Der Methusalem Code – Teil 2: Liebe hält für immer jung
Partner, die sich schätzen und lieben, sind die beste Versicherung für ein langes Leben.
In ganz Mitteleuropa hat die Ehe massiv an Bedeutung verloren. Sie wird von der Mehrzahl der Menschen nicht mehr als Legitimation für Sexualität oder Familie gesehen. Stattdessen definieren Partner heute selbst, ab wann sie sich als Lebensgemeinschaft verstehen. „Patchwork-Familien“, in denen Paare mit Kindern aus früheren Partnerschaften zusammenleben, oder alleinerziehende Eltern mit wechselnden Partnern werden immer häufiger.
Die Paare trauen sich immer später. In Österreich lag das mittlere Erstheiratsalter der Männer zuletzt bei 32,6 Jahren, das der Frauen bei 30,3 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine der frisch geschlossenen Ehen vorzeitig beendet wird, liegt aktuell bei 41,6 Prozent. Paare trennen sich heute leichter und schneller. Viele Ehen schaffen es gar nicht ins „verflixte siebte Jahr“.
Ist es bei derartigen Voraussetzungen nicht besser, gleich auf die trügerische Sicherheit eines Trauscheins zu verzichten? Das entspricht doch auch viel eher dem Zeitgeist: Gehen zu können, wenn einem der Partner mit der Zeit zu sehr auf den Geist geht. Hier Freiheitsliebe, dort emotionelles, sexuelles und materielles Gefängnis. Es gibt anscheinend nicht viel, was für eine Heirat spricht. Oder doch?
Die Erwartungen ans große Glück zu zweit bestehen jedenfalls noch immer. Fixe Partnerschaften werden nicht infrage gestellt. In der aktuellen Shell-Jugendstudie geben nur 15 Prozent der Befragten an, dass sie sicher nie heiraten werden. Für drei Viertel der jungen Frauen und Männer gehört eine Familie unbedingt zu ihrem Bild von einem glücklichen Leben dazu. Inklusive Hochzeit. Und damit liegen sie gar nicht falsch.
Denn es gibt wenig, was für ein langes glückliches Leben bessere Voraussetzungen liefert als eine gute Partnerschaft. Und wenig, das gefährlicher ist wie eine vorzeitige Trennung. Im Hammond Report, jener berühmten Langzeitstudie, in der erstmals die Schädlichkeit des Rauchens bewiesen wurde, fand sich nur ein Risikofaktor, der das Rauchen an Gefährlichkeit übertraf: Und das war eine Scheidung. Speziell für Männer. Verheiratete hatten gegenüber Geschiedenen einen ebenso starken Gesundheitsvorteil wie Nichtraucher gegenüber Rauchern, die täglich eine Packung Zigaretten inhalierten.
Bei Männern fällt vor allem der enorme Unterschied im Risikoverhalten auf. In einer schwedischen Langzeitstudie mit 3,2 Millionen Teilnehmern starb im Untersuchungszeitraum jeder fünfte geschiedene, aber nur jeder elfte verheiratete Mann. Die Geschiedenen pflegten einen deutlich riskanteren Lebensstil. In der Ehe reduzierten Männer ihr Risiko für problematisches Trinkverhalten um 59 Prozent, Frauen sogar um 73 Prozent. „Nichts geht über die gegenseitige partnerschaftliche Verhaltenskontrolle“, lautete das Resümee der Studienautoren.
Doch auch wenn Rauchen und Alkoholmissbrauch in der Auswertung ausgeschlossen wurden, blieb für Verheiratete noch immer ein starker Überlebensvorteil. Für Frauen zeigt sich eine beruhigende, stressreduzierende Wirkung. Verheiratete Frauen mittleren Lebensalters haben nur ein halb so großes Risiko auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Alleinstehende haben im Vergleich ein deutlich höheres Risiko durch Unfälle, Kriminalität oder Selbstmord vorzeitig aus dem Leben zu scheiden.
Frauen gewinnen umso mehr Lebenszeit aus einer Ehe, je länger die Ehe andauert. Während bei Männern der Gewinn schon in mittleren Jahren deutlich ist, profitieren Frauen langsamer, dafür aber stetig. Im höheren Alter haben verheiratete Frauen dann ein wesentlich geringeres Risiko, zum Pflegefall zu werden. Die Gründe dafür sind noch nicht ganz klar. Aber einfach die Tatsache, dass ein Ehemann vorhanden ist, scheint Frauen im höheren Alter gesund zu halten. Egal, ob sie ihren Mann pflegen müssen, oder ob sie noch mit ihm tanzen gehen.
Die Partnerschaft hält auch geistig fit. Eine fanzösische Studie mit 4.000 Teilnehmern, die zu Beginn alle noch geistig gesund waren, bewies den Schutzeffekt der Ehe eindrucksvoll: Personen, die nie verheiratet waren, hatten ein doppelt so hohes Demenz- und ein beinahe dreimal höheres Alzheimerrisiko.
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