"Galtürer Enzner" im Alpinarium eröffnet

Eröffneten die Ausstellung: Bgm. Anton Mattle, LH Günther Platter, Ausstellungsarchitekt Tristan Kobler und Helmut Pöll.
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GALTÜR (otko). Im Alpinarium Galtür wurde die Dauerausstellung "Ganz oben – Geschichten über Galtür und die Welt" durch die Geschichte des "Galtürer Enzner" erweitert. Bei der offiziellen Eröffnung vergangenen Freitag konnte Alpinarium-Geschäftsführer Bgm. Anton Mattle zahlreiche Ehrengäste, darunter LH Günther Platter, begrüßen. Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten durch einen landesüblichen Empfang, der von der Schützenkompanie und der Musikkapelle Galtür umrahmt wurde. Die Segnung des neuen Teils der Dauerausstellung nahmen Pfarrer Bernhard Speringer und Diakon Karl Gatt vor.
Seit Jahrhunderten wird aus den Wurzeln des punktierten Enzians (gentiana punctata), der unter Schutz steht, der berühmte "Enzner" gebrannt. "Es ist nicht selbstverständlich solch eine Ausstellung zu präsentieren, denn es gab Zeiten, wo die Galtürer die Enzianwurzen aus purer Not gegraben haben. Noch heute hat der Enzian bei uns eine hohe Stellung und es geht weniger um Berauschung, sondern als Medizin für die Leute", erklärte Mattle den regelrechten Kult um das Destilat.
Von den 250 Familien suchen jedes Jahr 90 um eines der 13 verlosten Grabunsgrechte an. Pro Los dürfen 100 bis 120 Kilogramm Wurzen gegraben werden, was sieben Liter Schnaps ergibt. Danach heißt es wieder drei bis vier Jahre warten.
"Ein Liter Schnaps kostet 250 Euro und mit dieser kleinen Menge lassen sich keine Geschäfte machen. Dieser Brauch stärkt aber die Identität. Die Leute und nicht die Gemeinde schauen auf den Erhalt dieser Tradition", betonte Mattle.

"G'spariger Umgang"

2013 hat es das Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians sogar in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kuturerbes geschafft. Schon in der Antike (Römer) und im Mittelalter war die Heilkraft der Pflanze bekannt. Auch in der Literatur fand das Enzianwurzengraben und -trinken seinen Eingang. Johann Jakob Weilemann, der Erstbesteiger des Piz Buin, und auch Ernest Hemigway haben dies beschrieben.
Für Unruhe in Galtür sorgte in den 1980er Jahren der Erlass eines neuen Naturschutzgesetzes, das den punktierten Enzian plötzlich unter Schutz stellte. Nach einem Verfahren vor den Höchstgerichten konnten die Galtürer eine Ausnahmegenehmigung erwirken.
LH Günther Platter verwies in seiner Rede darauf, dass die Galtürer mit dem Enzner "sehr g'sparig" umgehen würden. "Ein richtiger Enzner muss einen Wert haben, ansonsten verlieren wir die Glaubwürdigkeit", so Platter. Voll des Lobes war er auch über die neue Ausstellung. "Es braucht immer wieder etwa Neues in einem Museum am Ende des Tales. Es braucht Phantasie und das ist mit dem Enzner gelungen", sagte der Landeshauptmann.
50.000 Euro wurde in die Ausstellungserweiterung investiert. Unterstützt wurde das Projekt, das von Ausstellungsmacher Tristan Kobler und Alpinarium-Projektleiter Helmut Pöll umgesetzt wurde, durch ein Leader-Projekt von regioL und durch Förderungen der Kulturabteilung des Landes.

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