Formularberge und Unterstützer: Vom Ankommen in Österreich
Von ihren Anfängen hierzulande erzählten in der Brunnenpassage Menschen, die ihre Heimat verlassen haben.
OTTAKRING. Die Argentinierin Natalia Hecht wurde von der Liebe nach Wien gelockt. Heute arbeitet sie hier als Künstlerin und Psychologin. Doch ihr Neuanfang war alles andere als leicht. Das lag nicht zuletzt an den Behörden. "Hatte ich ein Formular ausgefüllt, war schon das nächste an der Reihe", erzählte sie am 14. September den Zuhörern in der Brunnenpassage. "Irgendwann hatte ich genug davon. Da habe ich alle Behördenpapiere genommen und daraus eine Puppe gebastelt. Damit bin ich dann durch die Wiener Straßen gegangen."
Die Reaktionen und Rückfragen der Wiener Passanten seien so positiv gewesen, dass Hecht daraus gemeinsam mit anderen Frauen, die so ihre eigenen Migrationserfahrungen aufarbeiten und mitteilen konnten, ein Kunstprojekt machte.
Das ist eine der Geschichten, die an jenem Abend zu hören waren. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Verein Wirtschaft für Integration. Ziel war es, die Vielfalt der Migration nach Österreich in den vergangenen Jahren aufzuzeigen und den Einwanderern eine Stimme zu geben. Sie sollten einmal selbst von ihren Schwierigkeiten und Erfolgen berichten können.
So erzählte der 21-jährige Arkadi Yeghiazaryan eindringlich von seiner Schulzeit, die von Existenzsorgen und der Furcht vor Abschiebung geprägt war. Vor zehn Jahren ist er mit seinen Eltern und seiner Schwester nach Wien gekommen. "Es wird immer gesagt: Flüchtlinge kriegen so viel. Wir haben nichts bekommen. Meine Eltern durften nicht arbeiten, aber für die Wohnung und unsere Bildung mussten sie trotzdem bezahlen." Dreimal habe man versucht, die Familie abzuschieben. "Da fiel die Konzentration in der Schule schwer."
Start-up-Gründer
Heute studiert Yeghiazaryan Jus und hat ein Start-up-Unternehmen gegründet. Dabei geht es um "Augmented Reality": Mit einer Handy-App können Bilder in Büchern betrachtet und dreidimensional zum Leben erweckt werden. So soll Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache dabei geholfen werden, die Inhalte von Lehrbüchern besser zu verstehen.
Dramatische Geschichten
Mojtaba Tavakoli erzählte, wie er auf der Flucht aus Afghanistan fast im Mittelmeer ertrunken wäre. Das war vor zehn Jahren, er war damals gerade einmal 13 Jahre alt. Sein Bruder ist auf der Flucht gestorben.
Heute ist er Molekularbiologe, hat Neurowissenschaften studiert und steht vor dem Beginn eines Ph.D.-Studiums. "So weit konnte ich nur kommen, weil ich Hilfe hatte." Als Beispiel erzählt Tavakoli von einem Schuldirektor, der ihn täglich mit dem Auto zur Schule und anschließend wieder nach Hause brachte. "Aufgrund eines Unfalls saß ich im Rollstuhl. Hätte er mich nicht gefahren, hätte ich heute nicht die Bildung, die ich jetzt habe."
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