Mehrsprachige Erziehung: Mehrere Sprachen führen zum Glück

Unter Mitarbeit von Theresa Goach:

"Ich glaube, dass Kinder, die zweisprachig aufwachsen, Glück haben. Zweisprachigkeit verändert das Gehirn positiv", sagt Universitätsprofessorin Ineke Mennen von der Karl-Franzens-Universität Graz. Sie lehrt am Institut für Anglistik und ist ausgewiesene Expertin für Bilingualismus. Für die WOCHE erklärt Mennen, welche Bedeutung Bilingualität hat und wie sich zweisprachige Erziehung auf Kinder auswirkt.

Sprachenvielfalt in Graz

Über 150 Sprachen werden in Graz gesprochen, die genaue Anzahl lässt sich nicht genau festmachen. "Im vergangenen Schuljahr besuchten 225 Schüler der Volksschule Krones einen bilingualen deutsch-englischen Unterricht, während 81 Schüler an der Volksschule Geidorf zweisprachig in deutscher und kroatischer Sprache unterrichtet wurden", heißt es aus dem Büro des zuständigen Bildungsstadtrats Kurt Hohensinner. Hinzu kommen unzählige andere Projekte, die mit Zweisprachigkeit an Schulen arbeiten sowie höherbildende Schulen wie etwa das GIBS ("Grazer International Bilingual School").

Vorteile des Bilingualismus

"Bilinguale Kinder haben ein gutes Sprachgefühl und können ihren Sprachenhorizont leichter erweitern. Sie verstehen besser, wie Sprache funktioniert", erklärt Mennen einen der Vorteile von Zweisprachigkeit. Bilingualismus bringt ihrer Meinung nach viele positive Aspekte mit sich: Kinder mit mehrsprachiger Erziehung verstehen schnell, mit wem und in welcher Situation sie in welcher Sprache kommunizieren müssen, und es gelingt ihnen besser, ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Dinge gleichzeitig zu richten.

Wechsel zwischen Sprachen

Wie sieht es aus, wenn die Muttersprache des Kindes nicht jene Sprache ist, die von der Umwelt gesprochen wird? "Familien, die eine Minderheitensprache sprechen, neigen dazu, sich außerhalb der eigenen vier Wände nicht in dieser zu unterhalten. Sie fürchten, dass ihre Kinder dadurch diskriminiert werden könnten", so die Sprachenexpertin. Selbst wenn das so praktiziert wird, kann das Kind dennoch bilingual werden. Der daraus oft resultierende Wechsel zwischen zwei Sprachen, "Code-Switching" genannt, ist dabei kein Zeichen von Unsicherheit oder Verwirrung. Vielmehr nutzt die bilinguale Person dabei mehrere Kommunikationskanäle.

Spracherwerb durch Au-pair?

"Wenn das Kind viel Kontakt mit dem Au-pair hat, so gibt es keinen Grund, wieso das Kind die Sprache nicht erlernen kann", so Mennen auf die Frage, wie sinnvoll es ist, das Kind bilingual zu erziehen, ohne dass ein Elternteil die Fremdsprache als Muttersprache hat. Dabei sind Intensität und Regelmäßigkeit der aktiven Kommunikation in der Fremdsprache entscheidend.
Und die Nachteile? "Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Lernen von mehr als einer Sprache die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen könnte. Zweisprachigkeit ist nicht verwirrend oder schädlich, sondern kann sehr gut sein", hält Mennen fest.