Von Peking nach Bruck an der Leitha – Endet die Transsibirische Eisenbahn in Niederösterreich?
Der Endbahnhof einer direkten Zugverbindung nach Peking soll nach Niederösterreich kommen.
8.000 Kilometer Schienenstrang - ohne Spurwechsel von Peking direkt in den Süden Wiens. Was wie ein Hirngespinst klingt, wird von Woche zu Woche realer.
Irgendwo zwischen Bruck an der Leitha und Schwechat soll der Endbahnhof der transsibirischen Eisenbahn in Niederösterreich entstehen. Bislang bevorzugte Verkehrsminister Norbert Hofer einen Standort in Parndorf. Nun ist diese Variante wegen mangelnder Unterstützung der Gemeinde aus dem Rennen.
3.000 Arbeitsplätze dank Eisenbahn-Projekt
Das Projekt ist ein "Steckenpferd" des frischgebackenen FPÖ-Generalsekretärs Christian Hafenecker: "Ich habe das Projekt ins Regierungsübereinkommen mit der ÖVP hineinverhandelt. Das ist kein PR-Gag, wir meinen das ernst. Derzeit endet die Transsib bereits in unserem Nachbarland Slowakei. Für das letzte kleine Teilstück bis in den Raum Wien gibt es bereits einen Kooperationsvertrag mit dem russischen Verkehrsminister. Das Projekt könnte alleine am Endbahnhof 3.000 Arbeitsplätze schaffen."
Grüne: "Widerspruch zum Klima- und Energieprogramm von Blau-Schwarz"
Widerstand gegen das Bahnprojekt kommt interessanterweise von den Grünen. Klubchefin Helga Krismer: "In Zeiten der Klimakatastrophe ist Verkehr in unserem Bundesland primär zu vermeiden und damit ein Widerspruch zum Klima- und Energieprogramm von Blau-Schwarz."
FP-Generalsekretär Hafenecker versteht das Argument nicht: "Es handelt sich um ein Bahnprojekt, das den Güterverkehr von und nach China auf die Schiene verlagern soll. Es soll Anbindungen an die Donauschifffahrt und unser Schienennetz, etwa den Güterbahnhof in Kledering, geben. Das hätte sehr positive Auswirkungen auf die globale Klimabilanz."
"Irgendwo zwischen Bruck und Schwechat"
Jetzt will Hafenecker die Verantwortlichen in Niederösterreich von den positiven Effekten für den Wirtschaftsstandort überzeugen: "Es liegt jetzt an der Landesregierung, diese Jahrhundertchance für das Land zu ergreifen und das Projekt zu unterstützen."
Erste Verhandlungen sollen in den kommenden Wochen stattfinden. Zum genauen Standort hält man sich bedeckt, dieser wäre "irgendwo zwischen Bruck an der Leitha und Schwechat" optimal.
Schleritzko: "Gemeinden haben Mitspracherecht"
Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) gibt sich abwartend: "Um voranzukommen, müssen jetzt alle Informationen auf den Tisch. Danach muss es sehr rasch zu Gesprächen zwischen Bund, Land und den betroffenen Gemeinden kommen. Denn die Gemeinden haben nicht nur als Betroffene, sondern auch in Sachen Flächenwidmung für das angrenzende Betriebsgebiet hier natürlich mitzureden!"
Verkehrsminister Hofer und sein russischer Amtskollege Maxim Sokolow unterzeichneten im Februar einen Kooperationsvertrag für den Ausbau des Breitspur-Bahnnetzes. Das Projekt würde laut Studien einen Zuwachs des Bruttosozialprodukts aller Teilnehmerländer um 12 Milliarden Euro ermöglichen. Die Kosten des Projekts werden auf 6,3 Milliarden Euro geschätzt. In Betrieb könnte die Bahn im Jahr 2033 gehen.
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