Niemals aufzugeben lohnt sich immer
Natalie kam schwer beeinträchtigt zur Welt. Ihre Eltern setzen seitdem alles in Bewegung, um ihr zu helfen – mit Erfolg.
SCHIEFLING, KLAGENFURT (vep). 48 Schritte kann die neunjährige Natalie fast alleine gehen. Dann lacht sie laut und strahlt übers ganze Gesicht. Dass Natalie zwei Sprachen sprechen, heute die Theodor-Körnerschule besuchen, schwimmen, radfahren und ein bisschen gehen kann – das ist dem Engagement ihrer Eltern zu verdanken. Denn bei Natalies Geburt war mit so einer Entwicklung nicht zu rechnen. "Die Schwangerschaft verlief normal. In der 33. Woche habe ich plötzlich gespürt, dass etwas nicht stimmt", erzählt Sarka Jakopitsch aus Schiefling. Natalie kam per Notkaiserschnitt zur Welt, musste reanimiert und künstlich beatmet werden, sie hatte beidseits Gehirnblutungen. Die Diagnose: Cerebralparese nach Neugeborenensepsis. "Die Ärzte gaben uns zu verstehen, dass Nati durch die große Hirnschädigung ein Pflegefall sein und mehrere Beeinträchtigungen haben wird", sagt Papa Stefan Jakopitsch.
Von Anfang an gekämpft
Ein schwerer Schicksalsschlag für Sarka und Stefan. "Meine Mutter ist Physiotherapeutin. Sie hat uns von Anfang an unterstützt und uns klar gemacht, dass man keine Zeit verlieren darf. Deshalb haben wir sofort nach Therapien gesucht", sagt Sarka. Bereits sechs Tage, nachdem sie Natalie nachhause holen durften, startete die erste Therapie im AVS. Die Therapeutin begleitet Natalie bis heute.
"Ließ mir nicht reinreden"
Seitdem hat das Paar nichts unversucht gelassen, hat "alle Therapien gemacht, die es gibt". Zunächst Vojta- und Bobath-Therapie, später auch Adeli- und Pferdetherapie. "Die Pferdetherapie war damals umstritten", erinnert sich Sarka. "Aber ich habe mir nie reinreden lassen und versuche alles, das helfen könnte."
Das Paar hat auch einen Bio-Chemiker in Prag gefunden, der Natalie nun seit sieben Jahren betreut. "Wir mussten uns oft anhören ,A spinnt's ihr? Zum Wunderheiler geht's?'", sagt Sarka. "Er behandelt Ursachen, nicht die Folgen einer Krankheit und schaut auf biochemische Prozesse im Körper. Ohne ihn wäre Nati heute nicht da, wo sie ist", sagt Stefan.
Täglich dran bleiben
Neben der Ernährung ohne Gluten, Ei, Milch und Soja, Physio-, Ergotherapie und Logopädie kamen weitere Therapien dazu, wie der Lokomat (Gangroboter). Sarka: "Es gibt nicht ,die eine' Therapie. Die Mischung und das konsequente Dranbleiben ist der Grund für die Fortschritte."
Ein Spagat für die Eltern, die beide berufstätig sind – auch, um Therapien, Spezialgeräte etc. finanzieren zu können. Stefan arbeitet in einer Tischlerei in Klagenfurt, Sarka betreibt ein Nagelstudio in Villach. "Durch die Selbstständigkeit bin ich flexibler", sagt Sarka. Das ist auch nötig, denn in Spitzenzeiten hatten sie acht Therapietermine pro Woche. Und tagein, tagaus, mehrmals täglich, arbeitet sie zuhause konsequent mit Natalie weiter.
"Oft ist es verdammt schwer"
"Ihre Entwicklung ist das Ergebnis konsequenter, harter Arbeit. Manchmal habe ich das Gefühl, mehr Therapeutin als Mutter zu sein. Aber für wen sollte ich das alles auf mich nehmen, wenn nicht für mein Kind?", sagt Sarka und ergänzt: "Ohne Stefan wär das nicht möglich, wir sind ein starkes Team." Trotz des Kampfgeistes – es ist auch oft schwer, den Alltag zu bewältigen, manchmal plagen Zukunftsängste: "Was, wenn uns etwas passiert?" Aber Sarka und Stefan sind vor allem dankbar, gemeinsam mit ihrer Tochter so viele Fortschritte gemacht zu haben. "Alle Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder auf das Leben vorzubereiten. Auch wir tun das, nur anders. Wir haben schon viel erreicht, aber auch noch viel vor uns. Wir geben nicht auf."
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