"Gedächtnis des Landes" – Bettina Habsburg-Lothringen im WOCHE-Interview

Geschichtsträchtig: Bettina Habsburg-Lothringen eröffnet heuer noch vier Ausstellungen. Sie will die Steiermark in ihrer Gesamtheit zeigen und das Museum zu einem Ort machen, wo man gerne hingeht. | Foto: Prontolux
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Geschichte ist Beruf und Leidenschaft von Bettina Habsburg-Lothringen. Sie leitet die Abteilung Kulturgeschichte des Universalmuseums Joanneum und ist somit verantwortlich für das Landeszeughaus, das Museum für Geschichte, das Volkskundemuseum sowie die Museumsakademie.

WOCHE: Sind wir Grazer und Steirer häufige Museumsbesucher?
Bettina Habsburg-Lothringen: Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass wir alle Menschen erreichen, wobei das Interesse da ist. Die Menschen besuchen gerne Ausstellungen, bei denen sie leichter einen Bezug zu sich und zur Gegenwart herstellen können. Daher legen wir den Schwerpunkt auf die Alltagsgeschichte und beleuchten Themen wie Kommunikation, Haushaltsführung, Erziehung oder Rechtsgeschichte.

Was ist die Aufgabe von Geschichte und von Museen?
In erster Linie ist es das Bewusstmachen und die Erörterung der Frage: "Wie ist die Gegenwart zu dem geworden, was sie ist?" Wir sind sozusagen das Gedächtnis des Landes, es ist für uns aber auch extrem wichtig, in die regionalen Museen zu gehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Im November eröffnen wir das Schaudepot zu Foto, Film und Ton und wollen durch diese multimediale Sammlung einen noch umfassenderen Blick auf die Geschichte geben.

Was wird über unsere heutige Zeit in Museen zu sehen sein?
Ich fürchte, wenig Gutes. Wenn wir zurückschauen, werden wir feststellen, dass wir bis an die Grenze gehend die Erde zerstört haben. Die großen Fragen der Gegenwart haben eine globale Dimension. Unsere Situation in Europa ist dabei eine privilegierte. Nicht alles ist ideal, aber es stimmt absolut nicht, dass früher alles besser war. Vielleicht für eine bestimmte Schicht, aber sicher nicht für Frauen, Kinder und 90 Prozent der Bevölkerung.

Wie haben Sie sich für den Beruf als Historikerin entschieden?
Bereits während der Schulzeit sind die Interessen in diese Richtung gegangen und ich habe mit 16 Jahren im Sommer Ausstellungen betreut und etwa 100 Führungen gemacht. Auch nach all den Jahren ist es ein spannender und fesselnder Beruf, in dem sich der Blick, aber auch die Herausforderungen ändern. Wir müssen uns – wie die klassischen Medien – immer wieder neu legitimieren, denn Geschichtsvermittlung passiert auch auf vielen anderen Kanälen. Das ist gut, da es dem Thema eine Differenziertheit gibt.

Klassische Frage: Frauen in Führungspositionen ...
Diese Thematik hängt stark vom Bereich ab, in dem man tätig ist. In der Kultur sind viele Frauen tätig und ich muss sagen, dass für mich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel leichter geglückt ist, da meine Arbeit projektbezogen ist. Es ist ein Unterschied, ob ich beispielsweise am LKH tätig bin und fixe Dienstzeiten habe oder ob es wichtig ist, dass das Projekt bis zu einem fixen Tag fertig ist und ich davor mein Kind zum Arzt bringen kann. Das wirklich Schwierige im Kulturbereich ist eine Fixanstellung. Die Joblage ist wirklich prekär. Ich bin aber dennoch davon überzeugt, dass man das machen sollte, was einen interessiert.

Sind Sie eine strenge Chefin?
Ich übe noch im Chefin-Sein (lacht). Bestimmte Autoritäten und Hierarchien kenne ich nicht. Ich bin dankbar, dass wir in Teams arbeiten und jeder seine Expertise einbringen kann. Denn Museum wird von Leuten gemacht und Vielstimmigkeiten werden den Ausstellungen gerechter, sie machen sie transparenter und entlasten auch die Einzelnen.

Sie werden wahrscheinlich auch öfter auf Ihren berühmten Familiennamen angesprochen ...?
Ja, am öftesten von der Presse (lacht). Ich verbringe die meiste Zeit in der Arbeit oder zu Hause und im Alltag macht der Name keinen Unterschied. Ich stehe gleich lange an der Kassa und mich beschäftigen die gleichen Themen wie andere Frauen Anfang 40: Job, Kinder und alles Drumherum.

Geschichtsträchtig: Bettina Habsburg-Lothringen eröffnet heuer noch vier Ausstellungen. Sie will die Steiermark in ihrer Gesamtheit zeigen und das Museum zu einem Ort machen, wo man gerne hingeht. | Foto: Prontolux
Das Museum als Ort für alle Menschen: Bettina Habsburg-Lothringen möchte vielen Besuchern zeigen, was die Steiermark zu bieten hat. | Foto: Prontolux
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