Fall E. Blauensteiner: „Die letzte Fahrt" Horn - Wachau
Die Taxifahrt des letzten „Patienten“ der Elfriede Blauensteiner führte von Horn direkt in das Verderben.
¶“Ich erinnere mich genau, es war ein Freitag, der 19. November, als ein Taxi zum Krankenhaus gerufen wurde. Ein alter Mann im Schlafrock und eine voll gestylte, resolute Frau wollten nach Rossatzbach in die Wachau gebracht werden“, berichtet Elisabeth Vega-Wilson. „Ich hab mir noch gedacht: So eine fesche Frau und die hat so einen, einen Kopf kleineren Alten. Sie haben hinten im Taxi die ganze Zeit geredet. Scheinbar war sie zwei Tage nicht ins Spital zu Besuch gekommen. Sie sei krank gewesen, meinte sie. Hättest ja trotzdem kommen können, meinte er schüchtern. ‚Wenn dir was net passt, fahr ich gleich wieder Burli‘, hieß es seitens der resoluten Blondine.“Sie hat die ganze Zeit Burli zu ihm gesagt.“
In Krems-Stein wurde die Taxifahrt unterbrochen, denn die Blondine Elfriede Blauensteiner wollte in eine Apotheke. Weil die Apotheken damals erst wieder um 14 Uhr öffneten, musste man 15 Minuten warten. Die Dame in weißer Hose, weißem Rollkragenpullover, ockerfarbenen Stiefeln und passender Lederjacke mit Innenfell zog es vor, etwas zu promenieren. Die Taxilenkerin und ihr Fahrgast blieben zurück. In diesen wenigen Minuten hat der alte Mann versucht, ein wenig das ungewöhnliche Verhältnis zu erklären und sein Herz ausgeschüttet. Er hätte Verwandte seiner verstorbenen Frau in Amstetten, aber seine Bekannte erlaube keine Telefonate. Mit dieser Klosterschwester dort dürfe er nicht reden, das hätte sie unterbunden. Das mache ihn traurig und er könne das nicht verstehen. Auf die Frage, woher er sie denn kenne, sagte er ganz stolz: „Aus der Zeitung. Schaun sa sich‘s an, a so a schöne Frau.“ Er beschwor die Lenkerin noch, sie dürfe rein nichts über das geführte Gespräch sagen. „Aber sagn‘s nix“, er machte sich Sorgen, dass sie bös wird und ihn verlässt. Er wollte nicht allein sein, war froh, dass sie da war und sich um ihn kümmerte.
„Man hat auf der Fahrt gemerkt, dass sie das Sagen hatte, er hat sich nicht mucksen getraut. Wenn ihr was nicht gepasst hat, hieß es gleich, ‚Burli, dann komm i nimmer‘, sofort war er still. Er dachte, er hätte den Jackpot mit ihr gemacht. „Tage später dachte ich noch, wie es wohl diesem Opa geht. Monate später sah ich im TV das Haus, das Foto der Frau und hörte die Mordvorwürfe. Da wurde mir bewusst, nur zwei Tage später, am 21. November, ist der Mann ermordet worden und ich war vermutlich die Letzte, außer der Mörderin, die ihn lebend gesehen hat.“
Zur Sache
Gefunden haben sich Opfer und Täterin über eine Kontaktanzeige. Die Witwe hatte einen verwitweten Herrn für einen gemeinsamen Lebensabend gesucht. Aus 80 Antworten hat sie den ehemaligen Postamtsleiter ausgesucht. In der ersten Nacht schon hat sie seine Vermögensverhältnisse geprüft. Drei Mill. auf dem Konto und ein Haus waren sein Todesurteil - er sollte nur noch sechs Wochen leben. A. Pichler (76) wurde mit Medikamenten vollgestopft. An seinem Todestag bekam er 20 Stück eines Antidepressivums. Sein Engel reagierte eiskalt: Sie schloss den Mann im Zimmer ein, wo er umhertaumelte und stürzte. "Blauensteiner drehte die Heizung ab, öffnete an dem kalten Wintertag die Fenster - und wartete“, berichtete der Staatsanwalt. Wenige Stunden später war „Burli“ tot. Vorbereitet war ein gefälschtes Testament. Beim Wahlneffen Pichlers läuteten die Alarmglocken, er verständigte die Polizei.
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