Das berührende Schicksal der „Pfaffin“ Emerenzia Pichlerin

Foto: FrauenART/Elke Resl

Zum 50. Todestag der Volksschriftstellerin Fanny Wibmer – Pedit (1890 – 1967) erarbeitete die Osttiroler Theatergruppe „FrauenART“ wohl ihr wichtigstes Werk „Die Pfaffin“ für die Bühne.
Hexenwahn und Hexenverfolgung führten in Tirol vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zu Hexenprozessen, bei denen ungefähr 300 Menschen wegen angeblicher Hexerei hingerichtet wurden. Besonders grausam und erschütternd ist das Schicksal der Osttirolerin Emerenzia Pichlerin und ihrer Kinder. Dank vollständiger Prozessakten sind wir über den abgeführten Prozess und dessen Ausgang authentisch und im Detail unterrichtet. Nach genauem Quellenstudium verewigte Fanny Wibmer – Pedit das Schicksal der Emerenzia Pichlerin in ihrem 1934 erschienenen Roman „Die Pfaffin“. Der Roman spielt in den Jahren um den Dreißigjährigen Krieg. Die Halbwaise Emerenzia wird wie ihre Mutter Häuserin (Pfaffin) in einem Pfarrwidum. Von einem Soldaten schwanger, heiratet sie den Vater des zu erwartenden Kindes, der sie nach kurzer Zeit verlässt. Dem Elend ausgesetzt, muss sie sich nun mit ihrem Kind durch das Leben schlagen. Sie verbindet sich mit einem mittellosen Bauern aus St. Veit und führt mit ihm auf einem Karren ein Leben als vagabundierende Landstreicherin, wobei sie einem Kind nach dem anderen das Leben schenkt. Sie versteht sich auf Quacksalberei, die durch Zauber- und Beschwörungsformeln in ihrer Wirksamkeit verstärkt werden soll. Ihre Kenntnisse und ihre Begabung werden ihr zum Verhängnis. In einen Salzburger Hexenprozess verstrickt, wird sie mit vier ihrer Kinder im Verlies von Schloß Bruck fast ein Jahr lang eingekerkert. In über 60 „peinlichen Verhören“ werden ihr unter Folter die widersprüchlichsten Geständnisse abgepresst. Sie wird zum Tode verurteilt und auf der sogenannten Galgentratte östlich von Lienz hingerichtet, ihr Leichnam anschließend verbrannt. Zwei ihrer Kinder werden zwei Tage später enthauptet. Als Mitglied einer Randgruppe, wahrscheinlich aber auch aus Angst und den Vorurteilen gegenüber einer intelligenten selbstständigen Frau war sie zum Opfer der damaligen gesellschaftlicher Konventionen geradezu prädestiniert.

Als Theaterprojekt mit Osttirol- und Frauenbezug bot sich das Schicksal der Osttirolerin Emerenzia Pichlerin geradezu an. Der Roman wurde von FrauenART gemeinsam dramaturgisch zu einem Theaterstück umgestaltet und adaptiert. Die eindringliche Sprachmelodie des Originaltextes wurde weitgehend beibehalten. Klang- und Musikinstrumente unterstützen die Handlung. Das Zeitkolorit wurde mithilfe von Historikern erforscht, Kostüme und Bühnenbild wurden von den Mitwirkenden erstellt. Der Leidensweg der Emerenzia Pichlerin führt durch fünf Lebensstationen, auf die Bühne gebracht in fünf szenischen Bildern, Emerenzia wird dabei von jeweils einer der Schauspielerinnen dargestellt. Die Inszenierung und Regie liegt in der Hand von Roswitha Selinger, unterstützt von Dr. Ekkehard Schönwiese.

Die Premiere findet am Pfingstsonntag 4. Juni um 20 Uhr im Kunsthaus sinnron in Dölsach statt.
Weiter Aufführungstermine: Pfingstmontag, 4. Juni, Dienstag, 5. Juni. Sonntag, 11. Juni und Montag 12. Juni 2017.

Eintritt: 12,- Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Trafik Helmut Semrajc (Beim Kino)

Wann: 04.06.2017 20:00:00 Wo: Kulturhaus Sinnron, 9991 Dölsach auf Karte anzeigen
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