Die Lehre gibt ihnen neue Kraft

Zufriedene Chefin: Gabriele Sophie mit Lehrling Abdalah und einer Kundin im Frisiersalon in Großwilfersdorf. | Foto: WOCHE
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  • Zufriedene Chefin: Gabriele Sophie mit Lehrling Abdalah und einer Kundin im Frisiersalon in Großwilfersdorf.
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  • hochgeladen von Waltraud Wachmann

Seit knapp drei Jahren werden von der Großwilfersdorfer Arztfamilie Maria und Peter Zechner ehrenamtlich gemeinsam mit einer freiwilligen Schar von rund 30 Helfern Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan sowie dem Irak und Iran in der Flüchtlingsunterkunft Hainfeld betreut. Die umfassenden Hilfestellungen unter dem Stern der Mitmenschlichkeit für seither 153 geflüchtete Menschen sind der grundlegende Beitrag dafür, dass Integration gut gelingen kann. Nun leben im Asylwerberheim noch ungefähr 20 bis 30 Personen, die Anzahl kann sich täglich ändern.
Die Flüchtlingshilfegruppe Ilz/Großwilfersdorf nimmt sich sehr viel Zeit für ihre Schützlinge. Sie kümmert sich um die Versorgung der Asylwerber mit Kleidung oder Schulausstattung, um Sportartikel und Fahrräder für mehr Mobilität, um das Erlernen der Sprache, um Möglichkeiten der sinnvollen Freizeitgestaltung  oder unterstützt bei Behördenwegen sowie der Wohnungs- und Arbeitssuche. "Erster Schritt war die Grundversorgung, der zweite Schritt das Erlernen der deutschen Sprache und im dritten Schritt geht es jetzt darum, Lehrstellen für junge Erwachsene zu finden", schildert Maria Zechner.

Sieben Lehrlinge

Flüchtlinge mit positivem Asylbescheid steht der Weg zur Lehre offen. Mit Abdalah als Friseurlehrling bei Gabriele Sophie in Großwilfersdorf, Sanad als Kochlehrling im Gasthaus Haberl & Fink in Walkersdorf sowie Elia als Mechatronikerlehrling bei Knapp Logistik werden drei junge Syrer, die bereits anerkannte Flüchtlinge sind, zu Fachkräften ausgebildet.
Für nicht anerkannte Flüchtlinge, deren Asylverfahren noch läuft, liegt die Latte wesentlich höher. Sie haben die Möglichkeit sich in einem Mangelberuf wie Koch, Bäcker oder Zimmerer ausbilden zu lassen. Staatliche Unterstützung wie die Familienbeihilfe oder Fahrtenbegünstigungen stehen ihnen nicht zu, auch der Führerschein bleibt ihnen verwehrt.
Dennoch schaffte es Maria Zechner, für vier junge Afghanen mit laufendem Verfahren eine Lehrstelle zu finden. Alireza erlernt den Beruf des Bäckers bei der Bäckerei Mild, Farid ist Zimmererlehrling bei Haas-Fertigbau, Hashmed arbeitet im Werkzeuverkauf im OBI-Markt und Wasil ist Kochlerhling im Restaurant "The Italian" in Fürstenfeld.
So erfreulich dieses Zusammenfinden nach anfänglicher Skepsis zwischen Unternehmen auf Lehrlingssuche und den arbeitseifrigen Flüchtlingen sei, hänge doch permanent das Damoklesschwert der drohenden Abschiebung über Asylwerbern wie den Afghanen, die auf ihre Bescheide noch warten.
"Es wäre für alle schrecklich. Die jungen Menschen haben sich gut integriert, den unbedingten Willen zu arbeiten und sind in der Gesellschaft bereits verankert. Die Firmenchefs verlieren den Lehrling, den sie dringend benötigen. Und wir Helfer haben zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut", fordert Maria Zechner, statt einem sturen Gesetzestext zu folgen besser die Perspektiven für die heimsiche Wirtschaft zu erkennen.

Zufriedene Chefs

Die WOCHE fragte bei Bäckermeister Adolf Mild in Riegersdorf nach, der Alireza seit einem halben Jahr beschäftigt. "Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Lehrling. Er ist fleißig, versteht sich gut mit den Kollegen und ist pünktlich, obwohl er jeden Tag, egal ob Kälte, Schneefall  oder Regen, um drei Uhr morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit erscheint", wird Mild seinen Lehrling auch während der Berufsschulzeit beim Lernen unterstützen. Es sei schon ein Lernprozess für alle Beteiligten - auch für die Kunden gewesen, erzählt Gabriele Sophie in ihrem Frisiersalon. Abdalah, der Vorkenntnisse als Herrenfriseur aus Syrien mitbringt, arbeitet besonders exakt und wird  geschätzt.

Zufriedene Chefin: Gabriele Sophie mit Lehrling Abdalah und einer Kundin im Frisiersalon in Großwilfersdorf. | Foto: WOCHE
Lehrling Alireza mit Adolf und Alexander Mild. | Foto: KK
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