Die Esche in höchster Gefahr

LFD Josef Fuchs sieht wenig Chancen, die Krankheit zu bekämpfen.
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Ein aus Asien eingeschleppter Pilz bedroht die Esche in Österreich. Auch bei uns in Tirol wird es zunehmend für diese Baumart prekärer. Wir befragten Landesforsdirektor Josef Fuchs.
Wie groß ist das Eschenvorkommen in Tirol?
Die Esche ist gemessen an Ihrem Anteil am Gesamtvorrat im Tiroler Wald die fünfthäufigste Laubholzart in Tirol (0,2 % Anteil an der Summe aller Baumarten), nach Buche, Bergahorn, Grauerle und Birke. Gemessen an der Stammzahl aller Baumarten nimmt die Esche mit 0,6 % den sechsten Platz hinter Buche, Grauerle, Bergahorn, Birke und Sorbusarten (Vogelbeere, Mehlbeere u.a.) ein.

Wo sind die größten Vorkommen?
Der Eschenanteil ist im Unterinntal am höchsten. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt bis 900 m Seehöhe. Vorrangig besiedelt werden vor allem tiefgründige, nährstoffreiche Standorte entlang von Gewässern.

Hat die Esche in Tirol überhaupt Bedeutung? Welchen Nutzen hat die Esche bei uns?
Diese Baumart hat eine vielfältige ökologische Bedeutung für Forstwirtschaft und Naturschutz. Eschen haben eine hohe Standorttoleranz, d.h. sie kommen mit vielen Standortsbedingungen gut zurecht. Neben Ahorn und Ulme ist Esche vor allem auf natürlichen Nadelwaldstandorten eine sehr wichtige Mischbaumart, wo andere Laubbaumarten wie Buche oder Eiche standörtlich bedingt nicht mehr vorkommen. Bedingt durch das weitreichende und dichte Wurzelwerk wirkt sich ein hoher Eschenanteil auch sehr günstig auf die Schutzwirkung des Waldes auf rutschgefährdeten Hängen aus. Die Laubstreu wirkt bodenverbessernd (Humusbildung).
Die ökonomische Bedeutung dieser Baumart ist in Tirol gering. Anfallendes Eschenholz wird vor allem als Brennholz genutzt, nur wenige hundert Festmeter werden v.a. im bayerischen Raum als Sägerundholz vermarktet. In Ostösterreich stellt sich die Situation jedoch anders dar. Hier sind Laubholz-Sägewerke ansässig, über welche sich anfallendes Rundholz entsprechend vermarkten lässt. Eschenholz ist sehr zäh und biegsam, weist eine hohe Festigkeit auf und lässt sich gut verarbeiten. Auf Grund dieser Eigenschaften ist es bei der Herstellung von Werkzeugstielen sehr begehrt. Auch im Innenausbau kommt diese Holzart zum Einsatz.

Wie gefährdet sehen Sie den Bestand durch die Krankheit?
Beim Eschentriebsterben handelt es sich um eine eingeschleppte Pilzkrankheit aus Asien, gegen die unsere heimische Esche nicht gut angepasst ist. Die Krankheit kommt mittlerweile flächendeckend vor und führt vor allem in jungen Beständen rasch zum flächigen Absterben. Auch Altbäume können bei starkem Befall von der Krankheit abgetötet werden, allerdings dauert es hier meist mehrere Jahre. Durch das starke Absterben von jungen Eschen ist die Baumart in ihrem Bestand mittelfristig gefährdet, in etwa vergleichbar mit der ebenfalls durch eine Pilzkrankheit stark zurückgedrängte Baumart Ulme.
Ein großes Problem ist die schwer abschätzbare Standfestigkeit von befallenen Eschen entlang von Wegen. Aus Sicherheitsgründen mussten so etwa in Niederösterreich ganze Waldbestände für die Öffentlichkeit gesperrt werden.

Wie ist die zu bekämpfen?
Eine Bekämpfung ist so gut wie aussichtslos, da der Pilz den Standort über die Laubstreu am Boden über mehrere Jahre regelrecht verseucht.
Es ist jedoch auffallend, dass auch in stark befallenen Waldbeständen immer wieder einzelne Bäume nicht oder nur wenig befallen sind. Man geht davon aus, dass hier eine erhöhte Resistenz gegenüber der Krankheit vorherrscht. Im mehrjährigen bundesweiten Projekt „Esche in Not“ werden solche Einzelbäume gezielt aufgesucht, um daraus resistente Jungeschen zu züchten. Man erhofft sich dadurch, Aufforstungen dieser wichtigen Baumart wieder ankurbeln zu können.
Nicht oder nur wenig befallene Eschen sollten unbedingt im Bestand verbleiben.

Fakten:

- das Eschensterben ist in Europa seit ca. 20 Jahren bekannt und kommt mittlerweile so gut wie flächendeckend im gesamten Verbreitungsareal der heimischen Gemeinen Esche vor
- In Österreich wurde die Krankheit erstmals 2005 nachgewiesen
- Eine Infektion erfolgt über Sporen, die sich an abgefallenen Blattspindeln in der Bodenstreu entwickeln. Die Verbreitung erfolgt über Wind, wobei der Pilz über die Blätter in das Holz eindringt.

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