Verbindungsbahn Demo: Jetzt geht Hietzing auf die Straße
Videos, Demos und geheime Arbeitsgruppen: Beim Thema Verbindungsbahn wächst die Verunsicherung.
HIETZING. Wenn die Hietzinger auf die Barrikaden steigen und Demonstrationen ankündigen, dann muss Feuer am Dach sein - zumindest für Hietzinger Verhältnisse. Es geht um das "Monster-Zerstörungsprojekt", wie es auf Facebook genannt wird: die Verbindungsbahn. Die Bürgerinitiative gegen den Ausbau der Verbindungsbahn hat für die kommenden Wochen zwei Demonstrationen angemeldet. Ihre Forderungen: Tieferlegung oder Beibehaltung der Trassen, keine großen Bahnhöfe, ein Verkehrskonzept und eine Bürgerbefragung.
Die erste Demo findet am 21. April um 11 Uhr statt. Unter dem Motto "So bitte nicht - Wir zeigen wie hoch 14 Meter sind" werden die Initiatoren bunte Luftballons auf 14 Meter Höhe steigen lassen. "Wir wollen den Hietzingern zeigen, wie hoch 14 Meter sind. Das kann sich ja keiner vorstellen", so Merten Mauritz von der Initiative gegen die Verbindungsbahn. Die Zahl verwundert dennoch, denn laut ÖBB wird die Hochtrasse mit Lärmschutzwänden nicht höher als 7,8 Meter werden. Die Bürgerinitiative hat das anders verstanden: "Die ÖBB gehen von 12 bis 14 Meter aus: Die Trasse hat eine Höhe vom acht Metern puls Schienen Aufbau (80 Zentimeter), plus 3,5 Meter Haltestelle und/oder vier Meter Lärmschutzwände."
Die zweite Demo wird dann noch radikaler: Am 4. Mai werden ab 14 Uhr die Bahnübergänge auf der Hietzinger Hauptstrasse, der Jagdschlossgasse, der Veitingergasse und der Versorgungsheimstraße gesperrt, um, so Mauritz, zu zeigen "wie es ist, wenn Hietzing geteilt wird." Jedenfalls anwesend werden Vertreter der FPÖ Hietzing sein, von der ÖBB hat, so Mauritz, niemand zugesagt.
Verunsicherung bei Hietzings Promis
Entsetzt reagierte etwa Jeannine Schiller, die selbst in Hietzing wohnt, auf die Anfrage der bz-Wiener Bezirkszeitung, ob sie an der Demo teilnehmen würde. "Ich dachte, das Projekt sei fallen gelassen worden. Wurde ich falsch informiert?", so die Society-Lady. Offenbar brodelt es in der Gerüchteküche.
Hoch oder tief?
Eine Tieferlegung der Bahn wird, so munkelt man aus der Arbeitsgruppe der Bezirksvorstehung, von den ÖBB nun nicht mehr geprüft. Denn das sei sowieso zu teuer. Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) fordert jedoch eine Tieferlegung und außerdem eine Verschiebung des Güterverkehrs in den Lainzer Tunnel. Über die Gesprächsdetails in der Arbeitsgruppe wurde Stillschweigen vereinbart, um Fehlinformationen nicht nach außen zu transportieren. Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Matthias Friedrich (SPÖ) betont die gute Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe. "Mit dem Projektleiter der ÖBB haben wir ein gutes Einvermehmen," sagt er. Derzeit warte man auf Ergebnisse der ÖBB. "Die ÖBB haben uns zugesichert, dass es noch vor dem Sommer eine Informationsveranstaltung zur Vorstellung der neuesten Vorschläge geben wird."
Streit um Verkehrsplanung
Uneinigkeit besteht bei der Verkehrsplanung. Ein entsprechender Antrag zur Erstellung eines Verkehrskonzeptes liege in der Verkehrskommission, werde dort aber von der ÖVP blockiert, so Friedrich und Johannes Bachleitner von den Neos. Bezirksvorsteherin Kobald dazu: "So lange wir nicht wissen was passiert, können wir auch kein Verkehrskonzept beantragen."
Das Video - die Neos warnen
Bei den Neos Hietzing lädt man die besorgten Bürger auf andere Weise zur Beteiligung ein. Mit einem Video auf Facebook werden alle Hietzinger aufgefordert, ihre Fragen und Sorgen bei den Neos abzuliefern. Denn, so heißt es hier von Johannes Bachleitner, "wir halten dich auf dem Laufenden und bringen deine Anliegen in das Projekt ein." Die Grünen sind der Meinung, dass der zweispurige Ausbau der Brücken über den Wienfluss genügen würde, damit der S-Bahn-Takt in der Stoßzeit auf 15 Minuten verkürzt werden könnte. So würden auch alle Bahnquerungen erhalten bleiben.
Getrennt oder verbunden?
Die Hietzinger Freiheitlichen beantragen in der nächsten Bezirksvertretungssitzung im Juni eine Bürgerbefragung zum Thema Verbindungsbahn. Die Fragen sollen in etwa so aussehen: Braucht Hietzing eine Intervallverdichtung für den Personenverkehr auf der Verbindungsbahn? Braucht Hietzing eine Station bei der Stranzenbergbrücke nur 400 Meter neben der Station Speising? Welche Bahnquerungen sollen unbedingt für den motorisierten Individualverkehr (Autos) erhalten bleiben? "Dies soll Klarheit über die Sichtweise und die Bedürfnisse der Hietzingerinnen und Hietzinger bringen", so Günter Kasal.
Aus der Bezirksvertretung selbst heißt es, dass die Hietzinger bereits dazu aufgefordert wurden, ihre Sorgen zu äußern. "Die Bezirksvertretung Hietzing hat zahlreiche Wünsche, Bürgeranliegen und Überlegungen zur Überprüfung an die ÖBB weitergeleitet. Diese Wünsche und Anliegen lassen sich auch nicht zur Seite wischen. Wir wollen eine Lösung, die Hietzing nachhaltig zum Positiven verändert", so Friedrich. Zudem hängen bei den Bahnübergängen seit wenigen Tagen Geräte, die den Verkehr an diesen Punkten zählen sollen.
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