Flüchtlingshilfe kann auch ganz spontan funktionieren
Sie hilft, wo sie kann: Lisa Engel aus Althofen organisiert Geld- und Sachspenden für Flüchtlinge, gibt Deutschkurse. Facebook hilft wiederum ihr sehr.
ALTHOFEN, KLAGENFURT (vp). Spontan muss man sein, auch in der Flüchtlingshilfe. Das beweist Lisa Engel (49) aus Althofen. Durch einen "großen Zufall" wurde sie private Helferin. "Anfang August, als das Lager in Krumfelden entstand, gab es relativ viel Widerstand in der Bevölkerung. Als ich samstags einmal einkaufen ging, sammelten Leute Unterschriften gegen das Lager."
Engel ärgerte sich darüber. Sie fasste einen Entschluss: "Ich muss hinfahren und mir das anschauen."
Sofort Spendenkonto eingerichtet
Als sie in Krumfelden eintraf, befand sich das Zeltlager gerade in Aufbau. Da die Lage ziemlich chaotisch war, tauschte sie ihre Nummer mit einem Mitarbeiter des Bundesministeriums vor Ort aus. "Und ich habe sofort ein Spendenkonto eingerichtet und vor allem via Facebook verlautbart, dass wir Spenden sammeln."
Kurz darauf kam der erste Anruf des Mitarbeiters. Babynahrung fehlte. "Also gingen wir mit dem Geld, dass nach nur ein paar Tagen Gott sei Dank schon da war, einkaufen. Das war unser Start zum Sammeln."
Spontaner Zwischenstop
Genauso spontan war Engel beim nächsten "Hilfsprojekt". "Uns fiel immer wieder auf, dass man bei einem Haus in Pöckstein, dass eigentlich leer stand, plötzlich Menschen sieht. Wir sind einfach stehengeblieben, auch der Hausleiter war da. Ihn haben wir gleich gefragt, was gebraucht wird."
Nach eineinhalb Monaten intensiver Hilfe in Krumfelden und einigen Einsätzen als freiwillige Helfeirn im Klagenfurter Transitquartier war Pöckstein dran.
Arabisch- und Koch-Kurse geplant
Dort gibt Engel jetzt auch zwei Mal die Woche Deutschkurse. "Beim Alphabet haben wir angefangen und ich lerne nebenbei Arabisch. Wenn ich dann mit einem Wort zehn Minuten lang herumprobiere, sorgt das auch bei den Flüchtlingen für Erleichterung."
Engel will in Zukunft die Gegenrichtung einschlagen und Arabisch-oder Koch-Kurse durch die Asylwerber anbieten. "Hasspostings - ich habe komischerweise nie welche erhalten - kommen fast immer von Leuten, die noch nie mit Flüchtlingen zu tun hatten. So können wir Kontakt herstellen. Und wir suchen ja dauernd nach Beschäftigung für die Flüchtlinge. Super wäre auch ein Bus, um mobiler zu sein. Denn einige würden gerne im Transitlager in Klagenfurt mithelfen, aber Pöckstein ist sehr weit weg."
"Ich bin Facebook dankbar"
Unglaublich findet Engel, wie das Netzwerk Facebook funktioniert: "Wenn ich da einen Aufruf mache, bekomme ich die Sachen x-fach - ob Nähmaschinen, Kinderwägen etc. Es kam von allen Seiten, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich habe das Gefühl, dass viele einfach froh waren, wenn sie spenden konnten. So haben sie geholfen, mussten aber selbst nicht hin."
Der Angst Worte verliehen
Warum Engel selbst so aktiv in der Flüchtlingshilfe tätig ist? "Aus Liebe zu Menschen und anderen Kulturen. Durch die vielen Kontakte fühle ich mich beschenkt."
Vor dem Islam hatte selbst Engel Angst, gibt sie zu. "Ich habe dann meiner Angst Worte verliehen und gefragt: Wie seht ihr das, wie agiert ihr da? Ich bekam Antworten, mit denen ich leben kann."
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