Mehlspeis' morbid am Zentral
Gleich beim 2. Tor des Zentralfriedhofs hat eine neue Filiale der Konditorei Oberlaa eröffnet.
SIMMERING. "Eigentlich wollte ich mich in der Friedhofsverwaltung nur über den neuen Waldfriedhof informieren, aber jetzt setz' ich mich noch auf einen Kleinen Braunen in die Konditorei", erklärt Christine Abel, bevor sie mit ihrem Spazierstock das neu eröffnete Kaffeehaus betritt. Als der Ober ein Stück Schoko-Mousse-Torte serviert, bemerkt er, dass die neue Filiale von den Friedhofsbesuchern "sehr gut angenommen" werde und manche Gäste nur in die Konditorei kämen, auch ohne Friedhofsbesuch. Bei dem Ausblick, den man von der Besucherterrasse nicht nur auf die Arkadengänge, sondern auch auf die Karl-Borromäus-Kirche hat, ist das auch kein Wunder. Ist doch der Zentralfriedhof mit einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern nicht nur Anlaufpunkt für das Totengedenken, sondern auch für Spaziergänger und Laufsportler. Als riesengroßes Grüngebiet mitten in Simmering war der Friedhof sogar einst Thema einer "Universum"-Folge, in der nicht nur die zahlreichen Eichhörnchen vorkamen, sondern auch die vielen Füchse, Dachse und sogar Rehe, die am Friedhofsgelände ein sicheres Zuhause finden. "Als Kinder haben wir zu Allerheiligen immer ein Sackerl Nüsse für die Eichhörnchen mitnehmen dürfen - und sogar Feldhamster haben wir damit gefüttert", erinnert sich Christine Abel beim Blick aus dem Fenster.
Kommt die Grabstein-Torte?
Christian Haury von der Oberlaa-Betreibergesellschaft erklärt, dass die Initiative für die neu eröffnete Konditorei von der Friedhofsverwaltung ausgegangen ist. Er weist auch auf die soeben fertiggestellte neue Fassade der Konditorei hin: "Wegen des Denkmalschutzes der Friedhofsgebäude durften wir äußerlich fast nichts verändern. Es mussten noch einige Fenster neu gestrichen werden, die Malerarbeiten sind aber bereits beendet. Jetzt ist die Sonnenterrasse bereit für unsere Gäste!" Ob eine spezielle Friedhofs-Torte, etwa im Grabstein-Design, im Patisserie-Sortiment geplant ist? "Noch nicht, aber vielleicht hat einer unserer Konditoren ja eine Idee...", lacht Prokurist Christian Haury.
Manuela und Janine wollten das Grab von Popstar Falco besuchen: "Gefunden haben wir's aber nicht. Jetzt essen wir einmal ein Eis!", berichten sie im Vorbeigehen. Elfriede Srb war gerade am Grab ihrer Tochter, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, als sie die Stufen zur Konditorei erklimmt. "In der Zeitung hab' ich gelesen, dass sich viele wundern, dass man am Friedhof eine Konditorei eröffnet. Aber ich find' da gar nichts dabei, ich habe lange in Paris gelebt, dort gibt's das auch. Und schließlich sind wir in Wien, da liegen die Friedhöfe an den schönsten Plätzen der Stadt. Warum soll man den Grabbesuch nicht nützen und mit einer Mehlspeis' verbinden?", schmunzelt die elegante Dame.
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