Hannes Ziselsberger, Caritasdirektor der Diözese St. Pölten zu Gast in St. Valentin

Dir. Hannes Ziselsberger, Paula Dürrer(Caritas), Pfr. Johann Zarl, Diankon Manuel Sattelberger
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Auf Einladung der Pfarre St. Valentin und der Pfarrcaritas St. Valentin, konnten die Gottesdienstbesucher am „Guten-Hirten-Sonntag“, den neuen Caritasdirektor der Diözese St. Pölten, Hrn. Hannes Ziselsberger  begrüßen! Hr. Ziselsberger hielt bei beiden Gottesdiensten die Predigt und gab darin ganz persönlich Einblicke im Bezug auf die Caritas.
Hannes Ziselsberger: „Die Einladung zum Gottesdienst nach St. Valentin hat mir heute eine wunderschöne Anfahrt durch das Mostviertel geschenkt. Danach durfte ich zwei wunderbare Gottesdienste mitfeiern. Da Sonntag ist und vielleicht Zeit zum Lesen poste ich auch meine Vorbereitung für den Gottesdienst. Wir sind Kinder Gottes und in der Herde des guten Hirten. Das ist schön, denn damit ist uns ein großes Geschenk gegeben: Die Liebe und Gnade Gottes.“

Die Predigt zum Nachlesen:
Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrter Diakon,
liebe Gemeinde in St. Valentin!
Zuerst möchte ich mich sehr herzlich für die Einladung bedanken, diesen Gottesdienst mit Ihnen zu feiern. Ich nehme solche Einladungen aus mehreren Gründen gerne an.
• Erstens ist dies eine gute Gelegenheit, um für die Unterstützung zu danken, die sie der Caritas zukommen lassen. Sei es durch die Sammlungen, sei es durch ihr Gebet, sei es durch ihr Eintreten für Menschen in Not und für eine solidarische-diakonische Gemeinschaft.
• Zweitens freuen mich Begegnungen mit Menschen. „Der Mensch wird am Du zum Ich“ ist ein Grundgedanke von Martin Buber und der Benediktinermönch David Steindl Rast hat das Buch, in dem er über sein Leben erzählt „Ich bin durch Dich so ich“ genannt. Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Schön, dass ich Ihnen heute hier begegnen darf.
• Drittens fordert mich diese Einladung heraus, über die heutigen Stellen der Bibel besonders nachzudenken. Diese Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes ist ein besonderes Geschenk. Es wäre natürlich auch ohne dieses Glaubenszeugnis möglich, mich intensiv mit den Texten des Tages zu beschäftigen. Aber ich möchte ehrlich sein: Es wäre nicht in dieser Intensität erfolgt.
Dabei ist es für mich eine der wichtigsten Fragen als Caritasdirektor, wie wir die Botschaft Gottes, die uns nun seit tausenden Jahren begleitet, ins Heute übersetzen können. Denn wenn wir die Caritas als jene Liebe begreifen, die wir für unsere Nächsten aufbringen, dann ist zwar der Auftrag zu dieser Zuwendung zeitlos, die konkrete Übersetzung der Nächstenliebe in die aktuelle Zeit aber immer wieder aufs Neue zu finden. Ich möchte das heute versuchen und dabei auch etwas über meinen persönlichen Glaubenszugang erzählen.
Die Lesung aus dem Brief des Johannes heute ist sehr kurz. Wir sind Kinder Gottes. Auch hier – im Bild der Familie – geht es um eine Begegnung und aus dieser Begegnung, aus diesem Dialog, werden wir Menschen zu dem, was wir werden können. Die Basis dieser Beziehung und dieser Begegnung ist die Liebe, die uns von Gott geschenkt wird. Diese Liebe trägt uns, diese Liebe ermöglicht uns ein Wachsen und ein Werden. Ich habe selbst vier Kinder und im Alltag ist es nicht immer nur schön und einfach. Wir streiten und wir sind auch oft nicht einer Meinung, meine Kinder ringen um ihre Freiheit und ich ringe darum, ihnen Grenzen zu setzen. Dabei reiben wir uns ganz ordentlich. Aber es gibt eine Basis zwischen uns, die in etwa so lautet: auch wenn wir ordentlich streiten wissen wir, dass es eine tiefe Liebe zwischen uns gibt, die auch die anstrengenden Momente trägt. Das sagen wir uns dann manchmal auch. So nach dem Motto: Ich halte Dich zwar gerade überhaupt nicht aus, aber ich habe dich sehr lieb. Ich bin über diese belastbare Beziehung sehr froh und dankbar und hoffe, dass wir diesen Zustand so aufrechterhalten können. Gott kann das in jeder Situation für uns. Davon bin ich überzeugt. Es gibt keine Situation, die Gott überfordern würde. Auch wenn es vielleicht einmal angespannt wirkt oder wir Menschen mit Gott hadern.
Im Evangelium wird dies mit dem Bild des guten Hirten besonders ausgedrückt. „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Das ist eine sehr starke Aussage. Das Evangelium wurde vermutlich zwischen 30 und 70 Jahre nach dem Tod Jesu am Kreuz verfasst. Die junge Kirche war ja von mehreren Abschnitten geprägt. Einerseits das Wirken von Jesus auf der Erde. Seine Jünger sind ihm gefolgt und er hat viele Menschen angesprochen. Dann der furchtbare Tod am Kreuz und die vollkommene Erschütterung der Jünger. Ostern war ein Moment, in dem alles zu Ende sein hätte können. Danach die Botschaft der Auferstehung und die Erscheinungen des Auferstandenen im Kreise seiner Jünger. Aus diesen Begegnungen haben die Jünger so viel Kraft geschöpft, ihren Glauben weiter zu verbreiten. An diese Zeit denken wir in den Wochen nach Ostern bis Pfingsten besonders. Und dann, erst einige Jahre später, begannen Christen die Botschaft Gottes aufzuschreiben und in den Evangelien über das Leben und Wirken von Jesus zu berichten. Gerade das Evangelium nach Johannes ist hier sehr stark auf die Botschaft der Liebe ausgerichtet. Im Wissen, was zu Ostern geschehen ist und dass Auferstehung stattgefunden hat kann Johannes dieses Hirtenbild zeichnen. „Der gute Hirt gibt sein Leben. Er kennt die Seinen und er ist für alle Schafe zuständig, auch für die die nicht aus seinem Stall sind.“ Hirt und Herde werden an ihrer Begegnung wachsen, werden durch das Du zum Ich. Sie kennen einander und sie sorgen füreinander. Eine sehr konkrete Frage für unsere Gegenwart ist: Kennen wir Gott? Lassen wir uns auf die Begegnung wirklich ein? Sind wir standhaft, auch wenn es ernst wird? Oder vertrauen wir auf Hirten, die uns im Stich lassen, wenn sie sehen, dass der Wolf kommt?
Genau vor dem heutigen Evangelium, in Johannes 10,10 wird noch ein Satz gesagt, der für mich ein sehr wichtiger Satz ist. Nämlich der Satz: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben.“ Es ist dies eine von drei Schlüsselbotschaften Gottes an uns Menschen, die ich besonders wichtig finde. Diese drei Botschaften lauten ein Leben in Freiheit, ein Leben in Würde und ein Leben in Fülle führen zu können.
Caritas versucht Menschen ein Leben in Freiheit, ein Leben in Würde und ein Leben in Fülle zu ermöglichen. Wir tun dies in den unterschiedlichsten Aufgaben und immer mit der Frage, was heißt das denn, ein Leben in Freiheit zu leben. Was bedeutet das für Menschen, die eine psychische Erkrankung haben und von ihrer Krankheit immer wieder bestimmt werden? Was heißt es für alte Menschen, die Pflege und Betreuung benötigen. Wie ist das mit der Menschenwürde bei Menschen mit Behinderungen oder bei Flüchtlingen. Wie können Menschen in Armut ein Leben in Fülle leben. Denn zu einem Leben in Fülle gehört auch eine gewisse materielle Absicherung. Warum gibt es in unserer Gesellschaft auch ein Leben in Mangel und ein Leben in Überfülle?
Um Menschen ein Leben in Freiheit, in Würde und in Fülle zu ermöglichen braucht es eine faire Gesellschaft und es braucht immer wieder Hilfe. Hier bin ich sehr dankbar, dass wir auch aus der Pfarre St. Valentin diese Hilfe bekommen. Eine wichtige Aufgabe vor dem Sommer ist hier die Haussammlung, die für die Caritas die wichtigste Sammlung ist. Ich bin selber wieder als Haussammler unterwegs und weiß, dass dies nicht immer ein einfacher Dienst ist. Aber gerade aus den heutigen Texten traue ich mir zuzusagen, dass beim Haussammeln immer auch Gott mit auf dem Weg ist. Haussammlung bedeutet zum einen natürlich Geld zu sammeln, um Menschen in Not unterstützen zu können. Die Haussammlung wird für Hilfe in unserer Diözese eingesetzt und sichert vor allem unsere Sozialberatung, aber auch unseren Hospizdienst, die Demenzberatung, die Lerncafes und auch zum Teil die Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen oder Pflegebedarf. Haussammlung bedeutet aber auch – und das ist mir ganz wichtig – das Sammeln von Begegnungen im Namen der Nächstenliebe. Diesen Aspekt möchte ich Ihnen auch sehr ans Herz legen. Als Pfarre hinauszugehen, zu den Menschen zu gehen und um Hilfe zu bitten. Drei Fragen möchte ich für die Haussammlung mitgeben:
• Wie geht es Ihnen?
• Brauchen Sie eine Hilfe?
• Wollen Sie anderen Menschen helfen?
Die Botschaft Gottes in das Heute zu übersetzen wird dazu führen, dass unser Glaube nicht alt wird, nicht unnötig wird. In der Begegnung mit den Menschen, aber vor allem auch in der Begegnung mit Gott wird das Ich zu dem, was es werden kann. Ich wünsche Ihnen dazu gelingende Begegnungen.

Wo: Stadtpfarrkirche, Hauptpl., 4300 Sankt Valentin auf Karte anzeigen
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