Hohe Wertschöpfung, hohes Lohnsteueraufkommen
BEZIRK (ebba). Die Arbeiterkammer (AK) OÖ hat erstmals eine Leistungsbilanz der Beschäftigten aus dem Bezirk Braunau erstellt. Demnach erbringen die Arbeitnehmer aus dem Bezirk enorme Leistungen. Ohne sie gäbe es keine Wertschöpfung.
Von den 68.641 Einwohnern im erwerbsfähigen Alter waren im Jahresdurchschnitt 2016 39.963 Menschen unselbstständig beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Beschäftigung um 1,9 Prozent gestiegen. Die Erwerbsquote liegt mit 72,4 Prozent (2015) deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 76,6 Prozent.
Im Bezirk haben knapp 30 % der Beschäftigten einen Teilzeitjob. 41,5 Prozent arbeiten in der Sachgütererzeugung und 50,5 % im Servicebereich.
Die Beschäftigungsentwicklung im Bezirk Braunau ist besser als im Landesdurchschnitt, dies gilt insbesondere für Frauen: Bei ihnen gab es im Zeitraum 2008 bis 2016 einen Zuwachs von 13,1 %.
Drei Branchen führend
Wichtigste Branche im Bezirk ist die Warenherstellung mit 15.285 Beschäftigten – das sind rund 34 % aller Beschäftigten. Auf den Handel entfallen knapp 5.500 Arbeitsplätze (12,3 %). Rang drei belegt die Land- und Forstwirtschaft mit rund 3.600 Beschäftigten (8 %). Auf diese drei Branchen entfällt somit mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze im Bezirk.
Unbezahlte Überstunden
Mehr als eine Milliarde Arbeitsstunden haben Oberösterreichs Beschäftigte im Jahr 2016 geleistet. Davon waren 40 Millionen Mehr- und Überstunden, von denen geschätzt mehr als ein Fünftel – das sind rund 8,2 Millionen Stunden – laut AK nicht abgegolten wurden. "Unbezahlte Überstunden sind auch bei uns ein großes Thema", sagt AK-Bezirksstellenleiter Stefan Wimmer. Darüber hinaus leisten die oö. Beschäftigten rund 60 Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden pro Jahr.
Braunauer Beschäftigte sind produktiv
Betrachtet man die Produktivität in 36 ausgewählten Unternehmen mit mehr als 49 Beschäftigten, so zeigt sich ein beeindruckendes Bild: Die Pro-Kopf-Wertschöpfung lag im Jahr 2015 im Bezirk bei fast 99.000 Euro.
Im vergangenen Jahr standen den 2.857 Arbeitslosen 1.185 offene Stellen gegenüber. Der Stellenandrang lag damit bei 2,4 Arbeitslosen pro freier Stelle und war demnach deutlich geringer als im Landesdurchschnitt. 60 % der Arbeitssuchenden finden innerhalb von drei Monaten eine neue Beschäftigung. Die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ist im Bezirk 2016 minimal auf 102 Tage gestiegen. "Die Arbeitslosigkeit ab 50 ist ein Bereich, der stark zunimmt. Da muss unbedingt etwas gemacht werden", betont der AK-Bezirksstellenleiter.
Weite Arbeitswege
Im Heimatort finden 25 Prozent der unselbstständig Beschäftigten einen Arbeitsplatz. 71 Prozent der Frauen und 79 % der Männer pendeln aus ihrer Heimatgemeinde aus.
Einkommenssituation
Die Beschäftigten bekommen im Bezirk Braunau mittlere Bruttoeinkommen von 2.237 Euro monatlich – um rund zwei Prozent mehr als im OÖ-Median. Im Bezirksvergleich nimmt Braunau den dritten Platz ein. Am besten steigen die männlichen Angestellten mit 3.417 Euro aus. Arbeiterinnen kommen auf 1.579 Euro.
Großes Potenzial nach oben bei Fraueneinkommen
Etwa 3.810 Arbeiter und Angestellte aus dem Bezirk verdienten 2015 trotz ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung monatlich weniger als 1.700 Euro (14 Mal pro Jahr). Selbst bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung verdienen Frauen im Bezirk Braunau um 25 Prozent weniger als Männer. Im landesweiten Bezirksvergleich liegt Braunau bei der Höhe der Fraueneinkommen auf Platz 16 – von 18.
Arbeitnehmer sind die größten Steuer- und Beitragszahler
Von ihren Arbeitseinkommen zahlten die Braunauer Beschäftigten 2015 in Summe rund 200 Millionen Euro an Lohnsteuer und weitere etwa 228 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen. Nach Abzug der Arbeitnehmerveranlagungen werden geschätzt rund 189 Millionen Euro effektiv bezahlte Lohnsteuer bleiben. Ein sehr hoher Betrag, wie Stefan Wimmer betont. Insgesamt wurden somit rund 417 Millionen Euro an Lohnsteuer und Abgaben bezahlt.
Hohe Innovationsbereitschaft
Der Bezirk Braunau zählte 2016 zu den 25 Bezirken Österreichs mit den meisten angemeldeten Erfindungen. 29 an der Zahl. "Braunau braucht sich nicht zu verstecken. Wir sind in vielen Bereichen führend", weiß Wimmer.
Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer fordert eine Gegenleistung für die erbrachten Leistungen der Arbeitnehmer, in Form von ordentlicher Entlohnung, Einhaltung der Arbeitsrechtsansprüche und sozialer Sicherheit. "Nach wie vor tragen die Beschäftigten den Großteil des Steueraufkommens, während Großkonzerne und Superreiche verschont bleiben", kritisiert der AK-Präsident.
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