Bezirk Spittal: Die Grünen wollen neu durchstarten
Dorothea Gmeiner-Jahn wurde erneut zur Grünen-Bezirkssprecherin gewählt, Heinz Wallner ist ihr Stellvertreter.
SPITTAL (ven). Dorothea Gmeiner-Jahn ist erneut zur Grünen-Bezirkssprecherin gewählt worden. Ihr Stellvertreter ist der Gemeindegruppen-Sprecher von Spittal Heinz Wallner. Die WOCHE traf die beiden im Spittaler Grünen-Büro, das mittlerweile privat finanziert wird, zum Gespräch.
Gute Arbeit in Gemeinderäten
Dort, wo die Grünen im Gemeinderat sind - zehn insgesamt in Millstatt, Malta und Spittal - werde sehr gute Arbeit geleistet. Dazu gibt es noch einige grüne Aktive in Ortschaften, wo es aber keine Gemeindegruppe gibt. "Es gibt eine gute Vernetzung und Aufbruchsstimmung", so Gmeiner-Jahn zur WOCHE.
Zusammenarbeit klappt
Nachdem im Spittaler Gemeinderat Nadja Seebacher zu Fair gewechselt ist, gibt es nur mehr einen offiziell Grünen dort. "Die Zusammenarbeit zwischen Seebacher und Hannes Tiefenböck läuft gut weiter. Sie ist Mitglied der grünen Fraktion, die Anträge sind abgestimmt", so Wallner.
"Wollen wieder Mitmach-Partei werden"
Die vergangene Landtagswahl war demotivierend für die Grünen. Was haben sie daraus gelernt? Die gesamte Landesorganisation arbeitet derzeit ehrenamtlich, in ganz Kärnten gibt es 55 Gemeindemandatare. "Es passiert viel grüne Politik. Wir sind zuversichtlich, dass wir bei den nächsten Landtagswahlen wieder stärker sind", so Gmeiner-Jahn.
"Es hat sich einiges getan. Wir haben nun keine große Infrastruktur oder Geschäftsführung mehr. Das motiviert uns aber, dass wir eine Mitmach-Partei wieder werden wollen. Wenn jemand etwas bewegen möchte - im grünen Sinn - dann heißt es, in die Hände spucken und Leute finden", sagt sie weiter. Seit neuestem gibt es dazu auch eine ehrenamtlich programmierte App, worüber alle Aktivitäten und Informationen für Mitglieder abrufbar sind. "Die hat sich sehr stark entwickelt und zeigt, dass wir auf dem Weg zu unseren Wurzeln sind, nämlich die Eigenverantwortung anzusprechen", erklärt Gmeiner-Jahn. Politik 2.0 also? "Mindestens. Der Vorteil ist, dass der Informationsfluss von oben nach unten abnimmt. Hier hat man aber direkte Kommunikation.", so Wallner.
Umweltschutz und Direktvermarktung
Von den Themen her stehe Umweltschutz 4.0 ganz oben. "Da sind wir momentan die einzigen, die das Thema vertreten. Dazu kommt noch soziale Gerechtigkeit. In unserem Umfeld ist auch regionales Wirtschaften für uns wichtig."
Gmeiner-Jahn bemühe sich, dass die bäuerliche Direktvermarktung auch zu anderen frequentierten Orten gebracht werde. Ob es ein Markt oder ein anderes System sein wird, werde sich noch zeigen. Das "Nockkörberl" für diese Zwecke sei für Wallner "zwar nett, aber es soll mit 30.000 Euro pro Jahr von der Stadt gefördert werden, während andere Unternehmen nur einen Bruchteil davon bekommen." Er sieht das Körberl als "Prestige-Objekt, das nun gepusht wird und es ist eine Konkurrenz zum Bauernmarkt."
Radwegnetz
Die nächsten Ziele im Bezirk Spittal? "Das E-Bike-Festival in Millstatt hat den Radweg durch die Lieserschlucht wieder aktuell gemacht. Es ist traurig, denn seit Jahren bringen wir Vorschläge und machen Anfragen. Kaum macht man so ein Festival, wird es gehypt. Dickes Lob an Daniel Ramsbacher, aber offensichtlich braucht es eine solche Veranstaltung, damit etwas passiert", so Wallner. Landesrat Martin Gruber werde das Versprechen, den Radwegbau 2019 zu starten, "hoffentlich einhalten." Für Wallner ist der Radweg "nur ein Anfang. Was wir nach wie vor brauchen, sind sichere Radwege durch Spittal, die wir noch nicht haben." Dazu will Wallner auch Stadtrat Franz Eder, der für ein Radwegenetz in der Stadt plädiert, in die Pflicht nehmen. Wallner könne sich auch vorstellen, projektbezogen auch mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten.
Radlobby arbeitet
Gmeiner-Jahn möchte das noch erweitern. "Wir haben zwei Allianz-Partner. Ich finde das neue Nock-Mobil, das kommen soll, großartig und wird von uns auch unterstützt. Es gründete sich in Spittal auch eine Arbeitsgruppe der Radlobby Kärnten. Das ist aus grüner Sicht sehr erfreulich." Denn da, wo die Radlobby bereits arbeite, würden sich die Bedingungen im Straßenverkehr deutlich verbessern. Es bräuchte eine sichere Radverbindung bis in die Vorstadt. "Und nicht nur für die Freizeitradler, sondern für diejenigen, die täglich damit in die Arbeit oder Einkaufen fahren."
Der Wille, etwas zu tun
"Etwas, wo wir uns schon aktiv einsetzen, ist der Spittaler Bahnhof. Es gibt keinen Kiosk, keinen Bankomat. Man kommt als Gast an, und hat nicht mal einen Radverleih dort", so Wallner. Es seien keine aufwändigen Dinge, es ginge um den Willen, etwas zu tun.
Naturschutz und Tourismus
Wie bringen sich die Grünen in aktuelle Diskussionen im Bezirk ein? "Wenn uns jemand nach dem Mölltaler Gletscher fragt, sagen wir 'Danke nein'. Die Grünen stehen bis heute für die Einhaltung von Gesetzen. Der Schutzstatus, den diese Gebiete haben, weil es genau um diese Gebiete geht, ist aus unserer Sicht vollkommen unverhandelbar. Das Thema wird wie Dracula immer wieder aus dem Sarg gezogen. Da gibt es von uns sehr kritische Distanz", so Gmeiner-Jahn. "Ja wir haben elf Prozent Arbeitslosigkeit, aber man muss das differenziert betrachten. Der Hauptteil der Arbeitslosen sind saisonale Kräfte, am Bau oder in der Hotellerie. Man kann nur gegensteuern, indem man auf Ganzjahresbetrieb umstellt. Hier sollten Möglichkeiten dazu geschaffen werden", ergänzt Wallner. Nur so könne man entgegensteuern.
Pro Väter-Karenz
Gerade Frauen seien diejenigen, die in der ländlichen Region wie Oberkärnten oft nicht arbeiten gehen könnten, da es massive Probleme bei der Kleinkindbetreuung gebe. "Hier wird sich hoffentlich was tun, so wie von Landeshauptmann Peter Kaiser angekündigt." Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass auch Väter in die Karenz gehen - wo es finanziell Sinn mache.
UVP-Verfahren kritisch
Der Straßenbau ist in Oberkärnten ebenso ein Sorgenkind. "Wenn neue Trassierungen im Gespräch sind, muss es für die Anrainer passen. Straßen sind wichtig als Lebensader. Wo es eine Zuglinie gibt, würde ich mir wünschen, dass man die wirtschaftliche Anbindung an die Bahn mitprüft", so Gmeiner-Jahn. Wallner ergänzt: "Spannend wird es mit der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Wenn man innerhalb von zwölf Monaten keine UVP hat, wird das Projekt genehmigt. Das sehe ich grundsätzlich sehr kritisch. In der Vergangenheit hätte das bedeutet, dass es zum Beispiel auch Zwentendorf gegeben hätte."
Im Sinne der Natur ein "Desaster" laut Gmeiner-Jahn. Die Behörden müssten besser ausgestattet werden, wenn die Behördenverfahren zu lange dauern.
Chancen am Arbeitsmarkt
Insgesamt müsste im sozialen Bereich mehr getan werden, auch für Menschen mit Beeinträchtigungen. "Man hat kaum Niederflur-Busse für die ältere Generation. Meistens gibt es nur einen einzigen Rollstuhl-Platz", so Wallner. Es müsste für Menschen mit Beeinträchtigung auch mehr Chancen am Arbeitsmarkt geben. "Alle reden von Integration, die Menschen müssen inkludiert werden." Mit gutem Willen ginge das sehr wohl. Klienten in Tageswerkstätten hätten nämlich auch keinen Anspruch auf eine Pension. "Hier muss man sich engagieren, hier setze ich mich ein", so Wallner.
Bäuerliche Landwirtschaft
Gmeiner-Jahn liege die bäuerliche Landwirtschaft am Herzen. "Auch die Landwirtschaftskammer ist keine Vertretung für eine bäuerliche Landwirtschaft. Dort geht es Richtung betriebswirtschaftliches Denken. Hier wäre es im Sinn für uns alle, dass wir uns darauf besinnen, was wir an bäuerlicher Landwirtschaft haben und sie fördern und bei Direktvermarktern einkaufen." Für Gmeiner-Jahn habe das auch etwas mit Würde zu tun, die sie den Bauern zurückgeben möchte.
Wallner dazu: "Wenn man ein Produkt im Geschäft kauft, werden Schadstoffe angegeben. Als Bio-Bauer hat man noch ein Label zusätzlich. Eigentlich müsste man bei jedem konventionellen Produkt 'Hier wird mit Gift gearbeitet' vermerken."
Steckbrief:
Name: Dorothea Gmeiner-Jahn
Geburtstag: 19. Febraur 1970
Wohnort: Millstatt am See
Beruf: Selbstständige Trainierin für Schulmediation
Politischer Werdegang:
Hobbies: Mit dem Hund spazieren gehen und trainieren, fotografieren
Motto: Das beste draus machen
Vorbilder: Was den langen Atem betrifft ist es Helmut Schmidt
Name: Heinz Wallner
Geburtstag: 4. März 1974
Familie: Verheiratet mit Christina
Wohnort: Spittal
Hobbys: Rockkonzerte, Tiere, Garten, Comics
Beruf: Systemadministrator bei der Strabag seit 18 Jahren
Vorbild: Christine Nöstlinger, Menschen, die stark sind, und nicht mit der Masse mitschwimmen, die den Mut haben, sich gegen populäre Dinge aufzulehnen
Ziel: eine glückliche Familie
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