Kraftwerk sorgt für Gedränge im Tauerntal
OSTTIROL (ebn). Die TIWAG plant am Matreier Tauerbach ein Ausleitungskraftwerk. Bereits seit dem Jahr 2006 schmiedet der Energieversorger Pläne in verschiedenen Varianten.
„Seit Planungsbeginn im Jahr 2006 sind mehrere Varianten intensiv geprüft worden. In gutem Einvernehmen mit der Standortgemeinde und den lokalen Initiativen haben wir mit dem vorliegenden Projekt eine technisch machbare Variante gefunden, die für uns auch wirtschaftlich vertretbar ist“, erklärt TIWAG-Vorstandsdirektor Johann Herdina. Den "Verein Erholungslandschaft Osttirol" gehört offenbar nicht zu jenen Initiativen, mit denen die TIWAG ein gutes Einvernehmen hat.
Vergangene Woche lud der Verein unter Wolfgang Retter zu Pressekonferenz und lässt mit seinen Mitstreitern kein gutes Haar an den Kraftwerksplänen. "Je weiter wir in die Unterlagen vorgedrungen sind, desto besorgter sind wir geworden. Im vielerorts äußerst engen Tauerntal drängen sich mit der Felbertauernstraße, die 380 kV-Stromleitung und der transalpine Ölleitung TAL bereits die drei großen Stränge. Ein weiteres großtechnisches Projekt wie dieser Wasserkraftbau kann zusätzliche Gefahren schaffen. Während der Errichtung der Anlage sind massive Bau- und Erdbewegungsarbeiten nötig. Dadurch, aber auch im Normalbetrieb, erhöht sich das Gefahrenpotential für die schon bestehenden Anlagen", so Retter. Das Wasser für das geplante Kraftwerk soll bei den Schildalmen ausgeleitet werden und über eine Druckleitung bis zum Krafthaus in Gruben gelangen. Auf dieser Strecke kreuzt die Leitung zweimal jene der TAL. Neben dem Gefahrenpotential sehen die Umweltschützer auch die mangeldene Rentabilität als großes Manko. "Dieses Kraftwerk ist unwirtschaftlich, das weiß auch der Vorstand der TIWAG, aber zudem ist es auch gefährlich", so Umweltanwalt Josef Unterweger.
Laut TIWAG ist das Kraftwerk ist mit einer installierten Leistung von 27,1 MW konzipiert. Pro Jahr können durchschnittlich 85 Gigawattstunden Strom produziert werden. Die veranschlagten Kosten belaufen sich auf 75 Mio. Euro.
"Aus geologischer und ökologischer Sicht wurde die Variante mit den geringsten Eingriffen in den Naturhaushalt bzw. den geringsten Risiken eingereicht“, so TIWAG-Vorstand Herdina.
Das Vorhaben wurde von der Behörde für vollständig erklärt und im Zeitraum 13.03.2017 bis 08.05.2017 zur Einsichtnahme und Stellungnahme öffentlich aufgelegt. Derzeit werden die zehn eingelangten Einwände von der Behörde geprüft. Spätestens im Frühjahr 2018 wird es eine öffentliche Verhandlung geben. Im Falle eines positiven Bescheids rechnet die TIWAG mit einem Baubeginn frühestens 2021.
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