ist natürlich klar, das verstehe ich auch. Die Menschen werden mobiler. Wichtig ist, dass es in der Region ist, nicht in Wien, Linz, Salzburg oder Graz.
Ist die Lage des Mostviertels ein Standortvorteil oder ein Nachteil?
Es kommt immer darauf an, mit wem man sich vergleicht. Wenn Zwettl oder Schrems nach Amstetten schauen, sagen sie, das ist die heile Welt. Wenn man von Amstetten nach Wien oder Linz schaut, heißt es, es wird etwas abgesaugt. Das ist immer relativ. Grundsätzlich ist der Standort attraktiv.
Wie wichtig ist Forschung und Entwicklung zur Sicherung des Standorts?
Das ist das Entscheidende – für ganz Österreich und Europa. Ich würde es neue innovative Produkte nennen – intelligente Produkte, die wir brauchen und entwickeln müssen.
Welche Bedeutung kommt dabei der Kooperation von Unternehmen mit Schulen zu?
Für berufsbildende Schulen ist dies eine Verpflichtung, eine Selbstverständlichkeit. Praxis wird in die Schulen hineingetragen und gleichzeitig lernen die Unternehmen junge Leute kennen, die für sie interessant sind. – Der technische Bereich hat hier ein bisschen eine Sonderstellung, wenn die Absolventen schon ihren Arbeitsvertrag in der Tasche haben, wenn sie im letzten Jahrgang sind.
Für die neuen Aufgaben, im Speziellen im Bereich der Digitalisierung, braucht es auch neue Lehrpläne. Wo liegen hier die Herausforderungen an Schulen, Lehrer und Schüler?
Einfach jedem Schüler ein Tablet in die Hand zu drücken und dann zu sagen, ich habe alles getan, was notwendig ist, ist unsinnig. Ein Schiene zur Digitalisierung ist der Umgang mit sozialen Medien. Das geht in Richtung erzieherische Maßnahmen und sozialer Kompetenzen.
Die zweite Schiene ist es selbstverständlich, dass ich mit einem Computer und der Anwendungssoftware umgehen kann. Ich muss Auto fahren können, sonst bin ich in der Gesellschaft abhängig.
Dazu braucht es eine Strategie: In welcher Altersstufe und in welcher Ausbildungsschiene brauche ich wie viel digitale Erziehung und Unterricht. Dazu muss auch gezielt in die Infrastruktur der Schulen investiert werden.
Es liegt dann am Lehrer, gezielt die Technik am Stand der Zeit anzuwenden.
Apropos Lehrer: Was halten Sie von der zunehmenden Akademisierung der Pädagogischen Ausbildung?
Wenn sich zu viel in theoretischen Gebäuden bewegt und man dadurch die Bodenhaftung verliert, ist das nicht sinnvoll. Was die Bildungswissenschaft als Ergebnis hat – das haben wir gesehen – ist in der Praxis nicht immer umsetzbar und zweckmäßig.
Wie sieht überhaupt die Zukunft der Universitäten aus?
Bei den Universitäten ist ein Meilenstein gelungen: Mit mehr Stellen für Lehrpersonal, mit definierten Studienplätzen – manches Mal bekannt unter Zugangsregeln – und mit einer höheren Finanzierung der Universitäten.
Das wird insgesamt wesentlich bessere Studienbedingungen geben für die Studierenden. Die Universitäten wissen, mit vielen Studienanfängern sie im Oktober rechnen können, und die Studenten wissen, dass sie einen Platz im Hörsaal finden und nicht in der 17. Reihe am Gang stehen. Das ist mit diesem Universitätsgesetz wirklich gut gelungen.
Wie zielführend hat sich dabei die Studieneingangsphase gezeigt? Wie sieht es hier mit der Drop-out-Quote aus?
Diese wird nun auch auf neue Beine gestellt. Hier soll es wirklich eine intensive Beratung geben. Dort, wo es mehr Bewerber als Plätze gibt, wird es Aufnahmeverfahren geben. Auch wird es eine Eignungsprüfung geben, wobei diese eher eine Eignungsberatung ist. Ich sehe dies als wichtiges Steuerungsinstrument.
Interview: Thomas Leitsberger
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