Thomas Eder: Etwas aus dem Rahmen gefallen
Der Döblinger Rahmenbauer Thomas Eder (50) verfügt über viele Talente.
DÖBLING. Künstler Thomas Eder ist Rahmenbauer, Autor und ein begnadeter Sportler. "Diese Fähigkeiten muss man annehmen und bestmöglich gestalten", sagt Eder. Dazu gehört viel Liebe und Respekt zu dem, was man tut. Das habe er von seinen Eltern mitbekommen. Talente nutzen, unbeirrbar seinen Weg finden. Auch wenn es manchmal unbequem ist. "Mit 17 habe ich mit dem Schreiben begonnen", erinnert sich der heute 50-Jährige.
Damals machte er gerade seine Matura in Linz, veröffentlichte erste Gedichte und Geschichten in Anthologien, zog in den 1990er Jahren nach Wien. "Mit dem Traum, Schriftsteller zu werden und der Illusion, als solcher auch überleben zu können", so Eder. Der begabte Jungautor erhielt Nachwuchsstipendien für Prosa und Drama, absolvierte ein Theaterautorenseminar der Bertelsmannstiftung und schrieb Kurzromane und Bühnenstücke. "Ich war schon damals extrem selbstkritisch, wollte nie Teil des kommerziellen Literaturbetriebes sein und erkannte, dass ich ohne Kompromisse nicht als Autor überleben kann." Aber Kompromisse eingehen wollte der überzeugte Individualist nicht.
Einen Rahmen finden
Es war reiner Zufall, dass er damals in einer Mariahilfer Bilderwerkstatt sein Talent und Interesse für das Rahmenbauen entdeckte. „Ich entwickelte rasch einen eigenen Stil und wusste aber auch, dass ich mich nur in einer eigenen Werkstatt verwirklichen kann.“ Ein zweiter Zufall: Eder war gerade 26, als das gut eingeführte, kleine Rahmengeschäft in der Döblinger Hauptstraße 41 einen neuen Besitzer suchte. 1995 gründete er dort seine Rahmenwerkstatt, 2002 zog er ein Haus weiter in die frühere Niedermeier-Filiale um.
Absoluter Glücksgriff
„Vier Jahre später ging auch der benachbarte Hosenschneider in Pension und ich habe noch einmal das Geschäft erweitert, Maschinen angeschafft und ein großes Rahmenleistenlager errichtet.“ Weil er sich nicht mit vorgefertigten Rahmen zufriedengeben und seinen Kunden lieber hochwertige, von Hand gefertigte Unikate bieten wollte. Dazu brauchte er mehr Platz. „Es war immer mein Traum, weltweit nach ganz besonderen Leisten zu suchen und damit eigene Bilderrahmen zu fertigen.“
Der Dichtkunst ist er in all den Jahren trotzdem treu geblieben, er schreibt jeden Abend nach der Arbeit in der Rahmenwerksatt, denn „ich denke mit Sprache, also schreibe ich“, sagt er. Und zwar so gut, dass sein 2013 erschienenes Romandebut „Paradies Hölle“ großartige Kritiken bekam. Ein neues Buch wird es trotzdem nicht geben. „Eines reicht. Man sagt ja, ein Mann müsse ein Buch schreiben, ein Kind zeugen und ein Haus bauen. Das Buch habe ich geschrieben, habe eine wunderbare Tochter und mein Haus, naja, das ist die Rahmenwerkstatt für mich“, sinniert Eder.
Mehr Infos: www.bilderrahmen-werksatt.at
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