Altersgerechte Arbeitskarrier – jedes Alter hat seine Stärken
Führungskräfte sollten die Stärken ihrer Mitarbeiter aller Altersgruppe kennen und für den Betrieb nutzen.
"Die Gestaltung von altersgerechten Arbeitskarrieren liegt in der Verantwortung der Betriebe bzw. der Führungskraft. Aus meiner Erfahrung wird aber häufig die Verantwortung bei den Mitarbeitern selbst gesehen. Es ist der Glaube verbreitet, dass sich Mitarbeiter, je älter sie werden, mehr anstrengen müssen. Das Resultat ist am Arbeitsmarkt sehr klar ersichtlich: Der Anteil der 50plus-Mitarbeiter mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen ist unter den Arbeitslosen in Österreich sehr hoch", sagt Ursula King ....??? Sie betreut als Expertin Firmen beim Aufbau einer altersgerechten Arbeitskarriere. Das macht King über die "Demografieberatung für Beschäftigte und Betriebe“.
Alter als Ressource sehen
Die "Demografieberatung für Beschäftigte und Betriebe“ ist ein EU-Projekt, das kostenlose Profi-Beratung anbietet. Ein Aufgabenbereich ist das Projekt "altersgerechten Arbeitskarriere". Dabei zeigt King dem Betrieb Möglichkeiten und Gestaltungsräume von Arbeitsplätzen unter Einbezug des Alters von Erwerbstätigen auf. Das Alter der Erwerbstätigen wird dabei als Ressource gesehen. "Am Beispiel eines erfahrenen Dachspenglers mit 20-jähriger Berufspraxis würde das z.B. heißen, dass der Tätigkeitsbereich vom handwerklichen und körperlichen Arbeitseinsatz hin zu mehr Wissenstransfer, Beratung sowie Kundenkontakt und Vertrieb ausweitet", sagt Ursula King.
Anerkennung wollen alle
Altersgerechte Arbeitskarrieren nutzen die Vorteile des „Alters“ für die Gestaltung von Berufswegen und damit den Erhalt der Leistungsfähigkeit der Personen. Damit erhalten sich auch Motivation und Anerkennung bis zum Pensionseintrittsalter. "Jüngere Erwerbstätige haben meistens ein größeres Bedürfnis nach unmittelbarem Feedback und klaren Vorgaben, da sie ja auf weniger Erfahrung zurückgreifen können. Ältere Erwerbstätige haben meist ein viel größeres Bedürfnis nach Flexibilität und Autonomie in der Arbeitsgestaltung. Beide Altersgruppen vereint allerdings das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung", weiß Ursula King.
Höhere Urteilfähigkeit
Führungskräfte sollten die Stärken der älteren Mitarbeiter nicht unterschätzen: "Die Urteilfähigkeit, Zuverlässigkeit und das Verantwortungsbewusstsein nimmt mit dem Alter und der Länge der Berufserfahrung zu. Wesentlich sind auch eine höhere soziale Kompetenz sowie eine höhere Konfliktfähigkeit. Geduld und Gelassenheit nimmt auch mit dem Alter zu sowie der souveränere Umgang mit Problemsituationen", so King. Dagegen würden jüngere Mitarbeiter meist eine sehr hohe Lernbereitschaft, Neugier und Offenheit für Neues mitbringen. Sie seien sehr flexibel und mit dem Umgang mit neuen Technologien und sozialen Medien vertraut. "Erkennt eine Führungskraft diese Ressourcen kann er sie gezielt für sein Unternehmen nutzen", so die Expertin.
Patenmodelle andenken
"Wir sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit von jung und alt in Form von gemischten Teams, Patenmodellen, Tandems oder Arbeitsgruppen förderlich für den gesamten Betrieb ist. Dabei können auch unkonventioneller Formen der Zusammenarbeit eingesetzt werden wie z.B. die Methode des „Reverse Mentoring“. Bei diesem Tool geht es darum, dass z.B. jüngere den älteren Mitarbeitern bei der Anwendung einer neuen Datenbank coachen und unterstützen", gibt King Einblick.
Beispiel einer idealen Arbeitskarriere
"Ein Beispiel aus dem Gesundheitsbereich wäre das Arbeit mit einem jüngeren Mitarbeiter im Tandem. Der junge Kollege übernimmt die körperlich anstrengende Arbeiten. Der Einsatz von ergonomischen Hilfsmitteln ist außerdem unumgänglich sowie Nachtschichten deutlich zu verringern. Ein Tischler könnte ab einem höheren Alter in der Lehrlingsaubildung gut eingesetzt werden oder auch mehr in der Planung, im Verkauf und im Führen von Kundengesprächen eingesetzt werden", führt Ursula King als Beispiele an.
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