Großer Ärger über geplante Abschiebungen im Bezirk

Momentan häufen sich die Probleme durch negative Asylbescheide während der Lehrausbildung im Bezirk. | Foto: DOC RABE Media/Fotolia
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LANDECK/SERFAUS (das). Das aktuelle Vorgehen der Bundesregierung sorgt für Kopfschütteln in allen Bereichen. Bestens integrierte Asylwerber sollen abgeschoben werden. Derzeit sind von diesen Maßnahmen auch fünf Lehrlinge im Bezirk betroffen.

So auch der Afghane Murtaza Rezaie der derzeit eine Kochlehre in Serfaus absolviert. Der 23- jährige stammt ursprünglich aus Gazni/ Afghanistan und ist nun seit November 2016 in Serfaus untergebracht. Von den Taliban mit dem Tod bedroht flüchtete Murtaza von Afghanistan über den Iran und der Türkei nach Europa. Über Umwege kommt er schließlich nach einer Odyssee durch Europa nach Tirol und schlußendlich nach Serfaus. Mit viel Engagement und dank der Unterstützung, die er aus dem Dorf erhielt, schaffte er im März 2017 die erforderliche Deutschprüfung, die ihn für eine Lehre befähigt. Er ist bei seinen Arbeitskollegen sehr beliebt und bestens integriert.

Lehrherren zeigen sich enttäuscht und wütend

Doch nun muss er um seine Zukunft in Österreich bangen, denn das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) schickte ihm einen negativen Bescheid. Afghanistan sei ein sicheres Land, hieß es darin. Die Behörde hat seine Aktivitäten für Integration und Berufsausbildung nicht im Geringsten berücksichtigt und er ist kein Einzelfall. Auch ein zweiter Lehrling im selben Hotel in Serfaus muss derzeit zittern. "Wir werden bis zum Schluss kämpfen, damit unsere Lehrlinge ihren Lehrabschluss bei uns machen können!" so der betroffene Junghotelier aus Serfaus.

Wütend und enttäuscht zeigten sich auch Geschäftsführer Georg Geiger und der Projektmanager der Seilbahn Komperdell, Christof Schalber über den negativen Bescheid ihres afghanischen Lehrlings. So haben sich beide massivst für den Lehrling eingesetzt, zuerst als er den Lehrlingsstatus erhalten sollte und aktuell für dessen Verbleib. "Es ist ein Witz, was da aktuell passiert. Wir haben auf Empfehlung der damaligen Landesrätin Baur einen Asylwerber als Kochlehrling aufgenommen, dies geschah unter hohem bürokratischen Aufwand. Jetzt plötzlich interessiert es keinen mehr was mit diesen Menschen geschieht. Das ist wirklich unmenschlich!" ärgert sich Georg Geiger. "Einmal hatte der junge Bursche geweint, denn eine Abschiebung in seine Heimat bedeutet gleichzeitig seinen Tod, da er als Verräter gebrandmarkt wurde!" ergänzte Geiger. "Es ist für uns einfach nicht nachvollziehbar, und von Seiten der Politik geschieht recht wenig. Die Burschen sind überall beliebt und machen eine tolle Arbeit! Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen um die Sache doch noch zu einem positiven Ergebnis zu bringen", gibt sich Christof Schalber kämpferisch.

Genauso hart geht Firmenchef Markus Müller mit der aktuellen Abschiebepraxis ins Gericht. Der Inhaber der Firma "Elektro Müller" meinte dazu: „Es ist ein großes Drama, was sich hier abspielt. Mein Lehrling wartet jeden Tag darauf seine Koffer zu packen. Jeder mag ihn, er integriert sich, die Leistungen im Betrieb und in der Schule sind ausgezeichnet“. Außerdem würde sich Müller von den Gerichten erwarten, dass auch der Betrieb gefragt wird, „ob wir mit dem Lehrling zufrieden sind“. Denn schlußendlich brauchen wir diese Menschen notwendig auf dem Arbeitsmarkt, erklärte der Firmenchef abschließend.

Grüne und SPÖ üben scharfe Kritik

Die Vorgehensweise sei nicht nur zutiefst menschenverachtend, sondern darüber hinaus auch volkswirtschaftlich "idiotisch" wie der Grüne Georg Kaltschmid, selbst Hotelier, ausführt. "In ganz Tirol werden derzeit händeringend Fachkräfte gesucht. Und die, die eine Lehre machen wollen, werden von Innenminister Kickl abgeschoben. Das soll noch einer verstehen. ÖVP und FPÖ schaden damit der wirtschaftlichen Entwicklung in Tirol, nur um ihre populistische Ausländer-Keule schwingen zu können", ist Kaltschmid sauer.
Ebenfalls nicht auf sich sitzen lassen will der Grüne Bezirkssprecher Wolfgang Egg die "haarsträubende" Argumentation des Landecker Nationalratsabgeordneten Dominik Schrott, wonach ausschließlich Asylgerichte über das Bleiberecht von Menschen auf der Flucht entscheiden würden. "Denn Gesetze können geändert werden", so Egg.

Hierbei verweisen "Die Grünen" auf Deutschland, wo Abschiebungen in unsichere Länder wie Afghanistan bis auf ganz wenige Ausnahmen gestoppt wurden und die Regelung "3plus2" eingeführt wurde. Asylwerber dürfen dort ihre Lehre absolvieren und mindestens noch zwei Jahre im Betrieb bleiben. Das wäre in Österreich ebenso möglich. "Schwarz-blau kann das in der Fremdenrechtsnovelle schnell einarbeiten, wenn es den Willen dazu gibt", so die Grünen.
Auch SPÖ LA Benedikt Lentsch stößt ins selbe Horn: Für mich ist klar: Ausbildung muss vor Abschiebung schützen. Eine gesicherte Aufenthaltsdauer für die Ausbildung in die ersten Arbeitsjahre muss kommen, gerne in Anlehnung an das deutsche Modell 3+2 (3 Ausbildungsjahre + 2 Arbeitsjahre).

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