UPDATE 18.12.2015: Hochresistenter Keim – Überträger-Baby verstorben

Foto: Gert_Te Peter Atkins/Fotolia
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UPDATE vom 18. Dezember: Jenes Baby aus Sarajevo, bei dem in der Vorwoche festgestellt worden war, dass es vom hochresistenten Acinetobacter-Keim besiedelt war, starb gestern Nacht an seiner schweren Herzerkrankung. Der Säugling wurde am 19. November 2015 vom Krankenhaus Sarajevo kommend im Kinderherzzentrum der Landes- Frauen- und Kinderklinik aufgenommen. Das Baby wurde am Kinderherzzentrum operiert und danach intensivmedizinisch weiter an der LFKK betreut. Wie sich im Zuge der Untersuchungen herausgestellt hatte, war das Kind Träger des hochresistenten Acinetobacter-Keims. Es befand sich seit Aufnahme in die LFKK aufgrund einer schweren Herzerkrankung in einem lebensbedrohlichen Zustand.

Zustand der anderen Kinder unverändert

Idealerweise sollen Kinder mit diesem schwerwiegenden Herzfehler in der ersten Lebenswoche operiert werden. „Die kleine Patientin kam allerdings erst in der zweiten Lebenswoche zu uns. Das Herz war dadurch vermehrt fehlbelastet. Trotz der unmittelbar erfolgten Operation, hat sich das Herz des Säuglings nicht mehr erholt. Das Kind ist leider heute Nacht an einem Herzversagen gestorben“, sagt Jutta Oberweger, Pressesprecherin der gespag. Die Behörden wurden vom Tod des Säuglings bereits informiert. Der Zustand der weiteren vom Keim besiedelten Kinder ist seit gestern unverändert.

UPDATE vom 17. Dezember:
Am Dienstag, dem 15. Dezember 2015, musste die gespag im Rahmen einer Pressekonferenz einen vierten Verdachtsfall im Zusammenhang mit der Verbreitung des Acinetobakter-Keims in der LFKK melden. Dieser Verdachtsfall hat sich heute bestätigt. Das Kind zeigt allerdings keinerlei keimbedingten Symptome. Seit Dienstag sind auch keine weiteren Verdachtsfälle aufgetreten. Der Zustand aller anderen betroffenen Kinder ist nach wie vor unverändert, beim Kind mit der Lungenentzündung, das erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden konnte, hat sich der Gesundheitszustand schon leicht verbessert. Auch die Testungen bei den Mitarbeitern in der LFKK und im AKh der Stadt Linz schreiten zügig voran. Von den mittlerweile über 90 % Getesteten ist kein einziger Träger des Keims.

UPDATE vom 15. Dezember: Nachdem in der Vorwoche in der Landes- Frauen- und Kinderklinik ein Säugling verstarb, der mit dem hochresistenten Acinetobacter-Keim infiziert war, laufen derzeit intensive Untersuchungen. Insgesamt bestand für 15 Patienten die potenzielle Gefahr, durch den Keim befallen zu werden. Bei zwei Kindern wurde der Keim nachgewiesen, bei einem weiteren liegt der Verdacht vor. Bis auf jene Fälle wurde bei keinem weiteren Kind eine Besiedelung festgestellt. Für gesunde Menschen besteht durch den Keim keine Gefährdung.

Strenge Quarantäne

Zwei der infizierten Kinder zeigen bislang keine Auffälligkeiten, bei einem trat jedoch eine Lungenentzündung auf. Diese wird derzeit mit Antibiotika behandelt. Das bosnische Kind, das aus dem Krankenhaus Sarajevo in die LFKK überstellt wurde und den Keim vermutlich übertragen hat, befindet sich aufgrund seiner Herzerkrankung (unabhängig vom Keimbefall) in einem lebensbedrohlichen Zustand. Alle vier Kinder sind unter Quarantäne-Bedingungen untergebracht und werden unter strengsten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen behandelt.

Auch mehr als 120 Mitarbeiter der LFKK und des AKh wurden bereits untersucht. Nach derzeitigem Stand konnte der Keim bei keinem nachgewiesen werden. Sollte dies doch noch geschehen, wird der Mitarbeiter von der Dienstverpflichtung freigestellt, bis die Kontrolluntersuchungen ein negatives Ergebnis zeigen. "Bei gesunden Menschen ist nach maximal 30 Tagen mit Keimfreiheit zu rechnen", sagt Gabriele Wiesinger-Eidenberger, Stv. Ärztliche Direktorin und Leiterin der Abteilung für Neonatologie an der LFKK.

Höchste Hygienemaßnahmen

In der gesamten Klinik werden einstweilen die höchstmöglichen Hygienemaßnahmen angewendet. "Trotz all dieser Vorkehrungen wissen wir aus Erfahrung, dass leider jedoch ein Restrisiko unvermeidlich ist", betont Jens Meier, Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin AKh/LFKK. Die betroffene chirurgische Intensivstation in der Kinderklinik wird im Lauf der Woche durch ein Spezial-Unternehmen gereinigt. Anschließend können dort wieder kleine Patienten betreut werden.

Behördliche Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Linz hat noch am Freitag vergangener Woche mit den behördlichen Ermittlungen begonnen und die Krankengeschichte des verstorbenen Kindes sichergestellt. Der Leichnam befindet sich derzeit im gerichtsmedizinischen Institut zur Obduktion. Die Frage, wie der Keim genau übertragen wurde, ist Gegenstand der derzeit laufenden Ermittlungen.

UPDATE 11. Dezember: Für besorgte Eltern, die sich nicht sicher sind, ob sie oder ihr Kind potenziell mit dem gestern bekanntgewordenen Krankenhauskeim in Berührung gekommen sein könnten, hat die Landes- Frauen- und Kinderklinik heute zwischen 9 und 12 Uhr eine Servicetelefonnummer eingerichtet, unter der Eltern entsprechende Auskünfte erhalten können: Die Telefonnummer lautet: 050 55463- DW 22712
„Potenziell betroffen können nur Kinder und Eltern sein, die sich im Zeitraum von 19. November bis 10. Dezember 2015 in der chirurgischen Intensivstation aufgehalten haben. Alle anderen Spitalsbereiche sind nicht betroffen“, sagt Jutta Oberweger, Pressesprecherin der gespag.

Tragischer Todesfall

Das mehrfach operierte Baby erlitt eine Sepsis, bei der der hochresistente Acinetobacter nachgewiesen werden konnte und verstarb. Übertragen wurde der tödliche Keim durch ein anderes Kind, welches in der LFKK aufgenommen wurde, durch ein AKh-Ärzteteam des Kinderherzzentrums operiert und danach intensivmedizinisch weiter in der LFKK betreut wurde.

Der Verlauf

Das verstorbene Neugeborene wurde in der LFKK wegen einer Darmfehlbildung mehrfach operiert und war durch diese Operationen deutlich immungeschwächt. Vermutlich hat auch die Ansteckung mit dem Keim den tragischen Verlauf der Erkrankung begünstigt. Beim Überträger-Kind handelt es sich um einen vom Krankenhaus Sarajevo überstellten Säugling aus Bosnien, welcher in der LFKK aufgenommen wurde, durch ein AKh-Ärzteteam des Kinderherzzentrums operiert und intensivmedizinisch weiter in der LFKK betreut wurde.
Bei einem routinemäßigen Abstrich wurde ein Acinetobacter-Keim beim Kind festgestellt, der als hochresistent bekannt ist. Umgehend nach Bekanntwerden des Keimbefalls wurde das Kind mit einem spezifischen Antibiotikum behandelt und es wurden maximale Isolations- und Hygienemaßnahmen ergriffen, die allesamt den vorgefertigten Plänen für derartige Situationen und den höchsten Standards der Wissenschaft entsprechen. Höchst bedauerlicherweise konnte dies nicht mehr verhindern, dass sich der Keim offenbar bereits auf den Säugling übertragen hatte, der infolgedessen heute verstarb.

Eltern betreut

Die Eltern des verstorbenen Säuglings wurden umfassend über die äußerst bedauerlichen Umstände des Todes ihres Kindes informiert und werden durch das Team der LFKK betreut.

Desinfektionsmaßnahmen und Screenings

Aktuell finden in den betroffenen Einheiten – sowohl in der LFKK als auch im AKh – Komplettreinigungen statt und es wurden erhöhte Hygienemaßnahmen eingeleitet. Zudem werden alle Eltern der anderen kleinen Patienten in den betroffenen Einheiten informiert und entsprechende Präventionsmaßnahmen eingeleitet.
Es wurde umgehend damit begonnen, alle anderen Patientinnen und Patienten, bei denen eine theoretische Möglichkeit einer Besiedelung besteht, auf den Keim hin zu testen. Das Ergebnis dieser Tests wird spätestens in acht Tagen vorliegen. Bis dahin bleiben die strengsten Isolations- und Hygienemaßnahmen aufrecht, was auch notwendige Einschränkungen im OP-Betrieb nach sich zieht.

OP-Betrieb eingeschränkt

Die Operationen werden auf dringende Fälle zurückgefahren. Alle betroffenen Patientinnen und Patienten (in Fällen von Kindern deren Eltern) wurden in der Klinik von den Ärztinnen und Ärzten auf der Station informiert. Nach aktuellem Stand der Testergebnisse muss von zumindest einem weiteren Fall einer Besiedelung mit dem Keim ausgegangen werden.

Der Acinetobacter als Krankheitserreger: Beim besagten Keim handelt es sich um einen Acinetobacter-Keim. Nicht bei jedem Patienten, der damit besiedelt ist, bricht auch eine Infektion aus.

Risikofaktoren für eine Besiedlung:
Risikofaktoren für eine Besiedelung oder Infektion mit multiresistenten Acinetobacter-Keimen sind längere stationäre Behandlung, Aufenthalt auf der Intensivstation, Beatmung, antibiotische Vorbehandlung, vorausgehende invasive Maßnahmen sowie schwere Grunderkrankungen. Für gesunde Menschen ist der Keim nicht gefährlich!

Die Übertragung: Die Übertragung des Erregers erfolgt von Mensch zu Mensch und er bleibt an Oberflächen haften.

Die Behandlung: Gegen resistente Acinetobacter-Keime wirken die verschiedensten Antibiotika nicht mehr. Im Falle eines Ausbruchs testen die Experten, auf welche Mittel der aktuelle Bakterien- Stamm noch reagiert. Diese können dann zusätzlich gegeben werden.

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Foto: Cityfoto
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