Colorado Springs wurde zu ihrem neuen Zuhause
Waltraud Landschützer aus Leoben verließ 1959 ihre Heimatstadt Richtung New Jersey. Colorado Springs ist seit 1965 ihre zweite Heimat.
„Ich kann wirklich nicht sagen, ob ich mehr Österreicherin oder Amerikanerin bin. Immerhin bin ich schon 58 Jahre lang in den Staaten. Ich war 19 Jahre alt, als ich von Leoben weg ging, ich habe also so gut wie alle meine Erwachsenenjahre in Amerika verbracht“, sagt Waltraud Landschützer, heute 77 Jahre alt und „in einer netten Eigentumswohnung in Colorado Springs“ zuhause. Wie sie weiter erzählt, sehne sie sich der Landschaft und Menschen wegen oft nach Österreich und doch könne sie sich ein Leben in Leoben nicht mehr vorstellen. „Ich habe noch einige Freunde und auch Familie in Leoben, aber nach so vielen Jahren ändert sich einfach die Verbindung, vor allem nach dem Tod der Eltern. Das letzte Mal war ich 2012 in Leoben und habe keine Ahnung, wann ich wiederkomme“, so Waltraud Landschützer, die schon als Jugendliche mit großer Begeisterung Bücher über fremde Länder las. „Ich hatte mir vorgenommen, einmal wenigstens einen Teil der Welt zu sehen“, erinnert sie sich.
Nach New Jersey zum Großonkel
Als die gelernte Modistin in den 1950er-Jahren, wo es in Leoben generell schwierig war, einen guten Posten zu bekommen, keine Arbeit bekam, kam ihre Mutter zufällig mit einem Onkel in New Jersey darauf zu sprechen. „Er hat daraufhin vorgeschlagen, mich zu ihm in die USA kommen zu lassen. Ich war natürlich mit Begeisterung dabei und habe sofort um ein Visum angesucht“, erzählt Landschützer. Nach drei Jahren, 1959, war es soweit und sie flog als 19-Jährige nach New Jersey. „Im ersten Jahr habe ich für verschiedene Familien im Haushalt gearbeitet, um die Sprache zu erlernen. Im April 1960 habe ich dann einen Posten im Büro einer der größten Versicherungsgesellschaften der USA bekommen. Für diese Firma habe ich 34 Jahre lang gearbeitet. Selbst als ich 1965 nach Colorado übersiedelt bin, konnte ich meinen Posten behalten. Ich bin auch stets befördert worden und letztlich aus einer Managerposition heraus in Pension gegangen.“
Die Welt steht offen
Was sie an Amerika besonders schätze, ist, dass „einem hier die Welt wirklich offen steht“. „Es kümmerte sich niemand darum, welche Schule ich besuchte oder welche Lehre ich absolvierte. Um aufgenommen zu werden, wurde ich an die vier Stunden lang geprüft und das war alles“, so Landschützer. Nach ihrer Pensionierung arbeitete sie sieben Sommer in den Nationalparks Grand Teton Park und Glacier National Park im Büro, diesmal für die amerikanische Regierung. „Das waren herrliche Zeiten, jedes Jahr vier bis sechs Monate bezahlten Urlaub zu bekommen. Ich durfte sogar Uniform tragen, was eine ganz neue Erfahrung für mich war.“ Die vergangenen 13 Jahre war sie jährlich vier Monate für ein Steuerbüro an der Rezeption tätig. „Ich freue mich immer, dass ich in meinem Alter noch einen bezahlten Posten bekommen kann“, so die gebürtige Leobenerin, die liebevolle Großmutter für die Enkel- und Urenkelkinder ihres langjährigen Lebensgefährten ist.
Heimweh zu Weihnachten
„Die Gegend hier ist sehr schön und es gibt immer etwas zu unternehmen. Ich bin anfangs sehr gerne Schi gefahren, aber meine erste ‚Liebe‘ war Eislaufen und natürlich Wandern. Wir haben hier in Colorado viel Gelegenheit in die Berge zu gehen und das habe ich natürlich ausgenützt, besonders im Rocky Mountain National Park.“ Was ihr aus der Heimat fehle, seien hauptsächlich die kirchlichen Traditionen. „Ich glaube, Weihnachten ist das einzige Fest, wo ich Heimweh nach Österreich bekomme. Hier wird Weihnachten mit viel Trubel gefeiert, am Heiligen Abend gibt es Partys. Mir fehlt hier das besinnliche, ruhige Fest, welches mir aus meiner Kindheit in Erinnerung ist.“
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