Massiver Anstieg bei Internetkriminalität in der heimischen Wirtschaft
1,6 Milliarden Euro Schaden jährlich verzeichnet die Wirtschaft schon durch Cybercrime.
KLAGENFURT (vep). Geschätzte 5.000 Geschädigte in Kärnten, tatsächliche 1,6 Mrd. Euro Schaden jährlich in Österreich: Die Internetkriminalität gegenüber Betrieben nimmt rasant zu. Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß hat bei einer Veranstaltung der Wirtschaftskammer (WK) bereits im Jänner diese alarmierende Zahlen präsentiert. Allein im Vorjahr sei die Zahl der Anzeigen um fast ein Drittel gestiegen, auch weiterhin werde ein Anstieg von etwa 30 % pro Jahr prognostiziert.
Über E-Mails, Downloads, aber auch Website gelangen am häufigsten Troyaner in das System der Betriebe. "Sie verschlüsseln es, dann kommt die Erpresser-Forderung. Man soll zahlen, um sein System wieder nutzen zu können. Das geschieht schon völlig automatisiert", informiert der WK-Spartenobmann für IT, Martin Zandonella. Größere Betriebe würden ganz gezielt oft über Monate nach Schwachstellen durchsucht. "Auch in der Kommunikation untereinander. Dann kommt plötzlich die Anweisung der Managerin an die Finanzabteilung, eine Rechnung zu zahlen, obwohl es diese nie gab", warnt Zandonella.
Gefeit ist kein Unternehmen, vom kleinen Beherberger bis zum großen Industriebetrieb nicht. Zandonella: "Die Troyaner suchen gezielt nach Sicherheitslücken. Und die kann jeder haben." Vor allem, weil heute nahezu alles digital ist, sei das gefährlich. "Betriebe können oft tagelang nicht arbeiten, noch dazu sind Firmen- und Kundendaten weg", sagt Zandonella. Die sind am Markt etwas wert – auch die vom kleinen Nagelstudio. Und: Nahezu alles wird heute digital gesteuert. "Beim Hotel kann passieren, dass nicht einmal mehr die Türen aufgehen."
Deshalb sei es so wichtig, sich zu schützen. "Die Betroffenheit zu diesem Thema wird immer höher", informiert WK-Präsident Jürgen Mandl. Bei einer Blitzumfrage der steirischen WK unter knapp 500 Betrieben hätten 96 % Cybercrime-Gefahr als sehr wichtig und wichtig eingestuft.
Klagenfurter Betriebe schützen sich und ihre Daten
Auch Klagenfurts Unternehmer rüsten sich quer durch die Branchen vor der neuen Gefahr. Wie der Klagenfurter Werbe-Profi Volkmar Fussi: "Bei uns geht es in erster Linie um Datensicherung. Dafür haben wir entsprechende Backupsysteme." Natürlich hat er auch Sicherheitsvorkehrungen gegen Internetangriffe getroffen. Fussi: "Bei uns geht es darum, unser geistiges Eigentum zu schützen."
Klagenfurter Unternehmer schon Opfer von Attacken
René Battistutti, Chef von Energetica Industries in Viktring, ist vor allem die Mitarbeiter-Schulung wichtig: "Die beste Internet-Security, die wir natürlich haben, hilft nicht, wenn nicht alle Mitarbeiter für die Gefahren sensibilisiert werden." Und er weiß, wovon er spricht: "Ein Restrisiko bleibt immer. Wir hatten schon Angriffe, die für zwei Tage die IT des Betriebes lahmgelegt haben. Damit muss man heute leider lernen, zu leben."
Neue Soforthilfe der Wirtschaftskammer
Die Wirtschaftskammer Kärnten präsentierte vergangene Woche ihre neue, für Unternehmen kostenlose, Cyber-Security-Hotline. Unter der Nummer 0800 888 133 IT-Experten kostenlos mit Rat und Tat zur Seite. Für Hilfe darüber hinaus sorgt ein ebenfalls neu eingerichteter Bereitschaftsdienst von IT-Security-Experten der ExpertsGroup. Getragen und finanziert wird dieses Pilotprojekt gemeinsam von den Wirtschaftskammern Kärnten, Steiermark, Burgenland, Oberösterreich, Vorarlberg und Tirol sowie von der Wirtschaftskammer Österreich.
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